Züchter am Limit: Angesichts der hohen Kosten machen die Schweinemäster derzeit pro Schwein einen Verlust von 70 Euro. Sie denken ans Aufgeben. (Symbolbild)
  • Züchter am Limit: Angesichts der hohen Kosten machen die Schweinemäster derzeit pro Schwein einen Verlust von 70 Euro. Sie denken ans Aufgeben. (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/Marijan Murat

Viele Züchter wollen aufgeben: Deutschland hat die Schweine-Krise

Unter den Schweinehaltern herrscht Alarmstimmung: Die Branche wird derzeit durch extrem hohe Futter- und Energiekosten belastet, gleichzeitig ist der Absatz eingebrochen. „Wir haben zur Zeit die stärksten Einbrüche in der Schweineproduktion, die es je gegeben hat“, sagt der Präsident des Landvolks Niedersachsen, Holger Hennies. Mehr als die Hälfte der Betriebe denke ans Aufgeben.

Umso aufmerksamer schauen die Bauern auf die Sitzung des Landwirtschaftsausschusses des Landtags an diesem Mittwoch. Teile des Antrags der Grünen, den Ferkelerzeugern und Schweinehaltern einen Teilausstieg, den Umstieg in andere landwirtschaftliche Zweige oder in vor- oder nachgelagerte Bereich mit finanziellen Hilfen zu erleichtern, fänden bei ihm durchaus Anklang, sagte Hennies.

„Die Landwirte haben einfach keine Perspektive mehr“

Die Landwirte sähen sich gleich mehrfach unter Druck gesetzt: Dringend benötigte Reformvorhaben der Politik ließen zu lange auf sich warten, gleichzeitig sei die Marktsituation derzeit extrem schlecht, obwohl Fleischverarbeiter und der Lebensmitteleinzelhandel gute Gewinne machten. „Die Landwirte im Schweinebereich haben einfach keine Perspektive mehr“, sagte Hennies.

Auch bei der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands (ISN) mit Sitz in Damme (Landkreis Vechta) sei der Vorschlag der Grünen geprüft worden, sagte ISN-Geschäftsführer Torsten Staack. „Wir stecken in einer Multikrise“, betont er: „Die Ausstiegswelle rollt.“ Angesichts der hohen Kosten machen die Schweinemäster seinen Angaben zufolge derzeit pro Schwein einen Verlust von 70 Euro.

Das passiert, wenn Schweinehalter aufgeben

Dennoch wolle sich die ISN das Papier der Grünen nicht komplett zu eigen machen, sagte Staack. Vorbild sei ein Ausstiegsmodell aus den Niederlanden, aber in Deutschland seien die Voraussetzungen andere. Wenn im großen Umfang die Schweinehalter aufgeben, werde das die Landwirtschaft deutlich verändern – das werde einen Domino-Effekt zur Folge haben. „Wo sollen da noch die anderen landwirtschaftlichen Zweige oder die vor- oder nachgelagerten Bereiche sein?“, sagte Staack.


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Die ISN plädiere daher für eine Unterstützung der Betriebe, die hierzulande weiter Schweine halten wollen und ihre Betriebe auf eine höherwertige Haltung umbauen wollen. Eine rein nationale Ausstiegsprämie werde zu keiner Marktberuhigung in Deutschland führen, wenn es nicht auch in anderen EU-Staaten entsprechende Maßnahmen gebe, sagte Staack.

Nachfrage nach Biofleisch eingebrochen, Verbraucher sparen

Landvolk-Präsident Hennies zeigt sich hier aber skeptisch: Gerade die Nachfrage nach Fleisch, das tierwohlorientierter produziert wurde, sei gerade stark eingebrochen, darunter auch die Nachfrage nach Biofleisch. Die Verbraucher sparten extrem.

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Einig sind sich Hennies und Staack, dass die Landwirte nun schnelle Signale aus der Politik haben müssten. Die Politik müsse sagen, welche Landwirtschaft sie haben wolle, sagte Hennies: „Viele Landwirte sehen in dieser verfahrenen Lage für ihre Schweinehaltung keine Perspektive mehr, wenn die Politik nicht schnellstens ihre Arbeit macht“, sagte Hennies. (dpa/mp)

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