Tourismus im Norden: Auto top, Bahn flop
15 Millionen Urlauber kamen 2023 nach Niedersachsen – die meisten von ihnen mit dem Auto. Um den Tourismus klimaneutral zu machen, müsse die Politik nun handeln, fordern die Industrie- und Handelskammern.
Für die meisten Urlauber in Niedersachsen ist das Auto weiterhin das wichtigste Verkehrsmittel – sowohl bei der An- und Abreise als auch vor Ort. Das hat eine Umfrage der Industrie- und Handelskammern (IHKN) unter rund 450 Tourismusunternehmen im Land ergeben.
Demnach gab fast jeder zweite Betrieb an, dass mehr als 90 Prozent ihrer Gäste mit dem Auto anreisen. Ebenfalls fast jeder zweite Betrieb antwortete, dass mehr als 90 Prozent ihrer Gäste das eigene Auto auch vor Ort nutzten.
Bisher kein Trend zum klimafreundlichen Tourismus sichtbar
„Auch wenn der Wunsch, nachhaltig zu reisen, groß ist, ist nach unseren Erkenntnissen in Niedersachsen kein Trend zu einer umweltschonenderen Mobilität sichtbar“, sagte IHKN-Hauptgeschäftsführerin Monika Scherf. Die Wahl des Verkehrsmittels richte sich weiteren Studien zufolge eher nach Kriterien wie Sicherheit, Stressfreiheit, Flexibilität, Bequemlichkeit oder Nutzerfreundlichkeit.
Die Tourismussprecherin der IHKN, Kerstin van der Toorn, appellierte daher, klimafreundliche Verkehrsmittel müssten mindestens so attraktiv gemacht werden wie das Auto, und es müsse eine durchgehende Mobilität am Urlaubsort gewährleistet sein, um den Ausstoß klimaschädlicher Treibhausgase zu senken. „Hier ist die Politik gefordert“, sagte IHKN-Chefin Scherf. Bis 2040 will die rot-grüne Landesregierung Niedersachsen schließlich klimaneutral machen.
Mangelnde Attraktivität bremst Umwelt-Urlauber
Dazu beitragen könnten nach Vorstellung der IHKN unter anderem bessere Bahnanbindungen, eine regelmäßige und zuverlässigere Taktung im Nahverkehr und eine Fortführung des Deutschlandtickets. Auch Anreize zur kostenlosen Nutzung des Nahverkehrs mit Gästekarten seien eine Option. Darüber hinaus sei der Ausbau der Ladesäuleninfrastruktur für E-Autos notwendig.
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In der Auswertung der Umfrage heißt es, laut einer Schätzung der Welttourismusorganisation UNWTO seien etwa fünf Prozent der weltweiten CO2-Emissionen dem Tourismus zuzurechnen. 75 Prozent davon entfielen auf den touristischen Verkehr.
In Niedersachsen wurden im Jahr 2023 mehr als 15 Millionen Urlaubsgäste und knapp 45,7 Millionen Übernachtungen gezählt. Damit näherte sich die Branche wieder dem Niveau des Vor-Corona-Jahres 2019 an. (dpa/mp)