Tierschutzhof bei Hamburg: Hier überwinden Kinder ihre Lockdown-Ängste
Die Kinder – sie haben ganz besonders unter dem Lockdown gelitten. Einige von ihnen haben in den letzten zwei Jahren regelrecht Ängste vor der Umwelt entwickelt. Dagegen will der Tierschutzhof Neumann in Drochtersen bei Stade etwas unternehmen und bietet Programme für Kitakinder und Schulklassen an.
„Tiere sind der Schlüssel zur Seele“, ist Yvonne Neumann überzeugt. Die 40-Jährige leitet die anerkannte Wildtierstation. „Kinder sind so sensibel. Ich habe hier schon Kinder mit richtigen Coronaschäden gehabt. Die trauen sich nicht mehr raus und sind sozial nicht kompatibel. Diesen Kinder müssen wir schnell helfen.“
Gerade in dieser Zeit, in der die Dreijährigen während des Lockdowns so wenig über ihre Umwelt erfahren haben, wäre es so wichtig, ebendiese im wahrsten Sinne des Wortes zu begreifen. Kleine Kinder lassen sich sehr gut auf Lebewesen ein. Darum bietet der Tierschutzhof nun auch Programme für Kitas und Schulen an. Neumann möchte so auch Lütte erreichen, die sonst wohl nie Kontakt zu Tieren bekommen würden.
Tierschutzhof Neumann in Stade mit Programm speziell für Kitas
Vor einem Jahr hatte Neumann ein Schlüsselerlebnis. Eine Kindergartengruppe besuchte den Tierschutzhof. Die Kinder stürmten auf die „Fünf-Kontinente-Freilaufwiese“ der Tiere. „Ein kleiner Junge aus der Türkei fragte mich, was das für Tiere sind und wo die alle herkommen. Ich zählte ihm dann natürlich alle auf. Wir haben hier Watussi-Rinder und Stachelschweine aus Afrika. Dann Kängurus und Emus aus Australien. Aus Südamerika Nandus und Alpakas. Kamele und Zwergzebras aus Zentralasien und aus Nordamerika eine schwarze Pute. Und natürlich Ziegen, Esel und Ponys aus Europa. Der kleine Junge hat mich dann gefragt, ob die Tiere sich alle untereinander verstehen. Da habe ich ihm gesagt, dass die Tiere alle ganz friedlich zusammenleben. Der Vierjährige war auf einmal ganz still und meinte dann mehr zu sich: ,Und wieso klappt das mit den Menschen nicht?‘ Da war ich sprachlos, wie weit Kinder denken. Er hat ja so recht.“
Sie liebe es, Wissen an Kinder weiterzugeben. Man könne nur schützen, was man kennt und liebt. Denn die ganz Kleinen seien die Tierschützer von morgen: „Wir müssen in Kinder- und Jugendarbeit unbedingt investieren.“
Begegnungen mit Tieren helfen Kindern, Ängste zu verarbeiten
Auf dem Tierschutzhof gibt es für Kinder Fütterungsrunden, Tierschutzarbeit, Erlebnispädagogik wie die Bienenwiese und die Freilaufwiese für Begegnungen mit den Tieren. Heute ist Iron (6) aus Freiburg an der Elbe auf der Freilaufwiese. Er hat Freundschaft mit den Eseln Little Joe und Stormi geschlossen. „Die Esel sind sofort zu mir gekommen. Jetzt sind wir Freunde“, sagt er stolz. Tayler (5) aus Drochtersen ist etwas vorsichtiger. Er hält noch Abstand zu den Tieren.
Mit Yvonne an seiner Seite traut er sich dann doch, die Esel anzufassen. Schnell verliert auch er die Scheu und füttert die Tiere, als sie ihn anstupsen. „Die Tiere leben auf dem Tierschutzhof, ohne etwas zu leisten“, sagt Yvonne. Doch wer genau hinsieht, merkt, dass die Tiere etwas Großartiges leisten. Sie helfen Kindern, ihre Ängste zu besiegen. Denn Tiere sind der Schlüssel zur Seele.
Kontakt: Der Tierschutzhof e.V., Dornbuscher Moor 5, Drochtersen, Tel. (04143) 53 35, Mail: Tierschutzhof01@gmail.com