Kunden stehen vor der Tür einer Haspa-Filiale, die mit rot-weißem Absperrband gesperrt ist
  • Die Haspa-Filiale in Norderstedt: Hier wurde 2021 eingebrochen.
  • Foto: Danfoto

Nach Schließfach-Coup: Anwalt verklagt die Haspa

Der spektakuläre Millionen-Raub in einer Haspa-Filiale in Norderstedt hat für die Bank juristische Folgen: Der Buchholzer Fachanwalt Jürgen Hennemann, der eine Vielzahl der Schließfachbesitzer vertritt, hat jetzt Klage eingereicht. Er erhebt in Sachen Sicherheitsvorkehrungen schwere Vorwürfe: Der Tresorraum sei kaum besser gesichert gewesen als viele Gartenlauben.

Es war ein spektakulärer Einbruch: Im August 2021 überfielen Unbekannte die Haspa-Filiale in Norderstedt, brachen mehr als 600 Schließfächer auf und entkamen mit einer Beute von mehreren Millionen Euro. Einen Rentner traf der Überfall besonders hart: Er hatte in einem Schließfach 150.000 Euro in bar für seine Altersvorsorge eingelagert. Die sind nun weg. Die Haspa zahlte ihm eine Entschädigung von 40.000 Euro – mit diesem Betrag war jedes Schließfach versichert. Mehr gibt es nicht.

Nach Millionen-Coup: Buchholzer Anwalt verklagt die Haspa

Der Buchholzer Fachanwalt hat laut „Hamburger Abendblatt“ nun Klage beim Landgericht Hamburg eingereicht. Er fordert den Differenzbetrag in Höhe von 110.000 Euro. „Wir haben es hier mit einer grob fahrlässigen Verletzung von Sicherheitsobliegenheiten zu tun“, erklärt Hennemann im Gespräch mit der MOPO. Zudem seien die Kunden nicht über die Dysfunktionalität der Sicherungssysteme aufgeklärt worden.

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Bei dem spektakulären Banküberfall zwischen dem 6. und 8 August 2021 bohrten sich die Täter mit einem Kernbohrer durch den Betonboden in den Tresorraum und brachen dort rund die Hälfte der mehr als 1200 Schließfächer auf. Sie entkamen mit einer Beute im Wert von mehreren Millionen Euro.Anschließend zündeten sie Autoreifen in der gemieteten Wohnung an, um Spuren zu vernichten. Trotz Öffentlichkeitsfahndung konnten die Täter noch nicht gefasst werden.

Nach dem Einbruch in der Haspa-Filiale in Norderstedt suchte die Spurensicherung nach Hinweisen (Archivbild). Danfoto
Haspa-Norderstedt Spurensicherung
Nach dem Einbruch in der Haspa-Filiale in Norderstedt suchte die Spurensicherung nach Hinweisen (Archivbild).

Für Hennemann steht fest: Die laschen Sicherheitsvorkehrungen der Bank haben es den Tätern leicht gemacht. „Das Sicherheitssystem der Haspa hat nicht den seit Jahren von der Rechtsprechung geforderten Standards entsprochen.“ Dazu zählten Körperschallmelder, die Alarm schlagen, wenn Tresore durch gewaltsame Behandlung in mechanische Schwingungen versetzt werden, Videoüberwachung, Vibrationssensoren sowie Erschütterungssensoren und zusätzliche Laserschranken.

„Laut Staatsanwaltschaft Kiel war der Tresorraum der Haspa lediglich mit Sensoren in der Tresortür und Bewegungsmeldern in Baumarktqualität ausgestattet, die die Täter mit Folie abgeklebt hatten“, so Hennemann. „Damit hat die Haspa in etwa das gleiche Sicherheitspaket wie 30 Prozent aller Laubenbesitzer einer Schrebergartenkolonie in Deutschland. Aus Sicht der geschädigten Haspa-Kunden ist es unerträglich, wie die Sparkasse seit Monaten die Öffentlichkeit und die Medien über die Dysfunktionalität ihrer Sicherungssystem arglistig täuscht und die Fakten vernebelt.“

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Auf Nachfrage der MOPO erklärte Haspa-Sprecherin Stefanie von Carlsburg, dass die Schließfachanlage auf dem aktuellen Stand der Technik war. „Dies bestätigt auch das Gutachten des Versicherers. Es belegt eindeutig, dass die Schließfachanlage der Haspa in Norderstedt über professionelle Sicherungssysteme verfügte und der Einbruch nur mit einem höchsten Maß an krimineller Energie durchgeführt werden konnte“. Der Haspa sei damit „keinerlei Fehlverhalten vorzuwerfen“. „Allerdings wurde das Gutachten von der Haspa selbst in Auftrag gegeben“, so Hennemann „Und nicht von der Staatsanwaltschaft Kiel“.


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Laut Bericht des „Hamburger Abendblatt“ sprach die Haspa in dem Zusammenhang zunächst auch von einem „Gutachten der Kriminalpolizei“, korrigierte jedoch später auf Nachfrage, dass der Gutachter von der Versicherung beauftragt wurde und nicht von der Haspa und die Bank darauf gar keinen Einfluss habe. Warum zunächst von einem „Gutachten der Kriminalpolizei“ die Rede war, erklärte die Haspa-Sprecherin damit, dass, indem es an die Kripo weitergeleitet wurde, es „Teil der Ermittlungsakten“ wurde. Auch diesbezüglich erhebt Hennemann schwere Vorwürfe: „Und aus guten Gründen hat der Privatgutachter sogar ausdrücklich davon abgesehen die hochgradig mangelhafte Sicherheits-Infrastruktur der Haspa-Filiale Norderstedt in seinen Gutachten überhaupt zu erörtern.“

Inzwischen hat die Haspa laut eigenen Angaben mehr als 500 von rund 600 Kunden regulieren können. Auf den konkreten Fall und die ausgezahlte Versicherungssumme angesprochen heißt es: „Im Schließfachvertrag ist eine Versicherungssumme von 40.000 Euro inkludiert. Für darüber hinausgehende Summen kann der Kunde eine zusätzliche Versicherung abschließen. Darauf weisen wir ausdrücklich hin, zum Beispiel über Plakate in den Schließfachräumen“.

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