Ein Schild mit der Aufschrift „Hochwasser“
  • Rund 100.000 Helfer waren in Niedersachsen in den vergangenen Tagen im Einsatz, um gegen das Hochwasser zu kämpfen.
  • Foto: picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte

Hochwasserlage im Norden: So ist die derzeitige Lage

Überflutete Straßen, gerissene Deiche, von Wasser verschlossene Ortschaften: Rund 100.000 Helfer waren in Niedersachsen über die Weihnachtstage im Einsatz, um Überflutungen zu verhindern. Inzwischen sind im Süden die Pegelstände an der Weser gesunken, aber es gibt noch keine Entwarnung.

Gesperrte Straßen und Bahnstrecken, überflutete Felder und Wassermengen, die aus den komplett gefüllten Talsperren fließen: Die Hochwasserlage in Niedersachsen bleibt weiterhin sehr angespannt und verschärft sich lokal. Das geht aus der Vorhersage des Landesbetriebes für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) von Mittwochmittag hervor. Insgesamt meldeten 71 von 97 Pegeln in Niedersachsen Hochwasser, davon 40 die höchste Meldestufe 3. Kritisch war die Situation demnach insbesondere im Süden an der Weser sowie in den Einzugsgebieten von Aller, Leine und Oker.

Etwa 20.000 Hochwasser-Einsätze in den vergangenen Tagen

Rund 100.000 Einsatzkräfte bewältigten in den vergangenen Tagen etwa 20.000 Hochwasser-Einsätze, wie Landesbranddirektor Dieter Rohrberg berichtete. Unter anderem wurden Keller leergepumpt und wichtige Infrastruktur wie Krankenhäuser gesichert. Die Situation sei unter Kontrolle, man könne aber noch keine Entwarnung geben, betonte Rohrberg. Man sei besser vorbereitet als in früheren Jahren. Das Land habe viel Geld in den Hochwasserschutz, Fahrzeuge und Geräte investiert.

Die niedersächsische Innenministerin Daniela Behrens besuchte am Mittwoch in Braunschweig, Rinteln und bei Celle vom Hochwasser betroffene Gebiete. Dort dankte die SPD-Politikerin den haupt- und ehrenamtlichen Helferinnen und Helfern. „Ohne Sie wäre in weiten Teilen Niedersachsens nicht nur buchstäblich Land unter, sondern es wären auch viele Menschenleben in Gefahr“, sagte Behrens. Die Ministerin wünschte den vom Hochwasser betroffenen Menschen „ganz viel Kraft“.

Das könnte Sie auch interessieren: Serengeti-Park überflutet: „Ein Wunder, dass die Tiere noch sicher sind“

Für das kommende Wochenende, an dem wieder mehr Regen erwartet wird, sicherte Behrens Unterstützung zu. „Dazu gehört die Bereitstellung von Fahrzeugen und Geräten oder die Organisation von Sandsäcken aus anderen Bundesländern“, sagte sie.

Deichriss im Landkreis Osterholz

Katastrophenalarm wurde bisher in keinem niedersächsischen Landkreis ausgelöst, allerdings stellten die Landkreise Celle, Emsland, Hildesheim und am Nachmittag auch Osterholz eine Vorstufe fest. „Das nennt sich ein außergewöhnliches Ereignis“, sagte der Landesbranddirektor. Die Landkreise hätten dann unter anderem einen einfacheren Zugriff auf Hilfskräfte. Besonders betroffen sei die Stadt Sarstedt im Landkreis Hildesheim, wo die Flüsse Innerste und Leine zusammenfließen.

Im Landkreis Osterholz liegt Lilienthal, dort riss nach Angaben der örtlichen Feuerwehr am Mittwochnachmittag ein Deich. Der betroffene Bereich werde von den Einsatzkräften evakuiert, teilte die Feuerwehr über Facebook mit. Die Anwohner würden mit einem Shuttleservice in eine Notunterkunft in einer Turnhalle gebracht. Eine Straßenbahnlinie fährt wegen der Nähe zu dem Einsatzgebiet nicht mehr. Das gefährdete Gebiet darf nicht betreten werden. Lilienthal grenzt an Bremen.

Steigende Pegelstände für Mittelweser vorhergesagt

Am Oberlauf der Weser von Hann, Münden bis Höxter in Nordrhein-Westfalen sanken die Wasserstände am Mittwoch laut NLWKN wieder, für die Mittelweser wurden aber steigende Pegelstände vorhergesagt. Am Pegel Drakenburg im Landkreis Nienburg könne sogar der bisherige Rekordstand aus dem Jahr 1981, nämlich 8,34 Meter, überschritten werden, hieß es.

Wegen der heftigen Regenfälle im Harz wird seit der Nacht auf Dienstag aus der Okertalsperre und Innerstetalsperre mehr Wasser als üblich abgelassen. Sind die Talsperren komplett gefüllt, öffnen sich die sogenannten Notüberläufe automatisch. In Braunschweig verschärfte sich die Lage trotz des erhöhten Wasserzustroms in die Oker nicht. „Die Hochwasserlage in Braunschweig hat sich stabilisiert“, sagte ein Stadtsprecher.

Bahnverbindung wegen des Hochwassers eingeschränkt

Das NLWKN rechnet für die Unterläufe von Aller, Leine und Oker mit weiter steigenden Wasserständen. In den nächsten Tagen seien jedoch keine größeren landesweiten Niederschläge zu erwarten, was die Lage etwas entspanne. Doch am Wochenende wird wieder mehr Regen erwartet.

Die Bahnverbindung zwischen Oldenburg und Osnabrück ist wegen des Hochwassers eingeschränkt. Probleme gebe es auch wegen umgefallener Bäume, sagte ein Sprecher der Bahn. In Lingen (Emsland) wurde ein Campingplatz an der Ems geräumt. „Das Betreten ist wegen des Hochwasserpegels nicht erlaubt“, teilte die Stadt am Mittwoch mit. Etwa 60 Camper seien betroffen.

Das könnte Sie auch interessieren: Hochwasser: „Vorstufe eines Katastrophenalarms“ in drei Landkreisen – was das heißt

Die Stadt Rinteln (Landkreis Schaumburg) hob am Mittwoch die am Tag zuvor ausgesprochene Evakuierung von mehr als 100 Anwohnern einer Straße an der Stadtmauer auf. Der Bereich sei in der Nacht mit einem Hochwasserschutzsystem gesichert worden.

Sandsäcke und mobile Deiche gegen das Hochwasser

In Celle wurde ein Deich an der Aller durch Hochwasser und Regen beschädigt. Mit Sandsäcken und mobilen Deichen sollten dort nun drei Sicherungslinien aufgebaut werden, teilte der Landkreis mit. In Neustadt am Rübenberge in der Region Hannover blieb ein Autofahrer mit seinem Fahrzeug im Wasser stecken, nachdem er eine Straßensperrung an der Leine ignoriert hatte, so die dortige Feuerwehr.

In Bremen bereitet sich die Feuerwehr auf einen längeren Hochwasser-Einsatz in einigen Stadtteilen vor. Im Stadtteil Borgfeld mussten die Bewohner mehrere Häuser an der Wümme verlassen. Auch im Ortsteil Timmersloh sind Grundstücke vom Hochwasser betroffen. „Timmersloh ist zu 70 Prozent von Wasser verschlossen“, sagte der Sprecher der Feuerwehr. Um dorthin zu gelangen, müsse man einen sehr großen Umweg fahren. (dpa/mp)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp