Proteste bei Flughafeneröffnung: Auf Rollbahn: Aktivisten mit Sekundenkleber bewaffnet
Mit schickem Design und Nussbaum-Holz will sich Inhaber Winfried Stöcker vom Billigflug-Image lösen.
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Lübeck –
Am Lübecker Flughafen ist nach vier Jahren wieder der erste Linienflug gestartet. Doch das ist nicht für alle ein Grund zur Freude: Klimaschutzaktivisten klebten sich aus Protest an der Rollbahn und einem Flugzeug fest.
Nach mehr als vier Jahren Pause starten seit Montag am Flughafen Lübeck wieder Linienflüge. Die Gesellschaft Lübeck Air steuert täglich außer samstags München und Stuttgart an. Der Geschäftsführer des Airports, Jürgen Friedel freue sich sehr, dass es endlich wieder regelmäßige Flugverbindungen von Lübeck in den Süden Deutschlands gebe. Der letzte Linienflug hatte am 17. April 2016 abgehoben.
Lübeck Air: Eigentlich sollte Linienbetrieb schon im Juni Starten
Eigentlich sollte der Betrieb schon viel früher wieder losgehen: Die Maschine der Lübeck Air vom Typ ATR 72-500 mit 60 Sitzen war bereits vor knapp einem Monat in Lübeck gelandet. „Das war ein Meilenstein für den Flughafen“, sagte Friedel. Die Wiederaufnahme des Flugbetriebes war ursprünglich für Juni geplant. Wegen der Corona-Pandemie musste der Neustart jedoch verschoben werden.
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In den zurückliegenden Jahren hatte der Lübecker Unternehmer Winfried Stöcker in den Flughafen investiert, der ihm seit Juni 2016 gehört. Unter anderem wurde das Abfertigungsgebäude kräftig aufgemöbelt. Statt Kunststoff in schlichtem Grau werden die Fluggäste jetzt von Granit und Nussbaum-Holz empfangen.
Man habe sich vom Billigflug-Image lösen wollen und setze bewusst auf hochwertige Materialien, hatte Stöcker bereits in der Bauphase betont. Vor der Übernahme hatte der Regionalflughafen seit 2006 fünfmal den Besitzer gewechselt und in dieser Zeit zweimal Insolvenz angemeldet.
Umweltschützer gegen Linienflüge in Lübeck
Doch auch die neue Orientierung des Flughafens erfreut nicht alle – bei Umweltschützern stoßen die neuen Linienflüge auf Ablehnung. So haben die Gruppen „Fridays for Future“ und „Extinction Rebellion“ für Montag zu Protestaktionen ausgerufen. Gerade Kurzstreckenflüge böten keine oder nur geringe Zeitersparnis im Vergleich zu einer Bahnfahrt, belasteten aber die Umwelt mit einem hohen Ausstoß an Treibhausgasen, heißt es in den Aufrufen.
Etwa zehn Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion (XR) befanden sich nach den Angaben eines Sprechers der Gruppierung am Montagmorgen auf der Rollbahn am Flughafen in Lübeck. Drei von ihnen hätten versucht, sich mit Sekundenkleber an den Händen auf den Boden der Rollbahn festzukleben, wie die Polizei mitteilte. Dies hätten die Beamten jedoch verhindert und die Aktivisten in Gewahrsam genommen.
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Lorenz Gösta Beutin, klimapolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke im Deutschen Bundestag, begleitete die Proteste vor Ort. Er berichtete von 100 bis 150 weiteren Demonstranten vor dem Rollfeld. Die Polizei spricht von 80 Personen. Zudem hatten laut Polizei drei Aktivisten der Gruppe Extinction Rebellion Flugtickets nach München. Einer von ihnen hätte versucht, sich am Flugzeug festzukleben. Die Polizei nahm auch diese drei Personen in Gewahrsam. (se/dpa)