Leitende Polizistin verrät Geheimnisse an „Hells Angels”
Skandal bei der Polizei in Niedersachsen: Die Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes in Northeim hat interne Informationen an ein Mitglied der Rocker-Gruppe „Hells Angels” durchgestochen. Gegen sie wurde ein Strafbefehl erlassen.
Die 31-Jährige Isabel F. kam als Quereinsteigern zur Polizei: Sie ist Volljuristin, arbeitete nach ihrem Referendariat zunächst in einer Anwaltskanzlei. 2019 wurde sie Polizeibeamtin und qualifizierte sich durch eine Weiterbildung an der Deutschen Hochschule der Polizei für die Rolle als Leiterin des Zentralen Kriminaldienstes (ZDK). Der ZDK ist für spezialisierte Kriminalitätsbekämpfung zuständig.
Leiterin der ZDK „gefährdete Leib und Leben” eines verdeckten Ermittlers
Die Probezeit hat Isabel F. nicht bestanden – wegen Verletzung des Dienstgeheimnisses wurde sie stattdessen „dauerhaft aus dem Dienst entfernt”, wie die Polizeidirektion Göttingen dem NDR mitteilte. Außerdem hat das Amtsgericht Northeim einen Strafbefehl gegen die 31-Jährige erlassen: Sie muss 5.400 Euro zahlen, das entspricht 90 Tagessätzen von je 60 Euro.
Wie kam es zu dem schnellen Karriereende von Isabel F.? Sie stolperte über Verbindungen ins Rocker-Milieu und gab laut Staatsanwaltschaft Informationen über einen Kollegen an den Rocker weiter: Nach NDR-Informationen war ein Anführer der „Hells Angels” aus dem Raum Kassel von einem verdeckten Ermittler kontaktiert worden, der ihm ein Auto abkaufen sollte. Sie verabredeten sich zu einer Probefahrt, doch der Rockerchef wurde misstrauisch – deshalb schrieb er im Dezember 2021 eine WhatsApp-Nachricht an die Leiterin der ZDK. Isabel F. sollte für ihn überprüfen, ob der Mann Polizist sei. Sie checkte offenbar eine interne Datenback und teilte F. dem „Hells Angel” mit, dass sie den Namen nicht gefunden habe. Daraus habe dieser dann schließen können, dass es sich um einen verdeckten Ermittler handelte. Wie der Kontakt zwischen dem Rockerchef und der Beamtin zustande kam ist bisher nicht bekannt.
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Isabel F. habe gewusst, dass sie die Informationen an ein „Hells–Angels“-Mitglied weitergab, das sich im kriminellen Milieu bewegte, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Damit habe Isabel F. Leib und Leben des verdeckten Ermittlers gefährdet und den Erfolg der Strafverfolgung riskiert, sagte Andreas Buick, Sprecher der Staatsanwaltschaft Niedersachsen, dem NDR. Entdeckt wurde der Chat-Verlauf im Rahmen einer Durchsuchung auf dem sichergestellten Handy des Anführers der „Hells Angels”. (ps)