Nach Ansturm im Sommer: So will Sylt ein Punker-Camp verhindern
Kunst statt Punks? Die Sylter Gemeindepolitik will dort, wo im vergangenen Sommer die 9-Euro-Ticket-Touristen noch ihr Protestcamp hatten, eine große Lichtinstallation aufbauen. Die Wiese soll gesperrt werden. Das Projekt soll die Gemeinde fast 100.000 Euro kosten.
Ab 8. Mai sollen die 3D-Lichtskulpturen vier Monate lang auf der Wiese im Stadtpark Westerland stehen: Der Sylt-Schriftzug, ein Wal, Neptun, Muscheln und Quallen aus pulverbeschichtetem Aluminium, die sowohl selbst leuchten als auch von LED-Leuchten angestrahlt werden. Außerdem sollen Walgesänge und Meeresrauschen erklingen. So berichtete es die „shz“ unter Berufung auf Insiderkreise.
Absperrung soll Besucher am Betreten der Wiese hindern
Zu Zeiten des 9-Euro-Tickets hatte es auf ebendieser Wiese noch ein öffentlich genehmigtes Protestcamp von Punkern gegeben. Deren Lärm und Wildpinkeln hatte nicht allen in der Gemeinde so gut gefallen – um es mal vorsichtig zu formulieren. Etwa 100 Punks campierten dort im vergangenen Sommer wochenlang. Der Gemeinde entstanden nach eigenen Angaben durch das Aufstellen von Dixi-Klos und Absperrzäune sowie Security Kosten in Höhe von rund 270.000 Euro. Im September wurde das Camp geräumt. Ein zweites wochenlanges Punker-Treffen soll nun auf jeden Fall verhindert werden.
Nun soll die ganze 93.500 Euro teure Installation auf der Wiese errichtet werden. Eine Absperrung soll Besucher am Betreten hindern. Der Sylter Bürgermeister Nikolas Häckel begründete das Ganze diplomatisch: „Damit wollen wir sowohl den Bürgern von Sylt als auch unseren Gästen etwas zurückgeben. Im ersten Sommer nach der kräftezehrenden Corona-Pandemie wollen wir das Angebot machen, an einem zentralen Ort zusammenzukommen, um Kunst und Natur gemeinsam zu feiern.“
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Das ganze Projekt wurde laut „shz“ in einem Schnellverfahren und unter Ausschluss der Öffentlichkeit in der Bürgervertretung durchgeboxt. Die Begründung: „Überwiegende Belange des öffentlichen Wohls und berechtigte Interessen Einzelner erfordern es, dass dieser Tagesordnungspunkt im nicht öffentlichen Teil der Sitzung beraten wird.“ (prei)
Transparenz-Hinweis: In einer früheren Version des Textes haben wir geschrieben, dass Sportvereinen Zuschüsse aufgrund der schlechten finanziellen Lage verwehrt worden sind. Dies ist nicht ganz korrekt. Bis Ende März konnten Fördermittel beantragt werden. Auf der Homepage der Gemeinde Sylt steht dazu: „Eine Bewilligung erfolgt vorbehaltlich des noch zu verabschiedenden Haushalts der Gemeinde Sylt für das Jahr 2023.“ Im Jahr 2022 wurden die Fördergelder nach langer Wartezeit erst kurz vor Weihnachten ausgezahlt. Wir haben die Passage aus dem Text gestrichen.