Ski- und Snowboardfahrer in der Indoor-Skihalle „Snow World“ in Bispingen.

Ski- und Snowboardfahrer in der Indoor-Skihalle „Snow World“ in Bispingen. Foto: Philipp Schulze (dpa)

Neuer Name, neues Konzept: Skihalle im Norden soll klimaneutral werden

Sie ist als Klimakiller verschrien – doch das soll sich bald ändern, zumindest wenn man den neuen Besitzern glaubt: Die früher als „Snow Dome“ bekannte Indoor-Skihalle am Rande der Lüneburger Heide steht vor großen Veränderungen. Zu den wichtigsten zählen neben den neuen Eigentümern der neue Name – und eine bessere Energiebilanz.

Der „Snow Dome“ in Bispingen ist zur „Snow World“ geworden und die gleichnamige neue Gesellschafterfirma aus den Niederlanden hat ein großes Ziel: Bis 2030 soll das schräge Ungetüm an der A7 klimaneutral werden.

„Wir sind eine gute nachhaltige Alternative zum traditionellen Skifahren in den Bergen“, sagt Wim Hubrechtsen, Konzernchef der „Snow World“-Gruppe. Nachhaltig? Eine Skihalle, die an 365 Tagen geöffnet ist – also auch bei 30 Grad im Sommer?

„Wegen der Umwelt ist es nicht so geil“

„Wegen der Umwelt ist es nicht so geil, aber im Norden ist es nicht so einfach mit dem Skifahren“, sagt Till Winkler aus Bremen, der zum Snowboard-Üben gekommen ist. Der 23-Jährige und seine Freundin nutzen die recht flache Piste des „Heidegletschers“ zum Eingewöhnen vor einem Urlaub an der Zugspitze.

Hubrechtsen kennt die Kritik von Umweltschützern und das mulmige Gefühl besonders von jungen Leuten. Erstmals will das Unternehmen, das insgesamt neun Indoor-Skipisten in fünf Ländern betreibt, zum Saisonende im September einen Nachhaltigkeitsreport veröffentlichen. Darin werde schwarz auf weiß stehen, wie es um den Energieverbrauch und den ökologischen Fußabdruck steht.

„Was die EU vorschreibt, wird ein Minimum sein, wir wollen eine bessere Leistung bringen und streben wie bei Olympia die Goldmedaille an“, beschreibt der Jurist die Ambitionen.

Millionen-Investitionen in den Bispinger Standort

Im November erwarben die Niederländer das Center am Rande der Lüneburger Heide nach eigenen Angaben für mehr als zehn Millionen Euro von dem Hamburger Frank Blin. Sie wollen in den nächsten fünf bis sieben Jahren weitere Millionen investieren. „Wir glauben an das Potenzial des Standortes“, betont Hubrechtsen. Eine Minderheitsbeteiligung haben nach wie vor die Bergbahnen Sölden.

„Unser Ziel ist full house auch im Sommer“

Kleine Veränderungen wie die Außenansicht, ein Online-Ticketing für kürzere Wartezeiten am Eingang und bessere Laufwege wurden zu diesem Winter schon verändert. Demnächst soll es eine neue Beschneiungsanlage geben: „Das Hauptprodukt Schnee muss top sein“, erklärt der 53 Jahre alte Belgier, selbst passionierter Skifahrer. „Unser Ziel ist full house auch im Sommer mit Skiclubs, die aus der ganzen Welt kommen.“

Der „Snow Dome“ in Bispingen (Archivbild). imago/Ed Gar
Der „Snow Dome“ in Bispingen (Archivbild).
Der „Snow Dome“ in Bispingen (Archivbild).

Für Skiclubs und Profis könne der Schnee so hart wie auf einem Gletscher präpariert werden. Zudem soll ein Fitnessraum gebaut werden. Der Strom komme jetzt schon zu Hundert Prozent aus erneuerbaren Energien, man sei zudem in Gesprächen mit Windkraftbetreibern in der näheren Umgebung. Eine große Veränderung soll in Zukunft der komplette Verzicht auf Gas werden. Zudem sollen Schneemobile statt mit Diesel elektrisch betrieben werden.

Lüneburger Heide soll mehr eingebunden werden

„Ich finde das erfrischend, sie denken nachhaltig und in die Region hinein“, sagt Ulrich von dem Bruch, Geschäftsführer der Lüneburger Heide GmbH: „Die haben wirklich gute Ideen und der ,Snow Dome‘ wird leicht grün.“

Der Resortgedanke, Gäste auch länger zu beherbergen, passe gut zur Umgebung mit den Freizeitparks und Wanderrouten. Nicht bewährt hat sich die Modellbahn-Ausstellung, sie wird abgebaut und verkauft.

Größte Indoor-Skihalle der Welt nun in China

Synergieeffekte mit den anderen Standorten wie Neuss oder in den Niederlanden wollen die Betreiber verstärkt nutzen. Wenn in der Heide etwa Skilehrer fehlen, könnte von anderen Orten schnell jemand wechseln. Insgesamt beschäftigt die niederländische Gruppe 1500 Trainer.

Die „Snow World“ betreibt in Landgraaf direkt hinter der deutschen Grenze bei Aachen Europas größte Skihalle. „Lange Zeit hatten wir mit 38.000 Quadratmetern die größte Indoor-Skihalle der Welt, inzwischen sind in China einige größer. Dort wurden in den letzten Jahren drei gebaut, 80.000 misst die größte“, berichtet Hubrechtsen.

Autofahrt in die Berge aufwendiger

Die „Snow World“ Bispingen ist mit 23.000 Quadratmetern vergleichsweise klein. Im Jahr kommen rund 100.000 Wintersportler auf die eiskalte Piste. In der Saison seien es durchschnittlich 1800 täglich, im Sommer etwa 200, sagt General Manager Julian Steffen. Die Besucher seien bereit, je nach Alternativangebot bis zu zwei Stunden zu fahren. Eine Autofahrt in die Berge sei aufwendiger.

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