Wattenmeer: Nachwuchszeit bei den Seehunden – Appell an Touristen
Die Geburtenzeit bei den Seehunden im Wattenmeer ist voll im Gang. Doch was tun, wenn ein vermeintlich mutterloses Jungtier gefunden wird? Die Nationalparkverwaltung und ein Experte geben Tipps.
Nachwuchszeit bei den Seehunden: Die Nationalparkverwaltung in Schleswig-Holstein und die niedersächsische Seehundstation in Norddeich appellieren an Wattenmeer-Besucher, Hunde anzuleinen und Abstand von den Jungtieren zu halten.
Das ist notwendig, damit Muttertiere sich ungestört ihren Jungen nähern können. Denn häufig ist ein vermeintlich verlassener Heuler nur vorübergehend von der Mutter getrennt worden – zum Beispiel durch die Strömung – und diese findet ihn durch dessen lautes Heulen wieder. „Das kann herzzerreißend klingen, ist aber nichts anderes als der normale Kontaktlaut zum Muttertier“, sagte der Seehundexperte der Nationalparkverwaltung in Tönning, Armin Jeß.
Die ersten Heuler wurden bereits in Seehundstationen gebracht
Allerdings komme es auch vor, dass ein kleiner Seehund wirklich menschliche Hilfe benötige. Da dies nur Fachleute beurteilen könnten, sollten im Zweifel umgehend die zuständigen Seehundjägerinnen und -jäger benachrichtigt werden. Sie veranlassen gegebenenfalls Transporte zu den Seehundstationen in Friedrichskoog und Norddeich in Ostfriesland.
Aktuell wurden bereits 62 Heuler – also Jungtiere, die von ihren Müttern getrennt wurden – in die Friedrichskooger Seehundstation gebracht (Stand 14. Juni). Hauptwurfzeit ist in Schleswig-Holstein der Juni, in dem die meisten Jungen auf Sandbänken im Wattenmeer zur Welt kommen.
Seehund-Experte rät: Abstand halten!
Auch an der niedersächsischen Küste laufe die Geburtenzeit der Seehunde, sagte Peter Lienau, Leiter der Norddeicher Seehundstation. Wattwanderer, Wassersportler und andere Wattenmeerbesucher sollten am besten weiten Abstand zu Seehunden und Seehundbänken halten. „Wir raten zu einem Abstand von mindestens 300 Metern“, sagte der Experte. „Und bitte keine Selfies mit Seehunden.“
Immer wieder komme es zu Störungen, da Menschen Fotos von und mit Seehunden machen wollten. Die Geburts- und Liegeplätze im Nationalpark sind in der Regel in der Schutzzone 1 und dürfen nicht betreten werden.
Mit der „Robben.App“ können die Seehundjäger alarmiert werden
In Schleswig-Holstein ist es seit Oktober 2023 möglich, mit der „Robben.App“ Meeressäuger an Nord- und auch Ostsee einfach und präzise zu melden. Dank der Standortfunktion von Smartphones und der App landen alle wichtigen Infos den Angaben zufolge direkt beim zuständigen Seehundjäger, um das Tier im Anschluss zügig finden und ihm helfen zu können.
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Die App bietet zudem auch Informationen rund um die Meeressäuger und wurde nach Angaben der Nationalparkverwaltung in Tönning bereits mehr als tausendmal heruntergeladen und rege genutzt. (dpa/mp)