Jung-Nazis Flyer Karl May Ölprinz
  • Die Nachwuchsorganisation der NPD verteilte ihre Flyer bei den Karl-May-Festspielen im September.
  • Foto: Twitter/JN

Jung-Nazis machten Propaganda bei Karl-May-Spielen

In Schleswig-Holstein hat der Nachwuchs der rechtsradikalen NPD Propaganda bei den Karl-May-Spielen betrieben. Wie der Verfassungsschutz erklärt, geschah der Vorfall bereits im September vergangenen Jahres. Anlass war die Aufführung von „Der Ölprinz“.

Im vergangenen Jahr entschied sich der Ravensburger Verlag dazu, das Buch zum aktuellen Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ vom Markt zu nehmen. Reflexartig kam es im gesamten Land zu einem Cancel-Culture-Aufschrei. Die hitzige Debatte, ob die Darstellung des „Winnetou“ rassistisch und klischeehaft sei, nahmen die Jungen Nationalisten (JN) zum Anlass, um bei den Karl-May-Spielen in Bad Segeberg Propaganda zu betreiben.

Wie aus dem aktuellen Bericht des schleswig-holsteinischen Verfassungsschutzes für das Jahr 2022 hervorgeht, verteilte die Jugendorganisation der rechtsextremen NPD im September Flugblätter am Eingang zur Aufführung von „Der Ölprinz“ und veröffentlichte davon Fotos in sozialen Medien. Auf Twitter schrieben sie: „Unsere Aktivisten sind gerade am #Kalkberg in #Segeberg und verteilen Flugblätter zur Aktuellen Schwachsinnsdebatte um #Winnetou an die Gäste des Karl May-Festspiels . Wir lassen uns unsere Kultur nicht von einer wohlstandsverweichlichten Minderheit zersetzen.“

Junge Nationalisten machen Propaganda bei Karl-May-Festspielen

Auf einem Facebook-Eintrag hieß es unter dem Foto: „Volkskultur statt Cancel Culture! (…) Diese radikale Minderheit platziert ihre gestörte Ideologie in Medien, Schulen und Popkultur. Sie treibt Konzerne und Parteien vor sich her, die sich ebenfalls für jede Form der Absurdität starkmachen“ sowie „Cancel Culture macht es möglich: Eine Form der Zensur, die Meinungen aus der Öffentlichkeit verdrängen soll, die linken Ideologien widersprechen.“ Auch auf dem Nachrichten-Dienst Telegram machten sie auf ihre Aktion aufmerksam. Laut Verfassungsschutz sei die Flugblatt-Aktion jedoch „ohne nennenswerten Widerhall“ geblieben.

Dass die Jung-Nazis den Begriffs „Volkskultur“ verwenden, der gleichzusetzen sei mit „Volksgemeinschaft“, zeige einmal mehr die Nähe zum Nationalsozialismus, so die Verfassungsschützer. „Volksgemeinschaft“ war ein zentraler Begriff im Dritten Reich.

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„Die JN lehnen ethnische Vielfalt und eine pluralistische Gesellschaft ab und beziehen damit eine eindeutig verfassungsfeindliche Position“, so der Verfassungsschutz. Insgesamt schätze er die JN in Schleswig-Holstein allerdings als „personell und organisatorisch weiterhin sehr schwach“ ein, „sodass größere öffentlich wahrnehmbare politische Aktivitäten nicht zu erwarten sind.“ Wie die Mutterpartei sei auch die JN abhängig von einzelnen Protagonistinnen und Protagonisten. „Fehlen solche Führungspersonen, wie dies auf mittlere Sicht der Fall sein dürfte, bleibt die Organisation nach innen und außen insgesamt nur sehr eingeschränkt politisch handlungsfähig.“

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