Russische Gasröhren von Nordstream 2.
  • Russland versorgt Europa über mehrere Pipelines mit Gas (Symbolbild)
  • Foto: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Jens Büttner

Nord Stream 2 ist pleite: Tochterfirma im Norden macht dicht

Erst das auf Eis gelegte Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2, dann die knallharten US-Sanktionen: Das Unternehmen hinter der höchst umstrittenen Pipeline steckt nach Behördenangaben in massiven Zahlungsschwierigkeiten.

Der Betreiber der russischen Erdgaspipeline Nord Stream 2 mit Sitz im Schweizer Kanton Zug soll nach Angaben einer Behördenvertreterin vor dem endgültigen Aus stehen. Die Zuger Volkswirtschaftsdirektorin Silvia Thalmann-Gut sprach am Dienstag beim Sender Blick-TV von „Konkurs“. Anfragen dazu ließ das Unternehmen bislang unbeantwortet.


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„Nord Stream 2 hat massive Zahlungsschwierigkeiten aufgrund der verhängten Sanktionen“, teilte das Departement später auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mit. Daher sei eine Weiterbeschäftigung von 106 Entlassenen nicht möglich. „Offiziell wurde der Konkurs noch nicht angemeldet“, hieß es weiter.

Nord Stream 2: Jetzt droht das Konkursverfahren

In dem Fernsehinterview hatte Thalman-Gut angemerkt: „Es handelt sich aber nicht um eine Massenentlassung. Das ist es nur, wenn das Unternehmen weiter besteht“, sagt sie. „In diesem Fall handelt es sich allerdings um einen Konkurs.“ Ein damit verbundenes Konkursverfahren kann in der Schweiz von Gläubigern oder dem Unternehmen selbst eingeleitet werden, „wenn es sich als insolvent betrachten muss“, wie es auf der Webseite des Wirtschaftsministeriums heißt. Die Volkswirtschaftsdirektion eines Kantons ist das Schweizer Pendant zu einem Wirtschaftsministerium in einem deutschen Bundesland. Die kantonale Behörde will laut eigenen Angaben am Freitag berichten, wie der Kanton Zug reagieren werde. Fälschlicherweise war im Vorfeld noch die Rede von 140 Betroffenen einer Massenentlassung. Nun ist klar: Aufgrund der Insolvenz muss die gesamte Belegschaft gehen.

Der russische Gaskonzern Gazprom ist alleiniger Anteilseigner von Nord Stream 2. Die seit Jahren scharf kritisierte Aktiengesellschaft hinter den Gasröhren hat ihren Hauptsitz in Zug, gut 30 Kilometer südlich von Zürich. Die durch die Ostsee verlegte und bereits im September letzten Jahres fertig gestellte Pipeline sollte eigentlich russisches Gas nach Deutschland bringen. Für Russland politisch von großer Bedeutung, erweist sich das Vorhaben für die Ukraine als besonders problematisch: Ohne russischen Gastransit würde der Kiewer Geldhahn immer weiter zugedreht werden. Prognosen gehen von einem potenziellen Verlust von 2 Prozent des ukrainischen BIP aus.

Neuesten Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten für den Bau von Nord Stream 2 auf etwa 9,5 Milliarden Euro. picture alliance/dpa/KEYSTONE | Philipp Schmidli
Sitz der Nord Stream 2 AG in Zug.
Neuesten Schätzungen zufolge belaufen sich die Kosten für den Bau von Nord Stream 2 auf etwa 9,5 Milliarden Euro.

Vergangene Woche hatte nun die Bundesregierung das Genehmigungsverfahren für Nord Stream 2 angesichts der russischen Eskalation in der Ukraine auf Eis gelegt. Die USA verhängten folgenschwere Sanktionen gegen die Nord Stream 2 AG und untersagten damit weitere Geschäfte mit dem Unternehmen. Vorgestern gab zudem Finanzinvestor Shell das Ende seiner Zusammenarbeit mit Nord Stream 2 bekannt.

Nord Stream 2: Schweriner Tochterfirma stellt Betrieb ein

Die von Nord Stream 2 als Tochterfirma ins Leben gerufene und in Schwerin ansässige Gas for Europe GmbH hat ihren Betrieb zunächst eingestellt. „Aufgrund der Situation bei der Nord Stream 2 AG sind die Aktivitäten der Gas for Europe GmbH gestoppt“, gab ein Sprecher am Dienstag zu Protokoll. Als Eigentümer und Betreiber des deutschen Teils der Pipeline sollte das Tochterunternehmen alle rechtlichen Bedenken der Bundesnetzagentur aus dem Weg schaffen. (dpa/mp)

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