Schon wieder: Tausende tote Jungfische angespült
Manchmal liegen sie vereinzelt und fast begraben vom Sand, manchmal findet man sie zu Dutzenden zwischen Treibholz – aktuell werden an den Nordseeküsten wieder massenhaft tote Jungfische entdeckt. Betroffen sind etwa die Strände von Westerhever und St. Peter-Ording. Das gruselige Schauspiel ist jedoch keine Neuheit.
Schon 2020 und 2021 wurden junge Fische an die Küsten von Schleswig-Holstein gespült. Merkwürdig: Das Massensterben passierte immer zur gleichen Zeit, etwa Mitte bis Ende Juni, und im gesamten Wattenmeer. Was steckt dahinter?
Wieder mehrere Tausend tote Jungfische im Wattenmeer angespült
Die MOPO hat beim Forschungs- und Technologiezentrum Westküste (FTZ) der Universität Kiel in Büsum nachgefragt. „Wir wissen nicht, warum die Fische sterben – und haben auch absehbar keine Daten zu Hand, mit der wir die Frage beantworten können“, erzählt Katja Heubel, die im FTZ eine Arbeitsgruppe für Küstenökologie leitet. Einiges könne jedoch ausgeschlossen werden.
Daten aus den Vorjahren zeigen etwa: Das Wasser ist nicht zu warm, die Tiere seien weder erstickt noch verhungert, auch eine Vergiftung, eine Krankheit oder Verletzungen lassen sich ausschließen. Auch das Ausbaggern der Elbe im Jahr 2020 habe nicht zu dem Massensterben geführt.
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Betroffen sind junge Heringe und Sprotten, deren Lebenszyklus in der hohen Nordsee und vor England beginnt, bis sie nach einem Umweg über Holland als Jungtiere im Wattenmeer vor Schleswig-Holsteins Küste landen. Wie viele gesunde Jungtiere vor der Küste bleiben, ist laut Katja Heubel ebenfalls unklar – denn die Forschung gestaltet sich schwierig.
Forscherin: „Wir brauchen Monitoring-Programme für Fische im Wattenmeer“
„Was uns fehlt, sind Informationen dazu, was normal ist“, erklärt die Wissenschaftlerin der MOPO. „Es fehlen Monitoringprogramme, um solche Phänomene wahrzunehmen und zu quantifizieren.“ So gebe es keine langfristigen Daten, mit denen die Massensterben aus den letzten Jahren abgeglichen werden könnten.
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Zwar gebe es Überwachungen von Heringen in der Nordsee, jedoch nicht im Wattenmeer. Und die wenigen Monitoringprogramme im Wattenmeer reichten nicht aus, so Heubel. Solche Forschungsprogramme seien Sache der Länder, die die Mittel bereitstellen müssten. Das Massensterben der vielen jungen Heringe und Sprotten bleibt also auch dieses Jahr ein Rätsel.