Rassismus-Skandal im Sylter Edel-Club – so reagiert die Insel
Sie grölen „Ausländer raus!“ und „Deutschland den Deutschen“ und tanzen dabei zum Dance-Pop von Gigi D’Agostini: In den sozialen Netzwerken kursiert ein Video, in dem junge Leute auf der Terrasse eines Sylter Nobel-Clubs den Hit „L’amour Toujours“ als Soundtrack für rassistische Parolen missbrauchen. Der Staatsschutz ermittelt, die Betreiber des „Pony“ kündigen Konsequenzen an. Und auch die Bürgermeister der Insel zeigen klare Kante.
In der nur wenige Sekunden langen Aufnahme, die seit Donnerstag in den sozialen Medien viral geht, halten junge Männer und Frauen ihre Gläser hoch und grölen zur Melodie des Songs „L’amour Toujours“ „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“. Ein Mann scheint mit seinen Fingern auf der Oberlippe einen Hitlerbart anzudeuten und den verbotenen Hitlergruß zu zeigen.
Rassismus-Skandal auf Sylt: Inselpolitik reagiert
Die Betreiber des Lokals in Kampen erklärten auf Instagram zu dem Video, sie seien „tief schockiert“. „Wir distanzieren uns von jeder Art von Rassismus und Diskriminierung.“ Am Freitag teilten die Bürgermeister der Sylter Gemeinden in einer gemeinsamen Mitteilung mit: „Wir haben für diese Gesänge null Toleranz. Dieses Verhalten ist für uns abstoßend und vollkommen inakzeptabel. Wir dulden das nicht. Wir wenden uns in jeder Form gegen Rassismus, Ausländerfeindlichkeit und Menschenfeindlichkeit.“
Man begrüßt die Stellungnahme der Pony-Betreiber und betont den internationalen Charakter der Insel, „auf der Menschen aus 113 Nationen friedlich miteinander“ lebten. Die Inselpolitik wendet sich auch an die Auslöser des Skandals, die grölenden Touristen: „Solche Gäste brauchen nicht noch einmal nach Sylt zu kommen. Sie sind herzlich ausgeladen. Denn wir sind eine weltoffene Insel.“
Gäste grölen rassistische Parolen im „Pony“ auf Sylt
„Hätten wir von dem Vorfall gewusst, hätten wir die betreffenden Gäste selbstverständlich des Hauses verwiesen. Es gibt keinen Platz für Rassismus!!!“, schrieben schon zuvor die Betreiber des „Pony“ auf Instagram. Jeder Gast unabhängig von der Ethnie sei herzlich willkommen. Die Betreffenden bekämen Hausverbot, hieß es.
In einem weiteren Beitrag schrieben die Betreiber, sie hätten nun die Namen „dieser Nazis zugespielt“ bekommen. „Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen!!!“
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Inzwischen hat sich sogar Bundeskanzler Olaf Scholz zu dem Video geäußert. „Ganz klar: Solche Parolen sind ekelig, sie sind nicht akzeptabel“, sagte der SPD-Politiker am Freitag in Berlin. „Und darüber darf es kein Vertun geben. Und deshalb ist es auch richtig, dass all unsere Aktivitäten darauf gerichtet sind, genau zu verhindern, dass das eine Sache ist, die sich verbreitet.“
„Widerwärtig und ekelhaft. Schämen sollten sie sich!“ Politikerinnen verurteilen Nazi-Gegröle scharf
Auch Schleswig-Holsteins Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) verurteilte die Äußerungen der jungen Frauen und Männer. Dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) sagte sie: „Das ist kein dummer Jungenstreich, sondern schlimmstes Nazi-Gegröle erwachsener Leute auf offener Bühne. Widerwärtig und ekelhaft. Schämen sollten sie sich! Jetzt müssen strafrechtliche Ermittlungen folgen.“ Auch Bildungsministerin Karin Prien fand deutliche Worte. Die Bilder seien „ein Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung“, so die CDU-Politikerin.
Die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli schrieb in der Nacht auf Freitag auf der Plattform X: „,Deutschland den Deutschen. Ausländer raus. Ausländer raus.‘ Ort: Sylt. Und sie fühlen sich so sicher.“ Der TV-Moderator Jan Böhmermann fragte: „Wer und wo sind diese Leute?“ Und die Moderatorin Dunja Hayali twitterte: „Mit Hitlerbärtchen und Schampus, aber ohne ,Ausländer‘. #Sylt. 2024.“
Eine der an dem Gegröle beteiligten jungen Frauen mit Sonnenbrille im Haar und weißer Bluse hatte die Szene gefilmt. Die Umstehenden singen und wippen, haben Gläser mit Getränken in den Händen. An dem Gegröle scheint sich niemand zu stören. Laut „Bild“ soll das Video zu Pfingsten entstanden sein.
Rassismus-Skandal auf Sylt: Staatsschutz ermittelt
Auch die Polizei in Flensburg hat das Video zugespielt bekommen und festgestellt, dass „mindestens Teile der abgebildeten Personen rechtsextreme Liedtexte“ singen würden. „Zudem liegt der Verdacht vor, dass durch eine Person der sogenannte Hitlergruß gezeigt wird“, gibt die Behörde bekannt.
Jetzt ist das Fachkommissariat für Staatsschutz am Ball und ermittelt wegen Volksverhetzung und des Verwendens verfassungswidriger Kennzeichen. Zunächst gegen „die Personen, die auf dem Video offensichtlich die oben genannten Äußerungen mitsingen bzw. Kennzeichen tätigen“. Es sei aber nicht auszuschließen, dass weitere Tatverdächtige hinzukämen, die auf dem Video nicht zu sehen seien. (dpa/mp)