So dreist ignorieren manche Autofahrer das Hochwasser im Norden
Die Pegelstände sind in Niedersachsen stellenweise so hoch wie lange nicht, viele Gebiete sind überflutet. Zur Sicherheit wurden Straßen gesperrt – doch nicht jeder nimmt darauf Rücksicht und muss schließlich gerettet werden. Einsatzkräfte der Polizei und Feuerwehr kritisieren das Verhalten scharf.
Mehrere Autofahrer haben in den vergangenen Tagen Straßensperren wegen des Hochwassers ignoriert und Feuerwehreinsätze ausgelöst. Mehrfach mussten Fahrzeuge geborgen werden, weil die Fahrer Absperrungen nicht beachteten, wie die Einsatzkräfte mitteilten.
Auch anderweitig kamen Menschen den Hilfskräften in die Quere. Das schafft für die Einsatzkräfte Mehrarbeit und kann für die Verursacher mitunter teuer werden.
Mehrere Autofahrer ignorierten Straßensperrungen wegen des Hochwassers
In der Nacht auf Mittwoch blieb ein Mann mit seinem Auto in den Fluten der Leine in Neustadt am Rübenberge nördlich von Hannover stecken. Er habe Straßensperrungen ignoriert, teilte die Freiwillige Feuerwehr mit. Statt sich um sein Fahrzeug zu kümmern, habe er es dann einfach stehen gelassen – und Einsatzkräfte befürchteten zunächst gar, er könnte im Hochwasser vermisst sein. Mit einer Drohne und einem Polizeihubschrauber mit Wärmebildkameras wurde nach dem Mann gesucht. Später griff die Polizei ihn auf. Das Auto wurde mit einem Spezialfahrzeug aus der Leine gezogen.
Etwas später, am Mittwochmorgen, geriet ein 56 Jahre alter Autofahrer nördlich von Meppen an der Ems in eine ähnliche Lage. Er umfuhr Warnbaken und Verkehrszeichen, die eine Straße in Haren absperrten, wie die Polizei mitteilte. In einer Senke sei er dann mit seinem Auto stecken geblieben. Die Feuerwehr rettete den Fahrer sowie seine beiden Mitfahrer im Alter von 20 und 30 Jahren aus der Lage. Zudem zog sie das „fast schon schwimmende Fahrzeug“ aus dem Wasser.
Rettungskräfte mahnen, die Sperrungen zu respektieren
Die Polizei wies darauf hin, dass Autofahrer Straßensperrungen respektieren sollten. Das sei von entscheidender Bedeutung. Es bestünden erhebliche Gefahren an den betroffenen Stellen. „Wenn Menschen eine Gefahrenlage selbst verursachen, können sie für die Einsatzkosten belangt werden“, erklärte ein Sprecher der Polizei Hannover.
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Auch für die ohnehin stark ausgelasteten Feuerwehrleute sind derartige Einsätze ein Ärgernis. Zu dem Vorfall in Neustadt am Rübenberge teilte die Freiwillige Feuerwehr etwa mit: „Der ganze Einsatz war für die Freiwilligen Feuerwehrkräfte umso ärgerlicher, als die meisten von ihnen ohnehin den ganzen Tag schon im Hochwassereinsatz tätig waren und vielfach ihre Familien am Weihnachtsfest kaum zu Gesicht bekommen haben.“ Bereits am Heiligabend hätten Feuerwehrleute dort eine Familie aus einem an der Leine liegengebliebenen Fahrzeug gerettet.
Südlich von Meppen in Geeste fuhr sich am Mittwochmittag ein Treckerfahrer in der Ems fest. Auch er hatte eine Straßensperrung ignoriert, um Heuballen von einem Feld zu holen und einem Nachbarn die Zeitung zu bringen, wie der Ortsbrandmeister mitteilte. Feuerwehrleute hätten den Mann und dessen Hund mit einem Boot gerettet. Der Traktor wurde in den Fluten gelassen, da eine Rettung zu gefährlich gewesen wäre.
Fahrradfahrer musste in Hannover aus Fluten gerettet werden
In Hannover wurde ein Radfahrer aus den Fluten gerettet. Der 75-Jährige hatte sich über eine Straßensperrung hinweggesetzt, stürzte dann im Wasser und wurde zu einem Baum gespült, an dem er sich festhalten konnte. Er habe selbst den Notruf gewählt und wurde letztlich mit zwei Feuerwehr-Drohnen geortet und aus seiner Notlage befreit, so ein Feuerwehrsprecher am Mittwoch.
Genauso ärgerlich wie der Einsatz selbst, sei laut dem Sprecher noch etwas anderes gewesen: Während der Rettung seien immer mehr Menschen aufgetaucht, die sich in Wathosen und Gummistiefeln den Einsatz hätten anschauen wollen. Auch sie störten die Arbeit der Helfer und brächten sich selbst in Gefahr.
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Einsatzkräfte wurden auch auf andere Weise gestört. Die Stadt Oldenburg forderte Menschen etwa auf, mit Drohnen und Drachen nicht über Gewässer zu fliegen. Den Angaben nach störte ein Drachenflieger am Mittwoch einen Drohnen-Einsatz der Feuerwehr.
Dadurch konnten sich die Einsatzkräfte erst mit Verzögerung ein Bild von der Lage machen. Im Harz rief der Betreiber der Talsperren wegen der dort angespannten Hochwasserlage Menschen dazu auf, nicht zu den Stauseen zu fahren. (dpa/mp)