Die Fähre „Missunde II“ auf der Schlei auf dem Weg nach Brodersby.
  • Die Fähre „Missunde II“ auf der Schlei auf dem Weg nach Brodersby.
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Schleswig-Holstein verkauft marode Fähre und kauft sie viel teurer zurück – zweimal!

Eigentlich sollten Urlauber und Pendler in Schleswig-Holstein schon seit Anfang des Jahres emissionsfrei über Schlei fahren können. Doch die neue Elektro-Solar-Fähre „Missunde III“ zwischen Kosel und Brodersby hatte mit technischen Problemen zu kämpfen, die altersschwache Vorgängerin sollte länger durchhalten als geplant. Jetzt wurde bekannt: Das marode Schiff wurde laut einem Medienbericht vom Land zurückgekauft – zu einem horrenden Preis. Und das gleich zweimal!

Ab Januar 2024 hätte die elektrisch betriebene „Missunde III“ die wichtige Verbindung übernehmen sollen. Doch daraus wurde nichts: Bei Windstärken von mehr als drei Beaufort, so stellte sich im Testbetrieb heraus, beginnt die 3,3 Millionen Euro teure Hightech-Fähre zu schlingern, kann nicht mehr sicher anlegen. Daher musste das Schiff mit Querstrahlrudern nachgerüstet werden, auch an den Anlegern waren Umbauten für etwa 100.000 Euro notwendig.

Alte Fähre soll noch weiterfahren

Die Notlösung: Die 21 Jahre alte „Missunde II“ soll noch weiterfahren, voraussichtlich bis Ende 2025 – wenn’s klappt. Denn dass die Fähre ihre besten Tagen bereits hinter sich hatte, war bereits vor fünf Jahren bekannt, als die Planungen für einen Ersatzbau angeschoben wurden.

Eigentlich sollte die elektrisch betriebene Fähre bereits in Betrieb sein und zwischen Brodersby und Kosel fahren, doch es gibt Probleme. picture alliance / SULUPRESS.DE | Torsten Sukrow/SULUPRESS.DE
Eigentlich sollte die Fähre bereits in Betrieb sein und zwischen Brodersby und Kosel fahren, doch es gibt Probleme.
Eigentlich sollte die elektrisch betriebene Fähre bereits in Betrieb sein und zwischen Brodersby und Kosel fahren, doch es gibt Probleme.

Das Schiff, das jährlich 120.000 Autos und 50.000 Fahrgäste über den Meeresarm transportiert, war in einem „technisch so schlechten Zustand, dass jederzeit längere Ausfälle drohten und noch immer drohen“, sagte Verkehrsstaatssekretär Tobias von der Heide (CDU). Aus Sicherheitsgründen musste die Gesamt-Tragfähigkeit bereits von 22,5 auf 7,5 Tonnen gesenkt werden.

Schlei-Fähre „Missunde III“ noch immer nicht einsatzbereit

Das sogenannte Fährzeugnis wurde zwar bis 2028 verlängert. „Allerdings garantiert uns das leider nicht, dass die ,Missunde II‘ angesichts ihres schlechten technischen Zustands so lange durchhält“, sagte von der Heide. 

Und es gab noch einen weiteren Stolperstein bei der Aufrechterhaltung der Fährverbindung: Der schleswig-holsteinische Landesbetrieb für Küstenschutz (LKN) hatte die „Missunde II“ bereits für 17.000 Euro nach Dänemark verkauft, wie die „Welt“ berichtet. Und kaufte sie im April 2024, als die technischen Probleme mit der Nachfolgerin bekannt wurden, flugs wieder zurück. Preis: 50.000 Euro Steuergelder – fast das Dreifache des Verkaufserlöses.

Schleswig-Holstein verkauft Schlei-Fähre – und kauft sie dann zweimal zurück

Doch das war dem Bericht zufolge noch nicht alles: Vor wenigen Wochen, im September 2024, kaufte Schleswig-Holstein die altersschwache Fähre nochmal zurück – wieder für 50.000 Euro. Der Grund: Der neue Besitzer hatte ein Rückkaufsrecht und ab Herbst eine monatliche Miete von rund 5000 Euro vereinbart. 

„Es gab keinen Anlass, davon auszugehen, dass die MIII nicht nach einer gewissen Testphase in Dienst gestellt werden könnte“, sagte der Landesbetrieb für Küstenschutz dem NDR. „Im LKN.SH gab es keine Verwendung für die MII, weshalb sie, um weitere Liege- und Unterhaltungskosten zu sparen, verkauft wurde.“

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Zu den Kaufpreisen der „MII“, die insgesamt fast sechsmal höher liegen als die Einnahmen aus dem Verkauf, kommen noch die Umrüstungskosten für die neue Elektro-Fähre hinzu: laut „Welt“ 700.000 Euro. Macht mit dem Kaufpreis von 3,3 Millionen Euro also rund vier Millionen Euro für die Indienststellung der „Missunde III“. (mp/dpa)

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