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Corona-Ärger an der Nordsee: „Wir fühlen uns im Stich gelassen“

Cuxhaven –

Wattwagen dürfen ab dem 25. Mai wieder zwischen Cuxhaven und Neuwerk fahren – unter Einhaltung der Hygiene-Regelungen für den öffentlichen Personenverkehr. Doch die Fuhrunternehmen rätseln, wie sie die umsetzen können.

Nach dem Corona-Lockdown kehren langsam die Touristen zurück nach Cuxhaven. Die Strandkörbe sind aufgestellt, der Kletterpark ist offen und das Ausflugsschiff „Flipper“ sollte diese Woche seinen Betrieb wiederaufnehmen. Auch Kai Stelling würde gerne seine Pferde vor seine Kutschen spannen und mit Gästen ins Wattenmeer fahren. Doch wann er das machen kann, weiß er noch nicht. „Wir hängen in der Luft“, sagt er.

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„Es mag sich keiner bei den Behörden aus dem Fenster hängen“, sagt auch Wattwagenfahrer Jan Brütt. „Der eine sagt so, der andere so.“ In der Lüneburger Heide dürfen Kutschen bereits wieder fahren. Auf Nachfrage der Deutschen Presse-Agentur heißt es von der Pressestelle des Landkreises Cuxhaven, dass am 25. Mai die Wattwagenfahrten starten könnten. Die Fuhrunternehmen wissen davon allerdings nichts. Der Landkreis Cuxhaven entgegnet, man sei mit den Wattwagenbetreibern im Gespräch. Konkrete Angaben seien für diesen Mittwoch geplant.

Mindestabstand auf der Kutsche – Wie soll das gehen?

Der Landkreis gibt vor, dass für die Ausflüge zwischen Cuxhaven und der Insel Neuwerk die aktuellen Hygiene-Regelungen des öffentlichen Personenverkehrs gelten. Jeder Gast müsse auf den Wattwagen „soweit möglich einen Mindestabstand von 1,5 Metern zu anderen Personen“ halten, teilte eine Sprecherin des Landkreises mit. Ausnahmen gebe es für Familien. Das Tragen von Atemschutzmasken sei verpflichtend.

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Stelling und Brütt wissen nicht, wie sie den Mindestabstand umsetzen sollen: Die Kutschen sind für bis zu zehn Gäste ausgelegt, sie haben drei Sitzreihen, die rund 70 Zentimeter voneinander entfernt sind. „Die 1,5 Meter Abstand können wir in keiner Weise einhalten“, sagt Stelling. Sollte die mittlere Bank entfernt werden, hätten gerade mal drei Gäste auf der hinteren Reihe Platz. „Das ist wirtschaftlich nicht machbar“, sagt auch Steffan Griebel, der ab Neuwerk Wattwagenfahrten anbietet.

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Stelling gibt zu bedenken: „Wir sind an der frischen Luft und sitzen hintereinander.“ Für Wattwagen sollten daher andere Bedingungen gelten als für geschlossene Verkehrsmittel. Auch das Tragen von Atemschutzmasken hält er nicht für umsetzbar. Im Watt sei es windig, die Masken könnten von den Ohren flattern. Da die Kutschen im Konvoi fahren, könnten umherfliegende Masken nachfolgende Pferde erschrecken. Die Gefahr wäre groß, dass die Tiere durchgingen.

„Die Gesundheit geht vor“: Trennscheiben auf den Wattkutschen denkbar

Brütt sieht das nicht so kritisch: „Da sind die Kutscher gefragt.“ Manchmal flögen auch Mützen oder Decken von der Kutsche. Für Brütt wären auch Trennscheiben zwischen den Sitzreihen denkbar. Regelmäßige Desinfektionen der Kutschen seien ebenfalls machbar. „Die Gesundheit geht vor“, so Brütt. Griebel hofft, dass Hamburg und Niedersachsen sich abstimmen – nicht dass die Regeln für die Kutscher auf der Insel anders seien als auf dem Festland.

Dem bestellten Hufschmied hat Kai Stelling für diese Woche erst mal wieder abgesagt. Noch will er das Geld für die Eisen nicht ausgeben, die die Pferde im Watt brauchen. Zu unsicher sei die Lage.

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