Rassismus-Debatte Prien und Touré
  • Die Ministerinnen Karin Prien (CDU, l.) und Aminata Touré (Grüne)
  • Foto: picture alliance/dpa/Christoph Soeder

Wie der NDR einen Rassismus-Skandal initiierte

Ein Beitrag von NDR Info löst einen Shitstorm gegen die Bildungsministerin von Schleswig-Holstein, Karin Prien (CDU) aus. Die sieht sich verkürzt zitiert. Darauf veröffentlicht der NDR das ungekürzte Original-Dokument. Das Priens Sicht bestärkt. Ein Lehrstück über journalistisches Arbeiten, Dynamiken im Netz und den Politik-Betrieb.

„Natürlich ist Aminata Touré durch ihre eigene Fluchtgeschichte geprägt. Aber am Ende muss man in der Lage sein, als Politiker sich auch von seinem eigenen Schicksal ein Stück weit zu lösen und sich auch neben sich zu stellen und Entscheidungen mitzutragen, die einem persönlich weh tun.“ Um diese Sätze Priens geht es.

Verkürzte Sätze beim Thema „Sichere Herkunftsländer“

Prien sagte sie im Kontext „Sichere Herkunftsländer“ – welche gelten als solche, wohin darf abgeschoben werden? Ein Konsens zwischen CDU und Grünen, die im Land regieren, sei schwierig, so Prien. Man müsse aber versuchen, sich dem „nüchtern und vernunftgesteuert“ zu nähern.

Das kann so gelesen werden: Grünen-Politikerin Touré argumentiert irrational wegen der Flucht ihrer Eltern. Hätte Prien das selbst aufs Tableau gebracht – so wirkt der NDR-Beitrag – wäre das problematisch gewesen.

Bundesweiter Shitstorm gegen Prien

Auch die Deutsche Presse-Agentur (dpa) übernahm Sätze aus dem gekürzten Beitrag. Entsprechend heftig reagierten darauf etwa die Grüne Jugend Schleswig-Holstein oder die SPD-Landeschefin Serpil Midyatli. Bundesweit wurde über Prien diskutiert. Auch sie selbst äußerte sich: „Mir Rassismus zu unterstellen, ist völlig absurd.“ Sie habe mit Touré gesprochen und alles ausgeräumt.

In dem ungekürzten Beitrag wird klar: Erst eine Suggestiv-Frage des Reporters hat die Antwort hervorgerufen. „Ist Aminata Touré zu sehr von ihrer eigenen Geschichte beeinflusst und sieht den Blick für die Realität nicht?“, wird da gefragt. Ebenfalls herausgeschnitten waren die Relativierungen Priens: Wäre Touré nicht von ihrer Fluchtgeschichte geprägt, wäre es „ja auch ein Wunder“. Prien selbst sei ja auch durch ihren jüdischen Hintergrund geprägt.

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Liest man das Interview im Kontext, klingt das Ganze weniger heftig, als der Ursprungs-Beitrag vermuten ließ. Die Website „Übermedien“ witterte gar eine Falle des NDR, in die Prien tappte. Eine MOPO-Anfrage beim Sender blieb Dienstag Nachmittag unbeantwortet. (km)

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