Schiffe gegen Brücke gekracht: Millionenschäden und gravierende Folgen
Binnen weniger Monate sind zwei Schiffe gegen eine Eisenbahnbrücke geprallt, die für niedersächsische Häfen wichtig ist. Jetzt wird deutlich, wie groß der Schaden ist.
Monate nach den beiden Schiffsunfällen an der Huntebrücke bei Elsfleth (Landkreis Wesermarsch) wird das Ausmaß des wirtschaftlichen Schadens deutlich. „Die Einschränkungen haben Lieferketten unterbrochen, Warenströme verzögert und die Logistikplanung erheblich erschwert“, sagte eine Sprecherin des Hafenbetreiber Niedersachsen Ports (NPorts). „Wir rechnen mit Einnahmeverlusten allein bei NPorts von rund zwei Millionen Euro.“
Schiffe rammen Huntebrücke: Schaden im Millionenbereich
Die Häfen links der Weser sind auf die Bahnverbindung über die Brücke angewiesen. Der Hafen Brake stelle mit seinen 33 Kilometern Gleisen und 100 Weichen die bedeutsamste Hafenbahn in Niedersachsen, ordnet die NPorts-Sprecherin ein. „Durch die eingeschränkte Nutzung der Bahnstrecke konnten weniger Züge und Waggons unsere Häfen erreichen.“ Noch gravierender seien die Auswirkungen allerdings für die Hafendienstleister.
Im Februar war ein Binnenschiff gegen die Eisenbahnbrücke geprallt. Ende Juli kam es erneut zu einem Schiffsunfall, bei dem die Behelfsbrücke und die Oberleitung schweren Schaden nahmen.
J. Müller ist einer der größten Hafendienstleister im Hafen Brake. Während der beiden Ausfälle im Schienenverkehr mussten andere Lösungen für den Transport gefunden werden, um die Verträge mit Kunden einhalten zu können, wie ein Unternehmenssprecher mitteilte. Das habe das Unternehmen in Summe einen oberen einstelligen Millionenbetrag gekostet. Hinzu kämen die Umsatzverluste. Insgesamt bewege sich der Schaden für den Hafendienstleister im zweistelligen Millionenbereich.
Rund 40 Prozent der Güter, die in Brake durch das Unternehmen umgeschlagen werden, kommen oder verlassen den Hafen mit der Bahn. Der Hafendienstleister musste sich dafür nach eigenen Angaben andere Lösungen überlegen: Güter wurden stattdessen in Bremen umgeschlagen und mit dem Lastwagen transportiert, zeitweise mietete das Unternehmen auch Logistikflächen an oder zahlte Kunden einen Ausgleich.
Hoher Schaden für Hafendienstleister und Bahn
Das oberste Ziel sei es gewesen, keine Kunden zu verlieren, betonte der Unternehmenssprecher. „Sucht sich ein Kunde erst einmal alternative Wege oder denkt darüber nach, gehen diese Verkehre mindestens für einen sehr langen Zeitraum, wenn nicht sogar auf Dauer verloren.“ Trotz aller Anstrengungen seien auch Mengen verloren gegangen.
Auch für die Bahn bedeuten die beiden Schiffsunfälle einen hohen Schaden. Bisher liegen die Kosten im zweistelligen Millionenbereich, wie eine Sprecherin der Bahn mitteilte. Die Bahn habe das Geld vorgestreckt. „Wir prüfen selbstverständlich die Möglichkeit, uns diese vom Verursacher des Schadens ausgleichen zu lassen.“
Zwei Schiffsunfälle binnen weniger Monate
Nach ersten Erkenntnissen lagen beide Unfälle an menschlichem Versagen, gegen die Kapitäne laufen derzeit Ermittlungen. Durch den Unfall im Februar war das 118 Meter lange Bauwerk stark beschädigt worden. Gleise wurden verbogen, Oberleitungen beschädigt und die Unterkonstruktion verschoben.
Ende April ging eine Behelfsbrücke in Betrieb. Nach Wochen des Stillstandes waren die Häfen in Nordenham und Brake wieder per Schiene erreichbar. Nach dem Unfall Ende Juli waren wieder die Häfen links der Weser vom Schiffs- und Bahnverkehr abgeschnitten, bis eine provisorische Brücke errichtet wurde.
Mehrere Optionen für neue Brücke
Die Bahn plant den Bau einer neuen Brücke. Unterlagen für die Genehmigung seien inzwischen beim Eisenbahn-Bundesamt, sagte eine Bahnsprecherin. Dann könne das Planfeststellungsverfahren beginnen. „Ziel ist ein möglichst zeitnaher Baubeginn und eine Inbetriebnahme Ende 2027/Anfang 2028.“
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Laut niedersächsischem Wirtschaftsministerium kommen drei Varianten in Betracht: die alte Brücke könnte eins zu eins rekonstruiert werden, eine größere Klappbrücke oder ein Bauwerk wie die Friesenbrücke über die Ems in Ostfriesland. Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) spricht sich für eine „Friesenbrücke 2.0“ aus – das sei am schnellsten umsetzbar. Außerdem könnten so größere und breitere Schiffe als bisher die Stelle passieren. (dpa)