„Flegelhaft und fahrlässig verhalten“: Illegales Hippie-Camp im Harz beendet
Wochenlang campten hunderte Menschen illegal im Harz. Nun endet das Zeltlager. Die betroffenen Landkreise ziehen eine erste Bilanz.
Tschüss, Hippies! Das illegale Zeltlager im Harz löst sich auf. Das schreiben die betroffenen Landkreise Göttingen und Goslar, die Polizei und die Niedersächsischen Landesforsten in einer gemeinsamen Pressemitteilung. Teilnehmer des Camps mit zeitweise mehr als 1500 Besuchern aus 63 Nationen hatten immer wieder angekündigt, dass das Treffen am 3. September enden solle.
Hippies: Camp steht für „Frieden und die Verbindung zur Natur“
Seit gut drei Wochen zelteten Mitglieder der sogenannten „Rainbow Family“ in einem rund 200 Hektar großen Bereich eines Landschaftsschutzgebietes nahe der Städte Bad Grund und Clausthal-Zellerfeld. Die Fläche liegt in gemeindefreiem Gebiet der Landkreise Göttingen und Goslar. Das Camp steht nach Angaben von Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem für Frieden und die Verbindung zur Natur. Die Landkreise hatten das Areal mit einem Betretungsverbot belegt, regelmäßig Autos von Forstwegen abschleppen und Zelte konfiszieren lassen.
In einer ersten Bilanz des Rainbow Gathering genannten Treffens zeigte sich Goslars Landrat Alexander Saipa (SPD) verärgert. Die Rainbow-Family habe gegen gesetzlichen Regelungen verstoßen „und sich ausgesprochen flegelhaft und fahrlässig verhalten“. Er habe zudem Zweifel an der für die kommenden Tage angekündigten Aufräumaktion. Die Camper hätten massiv Müll verursacht und „durch illegale Feuerstellen eine mitunter nicht zu kontrollierende Gefahr für Leib und Leben produziert“.
- picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Splitterfasernackt campten die Hippies im Wald.
- picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Die Hippies kamen teils von weit her: Ein Teilnehmer aus Israel heizt bei einem Zeltlager einen Ofen zum Kochen an.
- picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Peace! Drei von 1500 Campern.
- picture alliance/dpa/Julian Stratenschulte Hat ein bisschen was von einer Sekte: Camp-Teilnehmer sitzen im Kreis und essen zu Abend.
Eine Räumung des Camps war dennoch stets keine Option. Ein Polizeieinsatz wäre aufgrund der Größe und schweren Begehbarkeit des Geländes zu teuer gewesen, sagte die Göttinger Kreisrätin Marlies Dornieden (CDU) bereits vor einigen Wochen bei einer Pressekonferenz. Stattdessen gab es zahlreiche größere und kleinere Einsätze, bei denen auch die Polizei oder Feuerwehr zum Einsatz kamen. Die Kosten dafür könnten noch nicht abgeschätzt werden, hieß es in der Mitteilung.
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Bei den Einsätzen wurden unter anderem 70 Zelte konfisziert, 97 Fahrzeuge abgeschleppt und mehrere Feuer gelöscht, wie es in der Mitteilung hieß. In wenigen Einzelfällen sei es auch zu Auseinandersetzungen zwischen Campern und Polizei gekommen. Wegen der in ausgehobenen Löchern im Wald verrichteten Notdurft sei der Nitratgehalt im Boden gestiegen.
Die Landkreise bewerten ihr Vorgehen als Erfolg, weil Gefahr abgewendet worden sei. „Dennoch werde ich zeitnah das Gespräch mit der Landesregierung suchen, um zu erörtern, welche anderen Handlungsoptionen für die Zukunft bestehen könnten“, sagte Saipa. (dpa/mp)