Ex-Wachmann belastet ehemalige KZ-Sekretärin (97): Kenntnisse über alle Tötungsarten
Seit Oktober vergangenen Jahres muss sich die ehemalige KZ-Sekretärin Irmgard F. vor Gericht verantworten. Die 97-Jährige schweigt bisher beharrlich zu den Vorwürfen. Jetzt sagt ein ehemaliger SS-Wachmann des Lagers aus.
Der 94-jährige Bruno D. ist bereits rechtskräftig wegen Beihilfe zum Mord in über 5000 Fällen verurteilt worden. Das Landgericht Hamburg hatte im Juli 2020 eine Jugendstrafe von zwei Jahren Haft auf Bewährung gegen ihn verhängt. Am Dienstag um 10.30 Uhr soll der frühere SS-Wachmann vor dem Landgericht Itzehoe aussagen.
Prozess gegen ehemalige KZ-Sekretärin in Itzehoe
Angeklagt in Itzehoe ist die 97 Jahre alte Irmgard F., die von Juni 1943 bis April 1945 als Zivilangestellte in der Kommandantur des deutschen Konzentrationslagers bei Danzig gearbeitet haben soll. Die Staatsanwaltschaft wirft ihr vor, durch ihre Schreibarbeit Beihilfe zum systematischen Mord an über 11 000 Gefangenen geleistet zu haben. Weil sie zur Tatzeit erst 18 bis 19 Jahre alt war, findet der Prozess vor einer Jugendkammer statt.
Als Zivilangestellte im Dienst der SS-Totenkopfverbände habe sie sämtliche Schreiben des damaligen Lagerkommandanten Paul Werner Hoppe erfasst, sortiert oder abgefasst. Dadurch habe sie Kenntnis von allen Geschehnissen im Lager und von den Tötungsarten gehabt.
65.000 Menschen wurden im KZ Stutthof ermordet
Zum eigentlichen Prozessbeginn am 30. September war die Angeklagte nach Angaben des Gerichts untergetaucht, wurde Stunden später von der Polizei in Hamburg festgenommen. Das Gericht erließ einen Haftbefehl.
Im KZ Stutthof und seinen Nebenlagern sowie auf den sogenannten Todesmärschen zu Kriegsende starben nach Angaben der für die Aufklärung von NS-Verbrechen zuständigen Zentralstelle in Ludwigsburg etwa 65.000 Menschen. (dpa/mp)