Neues Konzept : Stadt im Norden will in den Lockdown – auf eigene Art und Weise
Foto:
Rostock –
Mit niedrigen Inzidenzwerten und innovativen Konzepten galt Rostock lange Zeit als eine Art Vorzeigeort in der Pandemie. Doch die dritte Welle macht auch vor der Hansestadt keinen Halt. Erstmals wurde die 100er-Marke geknackt. Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen (parteilos) muss die Notbremse ziehen – allerdings mal wieder auf seine Art.
Laut Angaben des Robert Koch-Instituts lag der Inzidenzwert in Rostock am Freitag bei 132,9 – am Montag wurde dort erstmals ein Wert über 100 erreicht. Landesweit lag die Inzidenz am Freitag bei 148,4. Wie in ganz Deutschland soll es in Mecklenburg-Vorpommern angesichts dieser steigenden Zahlen einen neuen, härteren Lockdown geben.
Rostocker Bürgermeister mit innovativem Lockdown-Plan
Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) kündigte auf Twitter an, nicht auf die geplante Verabschiedung des neuen Infektionsschutzgesetzes durch den Bundestag zu warten. Schon am 19. April soll es zu Schul- und Kitaschließungen, verschärften Kontaktbeschränkungen und der Schließung des Einzelhandels und körpernaher Dienstleistungen kommen.
Oberbürgermeister Claus Ruhe Madsen hat sich lange gegen eine Notbremse für Rostock gewehrt, kann sich ihr angesichts der dritten Welle aber nicht mehr entziehen. Der bevorstehende Lockdown wird auch in der Hansestadt gelten, wie die „Welt“ berichtet. Trotzdem gibt sich Madsen nicht mit den Maßnahmen zufrieden: In einem Arbeitspapier hat er der Ministerpräsidentin einen Zwölf-Punkte-Plan mit neuen Vorschlägen vorgelegt.
Das könnte Sie auch interessieren: Urlaub während Corona? Bahn trifft wegen Ansturm Maßnahme auf beliebter Strecke
In diesem Papier fordert Madsen eine andere Art des Lockdowns. Nach mehr als einem Jahr Pandemie gebe es neue Erkenntnisse, die anderes Handeln erfordern. „Eine schlichte Übernahme alter Regeln wird nicht mehr möglich sein, weil sich auch das Verhalten der Menschen verändert hat”, heißt es dort. Konkret fordert der Oberbürgermeister mehr Aktivitäten im Freien: „Wir müssen den Menschen ein Angebot für den Aufenthalt außerhalb der eigenen vier Wände machen. Sport und Freizeitaktivitäten an der frischen Luft, z.B. Individualsport, allein, zu zweit oder im eigenen Haushalt. Parks, Außenbereiche von Zoos und Spielplätze sind hier wichtige Orte, die mit klaren Hygienekonzepten funktionieren.”
Rostock: Madsen für mehr Aktivitäten im Freien
Mehr Aktivitäten im Freien würden laut Madsen auch zu einer größeren Akzeptanz der nächtlichen Ausgangssperren führen. Beschränkungen in der Nacht sollen demnach mit Angeboten am Tag kombiniert werden. Angesichts der kommenden Schulschließungen fordert der Rostocker für Kinder und Jugendliche mehr Bildungs- und Sportmöglichkeiten an der frischen Luft – auch Unterricht unter freiem Himmel sei denkbar.
Das könnte Sie auch interessieren: Besucher-Ärger in beliebtem Naherholungsgebiet
Eine komplette Schließung der Schulen solle maximal 14 Tage andauern. „Kinder brauchen Kinder und Kinder haben ein Recht auf Bildung. Schließungen im Schul- und Kitabereich müssen mit einer klaren Perspektive versehen werden, um diesem Anspruch gerecht zu werden”, heißt es dazu in dem Papier. Hinweise von Kinderpsychologen sollten ebenfalls beachtet werden.
Auch für den Einzelhandel hat der Rostocker einen Plan: Für bestimmte Branchen und Bereiche wie Autohäuser, Gartencenter und Baumärkte soll das Konzept „Click and Meet” trotz Lockdown weiterhin möglich sein. Ein weiterer Punkt ist die Betrachtung des Infektionsgeschehens. Diese solle nicht nur vom Inzidenzwert abhängig gemacht werden, sondern auch von der Impfquote in den drei Prioritätsgruppen. Außerdem verändere das geänderte Testverfahren durch zusätzliche Schnelltests und Selbsttests den Inzidenzwert. (lmr/dpa)