Für die Einheimischen: Ferienorte an der Ostsee planen gravierende Änderung
Scharbeutz –
Die Zahl der Zweit- und Ferienwohnungen an den Küsten Schleswig-Holsteins steigt. Einheimische finden dagegen immer schwerer bezahlbaren Wohnraum. Einige Gemeinden wollen jetzt gegensteuern.
Nicht nur auf Sylt, sondern auch in vielen Ferienorten an der Ostsee haben Einheimische mittlerweile Probleme, eine bezahlbare Wohnung zu finden. Scharbeutz im Kreis Ostholstein hat jetzt die Reißleine gezogen.
Scharbeutz: Ort an der Ostsee mit drastischer Maßnahme
Die Gemeinde will künftig genau prüfen, wo Ferienwohnungen zugelassen werden können und wo nicht. Es sei jetzt an der Zeit, auch an die eigenen Bürger zu denken, sagte die parteilose Bürgermeisterin von Scharbeutz, Bettina Schäfer, der Deutschen Presse-Agentur.
Von den rund 7700 Wohnungen in der Gemeinde sind nach Angaben Schäfers knapp 5000 Zweit- und Nebenwohnungen. Auch andere Küstenorte beobachten die Situation genau und wollen wenn nötig die Zahl der Ferienwohnungen begrenzen.
Ostsee: Anzahl der Ferienwohnungen steigt immer weiter an
Der Tourismus-Agentur Lübecker Bucht (TALB) zufolge ist die Zahl der Übernachtungen in Scharbeutz zwischen 2011 und 2019 um 76 Prozent, die der Hotelbetten dagegen nur um gut 20 Prozent gestiegen. Die Zahl der Ferienwohnungen in Scharbeutz sei dagegen von 2710 im Jahr 2011 auf 7085 im Jahr 2020 angewachsen, sagte eine Sprecherin der TALB. Das entspreche einer Steigerung von 161 Prozent.
Auch in Lübeck-Travemünde gibt es Probleme mit Zweitwohnungen, die außerhalb der Saison leer stehen. „Diese sogenannten Rollladensiedlungen sind städtebaulich nicht gewünscht. Die Stadt hat deshalb dort Ferienwohnungen geplant, wo es städtebaulich sinnvoll ist, wie am Fischereihafen oder auf dem Priwall. An anderen Stellen sind sie schon ausgeschlossen “, sagte Stadtsprecherin Nicole Dorel.
Maßnahmen an der Ostsee: Hausbesitzer klagen
Einige Hausbesitzer klagen dagegen vor dem Schleswig-Holsteinischen Oberverwaltungsgericht (OVG). Einen Eilantrag, der die Vermietung bis zu einer endgültigen Entscheidung erlaubt hätte, lehnte das Gericht Ende Juni ab.
In Sierksdorf an der Lübecker Bucht gibt es nach Angaben von Bürgermeister Udo Gosch (SPD) rund 1600 Einwohner und fast 1500 Zweitwohnungen. „Wir wollen die Bedeutung des Tourismus nicht infrage stellen, aber es besteht über alle Parteien hinweg ein Konsens darüber, dass wir auf eine Ausgewogenheit zwischen Einheimischen und Gästen achten müssen“, sagte Gosch.
Wohnungen auf Föhr und Amrum: Kein Verhältnis feststellbar
Ähnlich sieht es auch Mirko Spiekermann, parteiloser Bürgermeister von Neustadt in Holstein. „Wir müssen die Bedürfnisse der Anwohner und des Tourismus gleichermaßen berücksichtigen“, sagte er.
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Auf den Nordseeinseln Föhr und Amrum lässt sich das Verhältnis zwischen Dauer- und Ferienwohnungen nach Angaben von Birgit Oschmann vom Amt Föhr-Amrum nicht genau feststellen. „Doch auch hier beobachten wir außerhalb der Saison, dass beispielsweise Kläranlagen viel größer dimensioniert sind als sie das ohne Ferienwohnungen sein müssten“, sagte sie. (dpa/aba)