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Dating-App: Forscherin: So sind Nutzer bei Tinder erfolgreich!

Flensburg –

Von Individualität keine Spur – eine Psychologin aus Flensburg erforschte Tinder-Fotos. Denn bei der Dating-App entscheidet meist allein das Profilbild, ob der Nutzer nach links oder rechts wischt. Was muss ein Foto in dem Netzwerk also haben, damit es die Dating-Kandidaten überzeugt?

Johanna Degen öffnete vor ungefähr drei Jahren das erste Mal die Dating-App, so berichtet die „SHZ“. Das erste, was sie damals sah: einen halbnackten Mann mit einem Fisch in der Hand. „Ich war fasziniert, dass man sich heutzutage noch derart archaisch profiliert“, sagte die 33-jährige der „SHZ“. Sie machte einen Screenshot und wischte nach links: Der Mann mit Fisch gefiel ihr also nicht.

Psychologinnen erforschen Dating-Plattform Tinder

Dafür ließen die Fragen, die der Fisch-Mann in ihr auslöste, die Psychologin nicht mehr los: Wie stellen sich die Nutzer auf Tinder dar? Was macht die Nutzung der Dating-App mit den Usern? Und was suchen die Menschen dort wirklich? Zusammen mit der Psychologin Andrea Kleeberg-Niepage begann sie zu forschen.

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Wie funktioniert die App eigentlich? Nach dem „Hot or Not“-Prinzip wird auf Tinder meist allein nach dem ersten Eindruck durch das Profilbild entschieden, ob der Dating-Kandidat für Beziehung, Freundschaft oder Techtelmechtel in Frage kommt.

Wenn die Selbstdarstellung per Profilbild nicht zieht, wird nach links gewischt – wenn es dem Nutzer hingegen gefällt, wird nach rechts „geswiped“. Nur wenn zwei Kandidaten einander gegenseitig gefallen und nach rechts gewischt haben, können sie miteinander chatten. Vorher kann jeder Nutzer festlegen, in welchem Radius um ihn herum sich der potenzielle neue Partner befinden darf.

Um einen Dating-Kandidaten bei Tinder zu „liken“, muss nach rechts gewischt werden.

Um einen Dating-Kandidaten bei Tinder zu „liken“, muss nach rechts gewischt werden.

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Dating-App Tinder: Gleichförmigkeit geht vor Individualität

Weltweit hat die Dating-App rund 50 Millionen Nutzer insgesamt und etwa 4,1 Millionen zahlende MItglieder. Die meisten von ihnen setzen eher auf Gleichförmigkeit als auf Individualität. Das hätten die beiden Psychologinnen herausgefunden, nachdem sie wochenlang rund 250 zufällig ausgewählte Fotos unter die Lupe nahmen.

„Wir haben herausgefunden, dass auf Tinder eine sehr überschaubare Anzahl von Darstellungsmöglichkeiten praktiziert wird, die sich eindeutigen Kategorien zuordnen lassen“, so Degen gegenüber der SHZ.

Forscherin: Die meisten Tinder-Nutzer wollen, dass jeder sie mögen muss

Die Fotos lassen sich demnach in sieben Kategorien einteilen: Das klassische Selfie, vermeintlich Informatives, Persönliches, Hinweise auf den Charakter, Humor und eigene Lebenswelt. Dabei nehmen Selfies den größten Raum ein, gefolgt von der zweiten Kategorie, in der Nutzer vermeintlich tiefe Einblicke in ihr Leben geben wollen. Dazu gehören vor allem Urlaubsfotos oder Haustiere – insbesondere Hunde scheinen sehr beliebt zu sein.

Individuelles sähe man laut der Forschung der Flensburgerinnen jedoch nicht häufig: „Die allermeisten versuchen sich so mainstreamorientiert zu typisieren, dass einen jeder mögen muss“.

Dating-App Tinder als ständiger Alltagsbegleiter

In 70 Interviews, die die Forscherinnen führten wurde außerdem deutlich, dass Tinder den Alltag und Gemütszustand der Nutzer teils maßgeblich beeinflusst. Einige würden sich fast schon abarbeiten für die App – Tinder sei der ständige Alltagsbegleiter. Das Spannungsverhältnis aus Stress, Frust bei ausbleibendem Erfolg und des fast „heilenden Charakters“ von Tinder bei einer guten Quote, sei es, was viele Nutzer so an die Dating-App binde. (mp)

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