Unter der Northvolt-Gigafactory im Norden schlummert ein Schatz
Die Ausgrabungen auf dem Northvoltgelände bei Heide erweisen sich für die Archäologen als wahrer Schatz. Die Bedeutung der Befunde lässt sich für sie noch gar nicht absehen.
Es ist eine Ausgrabung der Superlative: Auf dem Gelände der geplanten Northvolt-Batteriefabrik haben mehrere Teams des Archäologischen Landesamtes insgesamt 9,1 Hektar geöffnet und bearbeitet. Die extrem hohe Dichte und Qualität der Funde sowie die außergewöhnlich guten Erhaltungsbedingungen auf einer Fläche dieser Größe sind in Schleswig-Holstein bisher einmalig, wie das Landesamt mitteilte.
Es wurden demnach lückenlos Befunde von der Jungsteinzeit (Neolithikum) bis zur Völkerwanderungszeit gefunden – das heißt: Über einen Zeitraum von mindestens 4600 Jahren haben hier Menschen Spuren hinterlassen. Wenige Einzelfunde reichen sogar bis ins Spätpaläolithikum und ins Mesolithikum.
„Ausgrabung der Superlative“ auf Northvolt-Gelände
„Für uns ist es eine Ausgrabung der Superlative“, sagte der stellvertretende Leiter des Archäologischen Landesamtes, Ingo Lütjens am Donnerstag bei einem Besuch der Grabung. Bei keiner Ausgrabung in Schleswig-Holstein sei bisher eine so dichte Konzentration archäologischer Befunde aus unterschiedlichen Zeiten entdeckt worden.
Rund 17.000 archäologische Befunde wurden freigelegt und dokumentiert: Darunter sind Grundrisse von 250 Langhäusern, 65 Grubenhäusern, 165 Speicher- oder Nebengebäuden und 16 Gräbern, zu denen auch 13 Körpergräber der späten Römischen Kaiser- und frühen Völkerwanderungszeit zählen. Auch beispielsweise 200 Öfen, 40 Brunnen und Wasserschöpfstellen sowie 4000 Gruben entdeckten die Archäologen.
Northvolt-Grabung: Funde von herausragender Bedeutung
Die Ausgrabung habe Bedeutung über Deutschland hinaus, sagt Grabungsleiter Eric Müller. Er sei begeistert von der schieren Anzahl an Baubefunden. Mit dieser Anzahl habe man nicht gerechnet. Es sei mit etwa 5000 bis 6000 kalkuliert worden.
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Der Erkenntnisgewinn sei enorm und die Funde von herausragender Bedeutung, sagte Müller. So war aus der Zeit der Völkerwanderung (ca. 375 bis 700 n. Chr.) in Dithmarschen bisher nur ein Grubenhaus bekannt. Nun kommen auf einen Schlag 65 weitere hinzu. Auch Körpergräber waren hier bisher nur selten nachgewiesen worden.
Das ganze Ausmaß der schon jetzt außerordentlichen Ausgrabungen wird nach Ansicht der Archäologen erst nach der wissenschaftlichen Bearbeitung in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu erfassen sein. (dpa/mp)