Reetdach-Häuser wie dieses in Kampen gibt es viele auf Sylt. Der Kreis Nordfriesland geht jetzt gegen illegale Ferienwohnungen vor.
  • Reetdach-Häuser wie dieses in Kampen gibt es viele auf Sylt. Der Kreis Nordfriesland geht jetzt gegen illegale Ferienwohnungen vor.
  • Foto: imago/Chris Emil Janßen

Illegal: Tausenden Ferienwohnungen auf Sylt droht das Aus

Für viele Vermieter ist es ein Schock, aber auch für Urlauber könnte es bald zu einem Problem werden: Der Kreis Nordfriesland geht gegen viele private Ferienwohnungen vor – denn viele sind eigentlich gar nicht zulässig. Davon betroffen sind unter anderem die beliebten Urlaubsinseln Sylt, Amrum und Föhr.

Der Grund dafür liegt in einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts von 2017: Die besagt, dass Ferienwohnungen in reinen Wohngebieten nicht mehr zulässig sind. Wirklich kontrolliert hat das seitdem aber niemand – bis jetzt.

Bis zu 3500 Sylter Ferienwohnungen könnten illegal sein

„Irgendwann musste ich feststellen, dass Investoren, Bürgerinnen und Bürger die Festsetzungen in den Bebauungsplänen eher als Empfehlung empfunden haben anstatt als Rechtssetzung“, sagte Kreisbaurat Burkhard Jansen dem „Spiegel“. 2023 hätten sie insgesamt 100 Ferienwohnung stillgelegt, davon die Hälfte auf Sylt.

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Und das könnte erst der Anfang sein: Laut dem „Spiegel“-Bericht könnten bis zu 3500 Ferienwohnungen auf der beliebten Ferieninsel illegal sein. Das entspricht jeder dritten Ferien-Unterkunft. Dutzende Schreiben wurden bereits an Vermieter versendet. Auf der Insel Föhr sprechen Verbände in einem Brief an Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) von der „Hälfte des Vermietungsbestandes“.

Illegale Ferienwohnungen: Warum geht der Kreis Nordfriesland dagegen vor?

Laut dem Kreis Nordfriesland ist ein Grund für das jetzige Vorgehen auch die akute Wohnungsnot an der Nordsee. Die Ferienwohnungen seien als Dauerwohnraum genehmigt, würden dann aber von Touristen genutzt. Der Tourismus könne nicht funktionieren, wenn es keinen Wohnraum mehr für die Bewohner der Inseln gäbe.

Auch der Sylter Bürgermeister Nikolas Häckel (parteilos) sagte der MOPO bereits vor längerer Zeit in einem Interview, dass es seit Jahrzehnten ein Ungleichgewicht zwischen Einheimischen und Touristen gäbe. „Viele wollen hier Urlaub machen oder einen Zweitwohnsitz kaufen, den sie dann aber nur für ein paar Wochen im Jahr nutzen. Dadurch fehlt es den Syltern an Wohnraum“, so Häckel.

Er kündigte damals schon an, Sondergebiete auf der Insel auszuweisen, in denen neben Ferienwohnungen auch zwingend Dauerwohnraum errichtet werden muss. „Dauerwohnungen dürfen nicht einfach in Ferienwohnungen umgewandelt werden“, sagte er. Viele haben das aber eben seit Jahrzehnten so gemacht – bislang weitestgehend ohne Konsequenzen.

Gegen das Vorgehen von Nordfriesland regt sich Kritik

Kritik an der Vorgehensweise des Kreis Nordfrieslands gibt es unter anderem vom ehemaligen Tourismus-Minister von Schleswig-Holstein, Bernd Buchholz. „Jahrelang hat der Kreis Nordfriesland die Ferienvermietung geduldet, die eigentlich genehmigungspflichtig gewesen wäre. Jetzt möchte der Kreis sein Versäumnis mit einer Hauruckaktion heilen“, sagte er der „SHZ“. Einheimische berichteten, dass sie die Ferienvermietung innerhalb eines Monats einstellen sollten.

Der Kreis geht wiederum davon aus, dass es zehn Jahre dauern wird, bis alle Ferien-Unterkünfte überprüft sind. „Wir wollen nicht alles kaputt machen, sondern geordnete Verhältnisse schaffen“, so Jansen gegenüber dem „Spiegel“. (aba)

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