Der Kreis Nordfriesland sucht etwa 80 Barbesucher aufgrund eines Corona-Infizierten.
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  • Foto: picture alliance/dpa/Daniel Bockwoldt

80 Barbesucher auf Sylt gesucht: Luca-App bestreitet technische Panne

Es ist der Alptraum für das Gesundheitsamt im Kreis Nordfriesland: Ein Besucher der „Wunderbar“ in Westerland wurde positiv auf das Coronavirus getestet. Wegen eines technischen Fehlers der Luca-App, die zum Einchecken genutzt wurde, könnten die gespeicherten Daten der anderen Gäste allerdings nicht abgerufen werden, hieß es vom Kreis – etwa 80 von ihnen werden nun gesucht. Luca bestreitet allerdings die technische Panne.

Wie die „shz“ berichtet, habe der betroffene Gast einen negativen Corona-Schnelltest dabei gehabt, der sich nun im Nachhinein als falsch-negativ herausgestellt habe.

Technische Panne bei Luca? Gesundheitsamt sucht Kontakte

Eine technische Panne bei der Luca-App mache es dem Gesundheitsamt zurzeit schwer, die Gäste ausfindig zu machen, hieß es vom Kreis. „Die Gäste konnten sich problemlos einchecken, aber beim Übermitteln der Daten an die Behörden gab es einen technischen Fehler bei der Luca-App, für den ich nichts kann“, sagte „Wunderbar“-Inhaber Ralf Leskau gegenüber der „shz“.

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Das sieht Luca allerdings ganz anders. „Es liegt kein technischer Fehler der Luca-App vor in diesem Fall, das ist leider eine falsche Information“, heißt es auf MOPO-Nachfrage. „Die Ursache liegt in diesem Fall auf der Seite des Betreibers“, so Sprecherin Tanja Burmeister. „Um die Daten an das Gesundheitsamt zu leiten, muss er seinen persönlichen Schlüssel benutzen. Diesen kann der Betreiber auf seinem Rechner nicht finden.“

Luca bestreitet technischen Fehler bei der Übermittlung

Der Betreiber habe einen Rechnerwechsel vorgenommen. Am Montag gebe es erneut einen Termin, um auf dem alten Rechner seinen Schlüssel möglicherweise ausfindig zu machen. „Dieser Betreiber-Schlüssel liegt uns ja nicht vor, aus Sicherheitsgründen und Datenschutzgründen können wir selbst die Daten nie auslesen oder entschlüsseln“, sagte die Sprecherin weiterhin. Das Gesundheitsamt sei auch bereits informiert.

In der Vergangenheit hatten sich aber auch immer wieder Schwächen im System der Luca-App gezeigt. Unter anderem checkten sich Anfang April 43.000 Menschen in einem Modehaus in Bohmte (Landkreis Osnarbrück) ein und mehr als 100 besuchten nachts vermeintlich den Osnabrücker Zoo. Kritik gab es auch von Datenschützern. Der ehemalige Hamburger Datenschutzbeauftragte Johannes Caspar bemängelte unter anderem die zentrale Speicherung der Nutzerdaten. Hinter der App steckt das Berliner IT-Startup „neXenio“, Mitinitiator ist unter anderem der Hamburger Rapper „Smudo“ von den „Fantastischen Vier“.

Betroffene sollen sich beim Kreisgesundheitsamt melden

Bis der Betreiber-Schlüssel möglicherweise wieder auftaucht, sind die Betroffenen dazu verpflichtet, sich unverzüglich beim Kreisgesundheitsamt unter corona-pcr@nordfriesland.de zu melden. In der E-Mail sind der eigene Name, die Zeit des Aufenthalts in der „Wunderbar“ sowie eine Telefonnummer anzugeben, unter der der Absender erreichbar ist. Das Gesundheitsamt wird daraufhin alle Personen, die sich melden, schnellstmöglich kontaktieren.

Corona-Infizierter in Bar: 80 Kontakte gesucht

Der Infizierte hielt sich in den frühen Morgenstunden am 21. Juli in besagtem Lokal auf. Wer sich ab 0.38 Uhr oder im weiteren Verlauf der Nacht länger als zehn Minuten dort aufgehalten hat, wird aufgefordert, sich umgehend in Quarantäne zu begeben. Entweder zu Hause oder – falls es sich um Urlauber handelt – in der gemieteten Unterkunft.

„Dies gilt automatisch – auch ohne, dass wir dies den Betroffenen gegenüber direkt angeordnet haben“, sagt die beim Kreis für Gesundheit zuständige Fachbereichsleiterin Nina Rahder und weist auf die entsprechende Allgemeinverfügung hin. „Es besteht das Risiko, dass die anderen Anwesenden sich infiziert haben, zum Beispiel über Aerosole.“

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