Von Mücken übertragen: Tierkrankheit breitet sich im Norden aus
Neben der Geflügelpest und der Afrikanischen Schweinepest müssen sich die Tierhalter in Niedersachsen nun mit der Blauzungenkrankheit auseinandersetzen. Diese Tiere sind besonders gefährdet.
Am vergangenen Wochenende ist eine weitere Tiererkrankung in Niedersachsen angekommen: Die Blauzungenkrankheit ist eine Viruskrankheit für Wiederkäuer wie Rinder, Schafe oder Ziegen. Die Krankheit wird von bestimmten Mücken übertragen. Für Menschen ist sie ungefährlich – aber einen Impfstoff für Tiere gibt es für die aktuelle Virusvariante nicht.
Wann ist die Krankheit in Niedersachsen ausgebrochen?
Am 25. Oktober wurde bei einem Schaf aus einer Hobbyhaltung mit 30 Tieren im Landkreis Ammerland die Krankheit festgestellt. Zwei Tage später meldete der Landkreis Emsland einen Fall in einer Mutterkuhhaltung mit 15 Kühen und 7 Kälbern. Im Landkreis Grafschaft Bentheim war eine Schafhaltung mit 28 Tieren betroffen. In Nordrhein-Westfalen wurde die Krankheit am 12. Oktober in einem Schafbestand festgestellt. Anfang September gab es die ersten Nachweise des Virus in einem Schafbestand in den Niederlanden, Ende September in Belgien.
Was ist die Blauzungenkrankheit?
Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich laut Niedersächsischem Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves) um eine Viruserkrankung bei Wiederkäuern, die anzeigepflichtig ist. Betroffen sind also zum Beispiel Rinder, Schafe, Ziegen, aber auch Lamas und Alpakas. Die Krankheit wird dabei nicht direkt von Tier zu Tier, sondern über kleine, blutsaugende Mücken der Gattung Culicoides, die Gnitzen, übertragen. Die etwa 1 bis 3 Millimeter langen Gnitzen können nach einer Woche Entwicklungszeit das Virus auf die Tiere übertragen, wenn die Insekten die Wiederkäuer stechen, um Blut zu saugen. Infizierte Gnitzen bleiben lebenslang mit dem Blauzungenvirus infiziert.
Welche Auswirkungen hat die Infektion?
Rinder zeigen Entzündungen der Zitzenhaut und der Schleimhäute im Bereich der Augenlider, Maulhöhle und Genitalien mit Bläschenbildung. Insbesondere an Zunge, Maul und am Übergang der Hufe zu den Beinen, im Bereich des so genannten Kronsaums, lösen sich die Schleimhäute ab. Die Erscheinungen ähneln denen der Maul- und Klauenseuche. Das Virus bleibt in den Tieren in aller Regel 100 Tage aktiv. Die Krankheit kann ausheilen, die Tiere sind anschließend immun.
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Bei Schafen sind die Folgen einer Infektion allerdings schlimmer. Die ersten Symptome zeigen sich sieben bis acht Tage nach einer Ansteckung. Die Tiere leiden unter erhöhter Temperatur, sind apathisch und sondern sich von der Herde ab. Die Maulschleimhäute schwellen an, Speichel fließt vermehrt und die Zunge kann aus dem Maul hängen. Unter anderem können tragende Tiere ihr Junges verlieren.
Gibt es einen Impfstoff?
Gegen die aktuelle Virusvariante gibt es laut Laves noch keinen Impfstoff. Bei einem Ausbruch der Blauzungenkrankheit zwischen 2006 und 2009 gab es allerdings einen Impfstoff. Damals war fast ganz Deutschland von der Infektionskrankheit betroffen; diese Krankheitswelle konnte dank der Impfung erfolgreich bekämpft werden. Impfungen gegen die Blauzungenkrankheit sorgen für einen sicheren Schutz und sind aus Expertensicht weitgehend frei von Nebenwirkungen. Eine Impfpflicht gibt es in Deutschland allerdings nicht. Die Impfung ist genehmigungspflichtig.
Was können die Tierhalter tun?
Der Landkreis Grafschaft Bentheim rät Tierhaltern, auf den Schutz der Tiere vor Gnitzen zu achten. Das bedeutet, die Tiere in den Stall zu holen und auf eine Behandlung mit Wirkstoffen zu setzen, die die Mücken fernhalten. Tierhalter sollten ihre Tiere genau beobachten und bei Symptomen, die für eine Blauzungenerkrankung sprechen, sofort einen Tierarzt hinzuziehen.
Wie sehen die wirtschaftlichen Folgen für die Tierhalter aus?
Das Auftreten der Blauzungenkrankheit sorgt laut Landvolk bei tierhaltenden Betrieben in Niedersachsen für eine gewisse Unruhe. Das Infektionsgeschehen werde genau beobachtet. Wegen der Krankheitsfälle hat das Land Niedersachsen seinen seuchenfreien Status für die Blauzungenkrankheit verloren. Damit ist laut dem neuen Tiergesundheitsrecht der Europäischen Union der Handel mit Wiederkäuern derzeit nur unter strengen Auflagen möglich.
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Ziel der Maßnahmen ist es, der weiteren Ausbreitung des Virus entgegen zu wirken. Allerdings gibt es keine Beschränkungen für den Tierhandel mit Regionen, in denen ebenfalls der aktuelle Blauzungenvirustyp aufgetreten ist – also Nordrhein-Westfalen, Belgien und die Niederlande. Deshalb halte sich der wirtschaftliche Schaden aktuell in Grenzen, heißt es vom Landvolk.