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Corona-Ausbruch auf „Mein Schiff 3″: Die Wut der Crew: Hat TUI Cruises Fehler gemacht?

Cuxhaven –

Ruhig liegt die „Mein Schiff 3“ seit Dienstag im Hafen von Cuxhaven. Doch an Bord des Kreuzfahrtschiffes der Reederei TUI Cruises brodelt es. Nach dem positiven Test eines Crewmitglieds werfen die nun an Bord isolierten 2900 Besatzungsleute ihrem Arbeitgeber Missmanagement vor. Hat TUI Cruises fahrlässig gehandelt und so die Seeleute in Gefahr gebracht?

„You are 1st class“ ist auf Plakaten  an Bord der „Mein Schiff 3“ zu lesen. Auf an die Wände gepinnten Zetteln steht: „Die Gesundheit der Gäste und Crew hat oberste Priorität.“ Sätze, die vielen Seeleuten inzwischen offenbar wie Hohn vorkommen.

Reguläre Passagiere gibt es an Bord zurzeit keine. TUI Cruises hatte das Schiff in den vergangenen Wochen als eine Art Sammel-Taxi eingesetzt, um die Crews von verschiedenen Schiffen der Flotte einzusammeln, die wegen der Corona-Krise vorerst nicht mehr in See stechen.

Von Deutschland aus sollten die Besatzungen dann offenbar in ihre Heimatländer reisen können.

Corona-Verdachtsfall auf „Mein Schiff 3“: Getestet wurde zunächst nicht

Aber einige Tage vor der Ankunft in Cuxhaven gab es dann nach MOPO-Informationen an Bord dann einen konkreten Verdachtsfall auf Corona. Ein Crew-Mitglied beklagte den Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn.  Getestet wurde zunächst nicht. Erst als die Behörden eine Einlaufgenehmigung ohne Test verweigerten, testete der Bordarzt: Einmal positiv, einmal negativ. Klarheit sollte ein Test in einem professionellen Labor erbringen. Eine Probe wurde nach Hamburg geflogen. Das Ergebnis: negativ.

Prompt lief das Schiff am Dienstag Cuxhaven an. 252 Crew-Mitglieder durften ausschiffen. In Bussen, mit dem Zug oder mit individuellen Transportmitteln fuhren sie nach Hause. 117 von ihnen waren Deutsche. Die übrigen fuhren in verschiedene europäische Länder – von Slowenien, Kroatien bis Österreich.

15 Besatzungsmitglieder hatten sich inzwischen mit leichten Grippesymptomen an das Bordhospital gewandt. Am Donnerstag dann fiel einer erneuter Test positiv aus.

Crew-Mitglied: „TUI hat offensichtlich mit unserer Gesundheit gespielt“

Der Österreichische Rundfunk berichtet von einem Landsmann, der erst nach seiner Heimkehr am Freitag eine E-Mail von TUI Cruises erhielt. Darin hieß es: „(…) wir hoffen, ihr seid wieder gut zuhause angekommen. Leider müssen wir euch darüber informieren, dass an Bord der ,Mein Schiff 3‘ gestern ein Crewmitglied positiv auf Covid-19 getestet wurde. Entsprechend der behördlichen Vorgaben zur Prävention von Viruserkrankungen müssen wir euch deshalb bitten, euch unverzüglich für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben. Solltet ihr erste Krankheitssymptome verspüren, informiert bitte das örtliche Gesundheitsamt bzw. den Hausarzt.“

Kreuzfahrtschiff

Das Kreuzfahrtschiff „Mein Schiff 3“ der Reederei TUI Cruises liegt am Steubenhöft in Cuxhaven.

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Zu diesem Zeitpunkt  war der Mann  schon mehrere Stunden zu Hause und hatte dabei im Rahmen der Regelungen Kontakt zu verschiedenen Menschen gehabt.

„Fahrlässig und inakzeptabel“, nennt ein Crew-Mitglied namens Natti das Vorgehen der Reederei auf der Internetseite von „Schiffe und Kreuzfahrten“. Und: „Es wurde ganz offensichtlich mit unserer und der Gesundheit unserer Familien gespielt.“

„Mein Schiff 3“: Berichte über „extrem angespannten Stimmung“ an Bord

Andere berichten von einer extrem angespannten Stimmung an Bord. Über Tage habe es nur noch Reis, Nudeln oder Kartoffeln pur gegeben.  Die Hygieneartikel für Frauen seien ausverkauft gewesen.  Zigaretten gebe es keine mehr. Das Internet sei instabil. Der Empfang sei gleich null. Man könne weder telefonieren noch WhatsApp-Nachrichten senden oder empfangen.  Besonders drastisch: Laut einem Eintrag hätten viele Crew-Mitglieder Auflösungsverträge unterschreiben müssen.

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 Wie die Crew-Mitglieder der „Mein Schiff 4“ und „Mein Schiff 6“ berichten, die man von ihren Ursprungs-Schiffen abgeholt hatte, waren sie dort in Einzelkabinen untergebracht. Seit dem Wechsel auf die „Mein Schiff 3“ mit 1253 Kabinen bei 3200 Personen war das nicht mehr möglich. Es wurde eng auf dem Ozeanriesen. Die Schlangen am Buffet waren lang. Auf eine Maskenpflicht hatte TUI Cruises verzichtet. Wahrscheinlich gab es dafür nicht genug Vorräte im Lager.

 Verärgert sind die Seeleute auch über den Zeitpunkt des eingestellten Passagierverkehrs: „AIDA Cruises hat  drei Wochen früher abgebrochen“, schreibt ein Crew-Mitglied. Die Heimreise der Besatzung sei zu spät eingeleitet worden.

TUI Cruises: Umfangreiche Überwachung der Krankheitssymptome an Bord

In einer Stellungnahme gegenüber der MOPO erklärte TUI Cruises: „Aufgrund der internationalen Lage und der damit verbundenen Reisebeschränkungen ist es aktuell sehr schwierig, Besatzungsmitglieder sicher in ihre Heimatländer zu bringen. Darum sollten Nationen möglichst gebündelt in gecharterten Flugzeugen und Bussen in ihre Heimatländer gebracht werden. TUI Cruises hat sich daher entschieden, einem großen Teil der Besatzung eine sichere Rückreise in ihre Heimatländer ab Cuxhaven zu ermöglichen.“

Beim Crew-Transfer sei man vorsichtig gewesen: „Alle Besatzungsmitglieder wurden vor dem Wechsel routinemäßig medizinisch untersucht, mussten einen  Gesundheitsfragebogen ausfüllen und waren zuvor 14 Tage ohne Symptome.“ Seitdem habe es eine umfangreiche Überwachung der Krankheitssymptome an Bord gegeben.

„Mein Schiff 3“: Crew-Mitglieder mit leichten Symptomen in Einzelkabinen

Aktuell seien die Crew-Mitglieder mit leichten Symptomen in Einzelkabinen untergebracht. Ansonsten verteile sich die Unterbringung auf Einzel- bzw. Zweier-Kabinen. Das betroffene Besatzungsmitglied wurde  ausgeschifft und befindet sich mit leichten Symptomen auf der Isolierstation der Helios Klinik Cuxhaven. An der Verbesserung der Internet-Stabilität werde gearbeitet.

Tui Cruises hatte am Freitag in einer Pressemitteilung erklärt: „An Bord der ,Mein Schiff’-Flotte gab es bisher keinen einzigen positiv getesteten Fall von COVID-19. Die  Besatzung aller Schiffe befindet sich seit über vier Wochen im Isolations-Zustand an Bord: Der letzte Kontakt der ,Mein Schiff’-Flotte zur Außenwelt an Land war am 23. März 2020 – an dem Tag sind die letzten Gäste von Bord gegangen. Seitdem wurde eine umfangreiche Überwachung der Krankheitssymptome an Bord durchgeführt.“

Corona-Alarm auf TUI-Schiff: 229 Besatzungsmitglieder negativ getestet

Der 23. März liegt sechs Wochen zurück. Wie also konnte das Virus, das eine Inkubationszeit von 14 Tagen hat, an Bord gelangen?

Inzwischen sind 229 Besatzungsmitglieder aus dem direkten Umfeld des erkrankten Crew-Mitglieds negativ getestet. Tests bei allen anderen Menschen an Bord sollen heute folgen, Ergebnisse werden nicht vor Montagabend erwartet.

Im Anschluss soll das Schiff „aus technischen Gründen“ in Richtung Deutsche Bucht auslaufen.

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