Ein Buch wie kein anderes: Es ist normal, verschieden zu sein
Sonja Borowski (28) ist Autorin eines ganz besonderen Buches, welches in seiner Art einzigartig ist. In ihrem Buch „Es ist normal, verschieden zu sein“, gibt die Ammersbekerin einen Einblick in das Leben von 30 Menschen mit Legasthenie oder Dyskalkulie.
Sonjas Idee zum Buch beginnt mit ihrer eigenen Geschichte. In der Grundschule stellt Sonja Borowski und ihr Umfeld fest, dass sie anders lernt. Die Lehrer:innen sind mit der Grundschülerin überfordert und raten ihr zur Wiederholung der Klassenstufe. Sonja und ihre Eltern suchen schließlich ärztlichen Rat. Eine Lerntherapeutin stellt fest, Sonja hat Legasthenie.
Mitte der vierten Klasse wechselt Sonja aufgrund des Mobbings wegen der Legasthenie auf eine Sprachheilschule. Diese Schule ist für Sonja Borowski genau die Richtige. Die Ammersbekerin blüht auf und kriegt eine Empfehlung fürs Gymnasium. Sie setzt sich während ihrer Schulzeit in der „Schülerinnenkammer Hamburg“ für die Belange der Sonder- und Förderschüler:innen in Hamburg ein und geht schließlich mit einem Realschulabschluss von der Schule. Anschließend beginnt Sonja die Ausbildung als sozialpädagogische Assistenz und erwirbt im Zuge der Ausbildung auch das Fachabitur. Damit ist ein wichtiger Schritt und ein lang geplantes Ziel für Sonja geschafft. Inzwischen hat Sonja einen Bachelorabschluss in „Sozialer Arbeit“ und einen Masterabschluss in „Forschung, Entwicklung, Management“ und arbeitet als Sozialpädagogin.
Die Idee zum Buch
2014 ist Sonja Mitbegründerin der „Jungen Aktiven“, die Gruppe für Jugendliche und junge Erwachsene des „Bundesverbandes für Legasthenie und Dyskalkulie.“ In der Selbsthilfegruppe des Vereins wird ihr klar, wie viele Menschen durch Legasthenie oder Dyskalkulie vom Umfeld ausgeschlossen werden. Viele der Teilnehmer:innen konnten keine einzige positive Eigenschaft an sich nennen, sagt Sonja Borowski zur MOPO. Ihr kommt die Idee ein Buch zu schreiben, wo Betroffene selbst ihre Geschichte erzählen.
Sonja startet einen Aufruf über Facebook, sie sucht nach Personen, die ihr und der Welt ihre Geschichte erzählen. Über das soziale Netzwerk und der Selbsthilfegruppe kriegt Sonja 30 Menschen im Alter von 10 bis 63 Jahren aus ganz Deutschland zusammen, die sie bei ihrem Projekt unterstützen möchten.
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Es gibt keine Vorlage, wie die Menschen ihre Geschichte erzählen. Es kann geschrieben oder gemalt werden. Außerdem berichten nicht nur Betroffene selber, sondern auch Eltern oder Freunde.
Inklusion funktioniert nur über Verständnis
Schwieriger als die Suche nach Betroffenen, die über ihr Leben mit Legasthenie oder Dyskalkulie erzählen, war es, einen Verleger für das Buch zu finden, berichtet Sonja der MOPO. „Oft habe ich gehört, Sie finden das Buch super, aber ein zu großes Nischenprodukt,“ so Borowski. Schließlich fördern das „Deutsche Zentrum für barrierefreies Lesen“ und die Landesverbände für Legasthenie und Dyskalkulie Hamburg e.V. und Thüringen e.V. das Gemeinschaftswerk.
Das Ziel des Buches ist es, zu informieren. Für Menschen, die sich über Legasthenie oder Dyskalkulie informieren möchten, gab es bisher nur Sachbücher, so Borowski. Ein Buch, in dem die Betroffenen selber erzählen, ist neu. „Inklusion können wir nur durch Verständnis füreinander erleben.“
Buch über Legasthenie oder Dyskalkulie deutschlandweit erhältlich
Das fast 200 Seiten dicke Buch stellt sehr erlebbar die Geschichte von 30 Personen, welche von Legasthenie oder Dyskalkulie betroffen sind dar. Das Besondere an dem Buch ist nicht nur, dass die Protagonisten ihre Geschichten selber erzählen, sondern auch die Aufmachung des Buches. Jeder Protagonist hat eine eigene Titelseite mit einem selbstausgewählten Motto in Bezug auf ihre Geschichte. Zusätzlich ist nach jedem Bericht ersichtbar, ob und wie der Text korrigiert wurde. Dies hatte Sonja freigestellt.
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Das Buch ist deutschlandweit in jeder Buchhandlung erhältlich. Online gibt es das Werk unter anderem auf Amazon. „Falls wir noch mehr Spendengelder bekommen würden, würde ich gerne ermöglichen, dass das Buch auch in Therapiepraxen oder Schulen ausliegt“, so Borowski zur MOPO.