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Die Belegschaft der Meyer Werft bei einer Kundgebung der IG Metall.
  • Die Belegschaft der Meyer Werft bei einer Kundgebung der IG Metall.
  • Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Arbeitsplätze betroffen: So soll die angeschlagene Meyer Werft saniert werden

In der Branche ist die Meyer Werft für Kreuzfahrtschiffe bekannt – zuletzt machte sie allerdings vor allem aufgrund ihrer milliardenschweren Finanzierungslücke Schlagzeilen. Der Betriebsrat, IG Metall und die Geschäftsführung haben sich jetzt auf Kernpunkte zur Restrukturierung geeinigt. Das betrifft auch Arbeitsplätze.

Die Arbeitnehmerseite stimmte in einer Rahmenvereinbarung dem Abbau von 340 Stellen zu, der möglichst ohne betriebsbedingte Kündigungen umgesetzt werden soll. Die Unternehmensführung akzeptierte die Bildung eines Aufsichtsrats und eines Konzernbetriebsrats.

Meyer Werft in der Krise: Das sind die Eckpunkte

Auch soll der Firmensitz wieder von Luxemburg nach Deutschland verlegt werden, sagten Vertreter von Gewerkschaft, Betriebsrat und der Geschäftsführung bei einer Pressekonferenz in Papenburg. Darauf hatte zuletzt vor allem die niedersächische Landesregierung gepocht.

Bis Ende 2030 soll der Vereinbarung zufolge eine Belegschaftsstärke von mindestens 3100 Beschäftigten, davon mindestens 1200 Tarif-Beschäftigten, garantiert werden. Jährlich sollen mindestens 45 Auszubildende und neun Duale Studierende eingestellt werden. 

Der Stellenabbau solle in mehreren Stufen erfolgen, erläuterte Betriebsratschef Andreas Hensen. Demnach sollen zunächst 100 befristete Stellen auslaufen, die übrigen Stellen nach Möglichkeit über ein Freiwilligenprogramm abgebaut werden. Die Belegschaft sei am Mittwoch auf einer Betriebsversammlung informiert worden, sagte Hensen. „Man hat die Anspannung zu Beginn gemerkt, aber auch die Erleichterung zum Schluss.“

Meyer Werft steckt in größter Krise seit Gründung

Das für seine Kreuzfahrtschiffe weltbekannte Traditionsunternehmen durchlebt derzeit die schwerste Krise seiner mehr als 200-jährigen Existenz. Bis Ende 2027 müssen mehr als 2,7 Milliarden Euro finanziert werden, davon entfallen auf eine notwendige Erhöhung des Eigenkapitals 400 Millionen Euro, sagte Chefsanierer Ralf Schmitz. Er betonte, dass es bei den restlichen 2,3 Milliarden Euro um die Vorfinanzierung von zwei Schiffsneubauten gehe, für die Bürgschaften des Landes und des Bundes notwendig seien. Es gehe nicht um Subventionen.

Ralf Schmitz (links), Chief Restructuring Officer und Unternehmenschef Bernd Eikens bei der Pressekonferenz zur Lage der Werft. picture alliance/dpa | Lars Penning
Ralf Schmitz (links), Chief Restructuring Officer und Unternehmenschef Bernd Eikens bei der Pressekonferenz zur Lage der Werft.
Ralf Schmitz (links), Chief Restructuring Officer und Unternehmenschef Bernd Eikens bei der Pressekonferenz zur Lage der Werft.

Schmitz hatte Ende Mai einen Stellenabbau von mehr als 400 Stellen gefordert. Es sei bei den Verhandlungen gelungen, Vertrauen zwischen beiden Seiten zu gewinnen, sagte er. „Ich habe selten eine so emotionale Situation erlebt. Wir sind an die Grenzen gegangen und haben eine Lösung gefunden, die auch verträglich ist.“

Das Unternehmen habe noch einen langen Weg vor sich, sagte Schmitz. Es müsse profitabler werden, das Ergebnis müsse sich um 200 Millionen Euro verbessern. „Ich glaube an das Unternehmen, und ich glaube an die Produkte“, sagte er. Das sei eine wichtige Voraussetzung für eine Zukunft des Unternehmens. 

Das sind die Aussichten für die Kreuzfahrt-Branche

Unternehmenschef Bernd Eikens sagte, die Einigung sei ein wichtiger Baustein für die Zukunft des Unternehmens und der Belegschaft. „Er ist aber auch nur ein Schritt, und in den nächsten Tagen werden weitere Schritte erfolgen müssen“, sagte Eikens, der seit vergangenem Dezember an der Spitze des Konzerns steht. „Die Meyer Werft muss und wird profitabler werden. Unser Ziel ist es, besser als unsere Mitbewerber zu werden – auch, was die finanziellen Kennzahlen angeht.“ Die Aussichten in der Branche für den Kreuzfahrtschiffbau seien gut, es werde ein Wachstum von sechs Prozent im Markt in den nächsten zehn Jahren erwartet, sagte der Manager.

Die Meyer Werft an der Ems in Papenburg ist finanziell schwer angeschlagen. picture alliance/dpa/Sina Schuldt
Die Meyer Werft an der Ems in Papenburg ist finanziell schwer angeschlagen.
Die Meyer Werft an der Ems in Papenburg ist finanziell schwer angeschlagen.

Schmitz sagte, über einen Investorenprozess könne seiner Einschätzung nach erst 2026 oder 2027 gesprochen werden. Für die bis dahin notwendige Eigenkapitalerhöhung müssten Personen oder Institutionen angesprochen werden, die kurzfristig bereit seien, Kapital in das Unternehmen zu geben. Denkbar seien Geldgeber aus der Branche, aber auch aus dem Kundenkreis. Die Werft sei Technologieführerin in der maritimen Wirtschaft und wichtig für die Branche. „Wenn die Meyer Werft nicht mehr da ist, ist das ein Schlag für die maritime Wirtschaft insgesamt“, betonte Schmitz. „Wir reden daher von über 20.000 Betroffenen, wenn es bei der Meyer Werft kein gutes Ende nimmt“, sagte er.

Gewerkschaft fordert Bekenntnis von Bundesregierung

Die IG Metall forderte ein klares Bekenntnis und Hilfe von der Bundesregierung. „Wir haben uns hier zusammengerauft, wir haben hart gerungen, haben eine vernünftige Einigung bekommen. Trotzdem ist die Werft damit nicht gerettet“, sagte Heiko Messerschmidt vom IG-Metall-Bezirk Küste. Dafür sei Hilfe der Bundesregierung nötig. „Jetzt brauchen wir entsprechende Signale aus Berlin, und die müssen sehr, sehr schnell kommen“, sagte er. Das sei nötig für den Erhalt der Werft und der Arbeitsplätze. 

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