Kaufinteressenten begutachten in der Husumer Messehalle Schafe vor einer Auktion.
  • Kaufinteressenten begutachten Schafe vor einer Auktion. In Husum werden Schafe und Böcke der Rassen schwarz- und weißköpfiger Fleischschafe, Charollais, Zwartbles sowie Landschafrassen prämiert.
  • Foto: dpa, Axel Heimken

Diese Versteigerung macht Schafhaltern richtig Bock

Wer wird „Mister Charollais” oder „Mister Texel”? In den kommenden Tagen dreht sich in Husum (Kreis Nordfriesland) alles um die besten Zuchtböcke aus Hamburg und Schleswig-Holstein. Rund 700 Schafe werden hier bis Samstag begutachtet, ausgezeichnet und – wenn alles gut geht – versteigert.

Hier werden schnell noch ein paar Sägespäne aus dem Fell geklopft, dort noch einmal der Rücken gestriegelt – und ab geht es in den Ring. Mehr oder minder geduldig lassen sich die Kandidaten – allesamt gut gewachsene Schafböcke – der Jury vorführen. In der Luft hängt der Geruch von Schafen, ihr Blöken ist schon von Weitem zu hören. Bis einschließlich Samstag noch haben Schafhalter und -züchter bei der Bockauktion des Husumer Schafsmarkts die Gelegenheit, einen der rund 700 Zuchtböcke zu ersteigern.

Schafsbockauktion in Husum: Besucher kommen aus ganz Deutschland

Ein jüngeres Paar ist extra aus Nordrhein-Westfalen zur Auktion nach Husum angereist – wegen der Auswahl an Tieren und des Rufes des Schafmarktes. Die Auktion ist nach Angaben des schleswig-holsteinischen Landesverbands der Schaf- und Ziegenzüchter die größte Schafbockauktion in Deutschland.

Eine Frau bereitet Schafe auf eine Auktion in der Husumer Messehalle vor. dpa, Axel Heimken
Eine Frau bereitet Schafe auf eine Auktion in der Husumer Messehalle vor.
Eine Frau bereitet Schafe auf eine Auktion in der Husumer Messehalle vor.

Das Paar aus dem Kreis Warendorf züchtet in seiner Freizeit Schafe der Rasse Charollais. Eigentlich ist sie Industriekauffrau und er Gas- und Wasserinstallateur. Nun sind sie auf der Suche nach einem passenden Bock für ihre Mutterschafe. Mit dem Auktionskatalog in der Hand prüfen sie, welches Tier in Frage kommt und beispielsweise genetisch nicht zu nah mit ihren Zuchtschafen verwandt ist. Sie achten aber auf das äußere Erscheinungsbild, die Zähne, die Beinstellung. Wie viel sie für einen Bock ausgeben wollen? „Keine Ahnung.” Sie wollen es auf sich zu kommen lassen.

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Schleswig-Holstein ist ein Schafland. Insgesamt werden hier rund 194.500 Schafe gehalten, die meisten davon in Nordfriesland. Sie sind nicht nur Fleischlieferant und beliebtes Fotomotiv, sondern auch Küsten- und Landschaftsschützer. Durch ihren Verbiss schützen Schafe Heiden und Moore vor Verbuschung und halten auf den Weiden das Gras kurz, um den Wiesenvögeln und Bodenbrütern die Fläche offen zu halten. Die Schafbeweidung der Deiche und Vorländereien ist nach Angaben des Landesverbandes unverzichtbar, um den Schutz bei Sturmfluten zu gewährleisten: Die Schafe halten die Grasnarbe kurz und treten den Deichkörper fest.

Bundesweit lebten im Jahr 2022 nach Angaben des Bundeslandwirtschaftsministeriums rund 1,5 Millionen Schafe in Deutschland. Die meisten Tiere werden dabei in den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein gehalten.

In Husum sind auch besondere Schafsrassen unterwegs

Insgesamt gibt es im Norden etwa 42 Schafrassen, nur von einem Teil davon werden bis Samstag Zuchtböcke versteigert, wie die Geschäftsführerin des Landesverbandes Janine Bruser sagt. Am Mittwoch können Böcke und einige Schafe unter anderem der Rassen Schwarzköpfige und Weißköpfiges Fleischschaf, Charollais sowie Landschafrassen den Besitzer wechseln, Donnerstag Tiere der Rassen Blauköpfiges Fleischschaf, Suffolk und Swifter. Die beiden letzten Tage der Auktion sind für die Texel – die zahlenmäßig häufigste Rasse in Schleswig-Holstein – reserviert.

Schafe werden in der Husumer Messehalle zu einer Auktion gebracht. dpa, Axel Heimken
Schafe werden in der Husumer Messehalle zu einer Auktion gebracht.
Schafe werden in der Husumer Messehalle zu einer Auktion gebracht.

Mit zwei „Exoten” unter den Schafen ist Johanna Bergeest in die Messehallen gekommen. Sie züchtet seit „vier, fünf Jahren” auf Eiderstedt Scottish Blackface und ist mit zwei Böcken auf der Auktion. Die beiden Tiere fallen alleine wegen ihrer geschwungenen Hörner zwischen den anderen Schafen auf. „Es ist das erste Mal überhaupt, dass diese Rasse in Husum mit dabei ist, weil sie in Schleswig-Holstein noch nicht ganz so bekannt ist”, sagt die junge Frau. In Schottland sei es eine der beliebtesten Rassen.

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Bevor die eigentlichen Auktionen jeweils am Mittag beginnen, werden an jedem Tag die überdurchschnittlichen Vertreter ihrer Rasse prämiert und deren Züchter besonders ausgezeichnet.

Doch auch die anderen Tiere, die in diesen Tagen „unter den Hammer“ kommen sollen, wurden vorab auf einer gut zweiwöchigen „Körreise” des Landesverbandes einer unabhängigen Kommission vorgestellt und für gut befunden, um auf der Auktion aufgetrieben zu werden.

Schafsauktion in Husum: Wolle, Muskeln und Erscheinung zählen

Wolle, Bemuskelung sowie die äußere Erscheinung wurden dabei begutachtet und dafür Noten von eins bis neun für jedes dieser Kriterien vergeben. Auch die Gewichtszunahme wird berechnet. Mit Hilfe eines Ultraschallgerätes wurde zudem die Rückenmuskelstärke und dessen Fettauflage ermittelt. Dies alles fließt in den Zuchtwert mit ein und ist auch im Auktionskatalog nachzulesen.

Eingesetzt in den Katalog werden die Böcke vom Schafzuchtverband mit 300 Euro, sagt Bergeest. Ob und für wie viel Geld sie tatsächlich den Besitzer wechseln, sei schwer zu sagen. Oder wie es ein anderer Züchter ausdrückt: Den Aktienkurs könne er eher vorhersagen. (dpa/mp)

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