NDR-Talk-Ikone Alida Gundlach: 80? „Kopf und Körper wissen nichts davon“
Lebendig, positiv, tanzend: Alida Gundlach trotzt der 80. So einige ihrer Interviews in der „NDR Talk Show“ zählen zu den TV-Klassikern. Nach ihrer Fernsehkarriere widmet Gundlach sich mittlerweile der Rettung von vernachlässigten Tieren.
Ihr Schlagabtausch mit Studiogast Klaus Kinski ging in die deutsche TV-Geschichte ein: Für mindestens zwei Generationen von Fernsehzuschauern hat Alida Gundlach das Format der Talkshow in Deutschland geprägt. Mehr als 200 Mal moderierte sie zwischen 1984 und 2002 allein die „NDR Talkshow“.
NDR Talkshow: Alida Gundlach vermisst TV-Geschäft nicht
An diesem Montag wird sie 80 – doch Gundlach nimmt den runden Geburtstag nicht sehr ernst. „Ich finde die Leute seltsam, die immer das Alter thematisieren, mein Kopf und Körper wissen nichts von dieser Zahl“, sagt sie. Sie fühle sich heute belastbarer und arbeite mehr als je zuvor in ihrem Leben.
„Ich glaube, dass viele Leute sich zu wenig zutrauen“, meint die umtriebige Tierliebhaberin, die auf einem Hof im kleinen niedersächsischen Dörfchen Büchten im Süden der Lüneburger Heide den Verein „Tierwork“ für vernachlässigte Tiere gegründet hat. Die quirlige Fernsehwelt, in der sie viele Jahre mitmischte, vermisst sie so gar nicht. Die Menschen in den Großstädten seien ihr zu eilig.
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Und doch war sie lange am Puls der Zeit. Einen denkwürdigen Abend mit Gundlach als Gastgeberin erlebte das Publikum im Oktober 1985. Schauspieler Klaus Kinski geht auf Totalverweigerung. Er greift Gundlach vor laufender Kamera scharf an, spricht lobend über ihren Po, will aber nichts von Filmprojekten erzählen: „Natürlich mache ich das nur für Geld. Nur für Geld.“ Man rede über die falschen Themen.
Wie ein Löwendompteur bändigt Gundlach ihren kauzigen Gast: „Dann reden wir doch darüber. Ich bin doch flexibel.“ Der Schlagabtausch geht über eine Viertelstunde. Als Kinski nach ihrem Oberschenkel greift, fängt sie seine Hände ab und behält dabei den Augenkontakt.
Alida Gundlach: „Klaus Kinski war ein Egomane“
Szenen, wie sie heute im TV nicht mehr denkbar wären. „Das war ein Egomane, der Mann konnte nicht anders“, sagt Gundlach und ergänzt: „Bevor die Sendung losging, konnte ich mir den kaum vom Hals halten.“ Nur um ihr Engagement für leidende Tiere bekannter zu machen, tut sich Gundlach den Interviewmarathon zum Geburtstag an, beantwortet immer wieder die Frage, wie es denn nun mit Kinski gewesen sei.
Gundlach kann auf eine lange Karriere zurückblicken: Nach ersten Moderationen bei Radio Luxemburg und im Südwestfunk steigt sie 1974 beim NDR als Moderatorin der „Aktuellen Schaubude“ ein, dann 1984 bei der „NDR Talkshow“. Sie macht das mehr als 17 Jahre lang, 2002 hört sie nach 220 Sendungen auf – nach 2200 Gästen und 25 Moderationspartnern. Zudem hat sie ein rundes Dutzend Bücher geschrieben, auch Kinderbücher.
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Mit ihrem zweiten Mann hat sie einen Gnadenhof vor allem für Hunde aufgebaut, die zum Großteil aus den Tötungsstationen in Süd- und Osteuropa gerettet wurden. Kürzlich kam sie aus Albanien zurück, um zwei Hündinnen mitzubringen. „Dort gibt es gar keinen Tierschutz.“ Für ihr Anliegen nimmt sie erhebliche Strapazen in Kauf, schläft zum Teil „in Kaschemmen“ und kämpft gegen bürokratische Hindernisse.
Nach eigenen Angaben hat sie bis heute 1782 Tiere befreit und an neue Besitzer vermittelt. Sie selbst behält eine lebenslange Patenschaft. „Ich habe ihnen in die Pfote versprochen, dass ich ihnen helfe“, erzählt Gundlach. Sie habe so viel Grausames gesehen, da sei ihre Motivation ungebrochen. Bestseller-Autorin Charlotte Link sagte dem NDR über Gundlach: „Ich bewundere sie für den Kampf für die Tiere.“ Link hat nun selbst einen von der Talkshow-Ikone geretteten Hund.
Alida Gundlach: Die NDR-Talk-Ikone wuchs in Italien auf
Ihre Kindheit hat die 1943 in Hildesheim als Tochter einer italienischen Pianistin und eines niederländischen Journalisten geborene Gundlach bei den Großeltern in Italien verbracht. Ihre Gene als Halbitalienerin macht sie auch dafür verantwortlich, dass sie mit einer großen Portion positiver Energie ausgestattet ist.
„Ich bin eine Kämpfernatur, deswegen bin ich so fit geblieben“, erzählt die Mutter zweier Söhne. Nicht alles lief glatt in ihrem Leben. Von 30 bis 40 habe sie die schwerste Zeit gehabt: „Das war eine leidgeprüfte Phase mit Krankheit und Verlust.“
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Sie musste den Tod einer kleinen Tochter und eine Krebserkrankung bewältigen. Wer sie heute sieht, kann kaum glauben, dass es auch Tiefen in ihrem Leben gab. Ihre fester Glaube ist, dem Leben stets positiv gegenüberzustehen.
Bis vor zehn Jahren liebte sie das Fallschirmspringen. Nun ist ihr Sport das tägliche Tanzen, das ihre ganze Freude ausdrückt. „Ich bin aus dem Yoga-Kurs geflogen und nicht für die Gymnastik gemacht“, bekennt sie. An ihrem Ehrentag werde sie von der Familie bekocht, ansonsten liebe sie die Ruhe nach ihren vielen Reisen, sagt Gundlach.