Wegen ihres Katers: Frau soll auf 83-jährige Nachbarin eingestochen haben
Weil sie eine Nachbarin verdächtigte, ihrem Kater etwas angetan zu haben, soll eine 62 Jahre alte Frau auf eine 83-Jährige eingestochen haben. Die schwebte danach in akuter Lebensgefahr.
In einem Sicherungsverfahren vor dem Landgericht Kiel muss sich eine 62-jährige Frau wegen eines Messerangriffs auf eine 83 Jahre alte Nachbarin verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft der Beschuldigten, die derzeit in einer Klinik untergebracht ist, versuchten Totschlag vor.
Die Tat spielte sich am 6. November 2024 vor einer Wohnanlage in Altenholz bei Kiel ab. Die Beschuldigte soll die 83-Jährige im Vorgarten aufgeregt nach dem Verbleib ihres Katers „Sani“ gefragt haben. Unvermittelt soll sie dann mit einem Messer auf ihr Opfer eingestochen und zahlreiche Verletzungen an Kopf, Schultern, Rücken und Händen zugefügt haben, so die Vorwürfe in der Antragsschrift. Als die 83-Jährige ins Krankenhaus eingewiesen wurde, schwebte sie in akuter Lebensgefahr.
Beschuldigte bereut die Tat
Zum Auftakt der Hauptverhandlung vor der 8. großen Strafkammer des Landgerichts Kiel räumte die Beschuldigte die Tat ein. „Es tut mir sehr, sehr leid, was passiert ist. Ich wünschte, ich könnte das rückgängig machen“, sagte sie. Sie habe die Nachbarin nicht töten wollen. Die Tat schildert sie als „plötzlichen Impuls“ und „emotionale Entgleisung“, als „Resultat aus einem elf Jahre lang dauernden Mobbing“ gegen sie.
Ihre Katzen würden ihr sehr viel bedeuten und viel Halt geben, erklärte die 62-Jährige. Zum Tatzeitpunkt habe sie ihren Kater seit mehreren Tagen vermisst und die Nachbarin, die sie als „arrogant und hochnäsig“ schilderte, verdächtigt, ihm etwas angetan zu haben.
„In dem Moment ist es mit mir durchgegangen.“ Sie sei der 83-Jährigen vor dem Haus hinterhergelaufen und habe gefragt „Wo ist Sani?“, bevor sie zum ersten Mal zugestochen habe. Das Opfer habe nur zurückgefragt „Wer ist Sani?“.
Andere Nachbarin half dem Opfer
Die 83-Jährige konnte sich zur Eingangstür des Hauses retten und um Hilfe rufen. Eine andere Nachbarin habe ihr sofort geöffnet. „Ich wusste, jetzt wird sie versorgt“, sagte die Beschuldigte. Darüber sei sie erleichtert gewesen. Während die anderen Nachbarn den Notarzt und die Polizei riefen, sei sie völlig aufgelöst zu einer Freundin gefahren.
Im Anschluss daran hörte das Gericht als erste Zeugin die Geschädigte an. Sie habe sich gerade nach vorn gebückt, um ein welkes Blatt einer Pflanze auszureißen, als sie hinter sich eine laute und schrille Stimme gehört habe, sagte die 83-Jährige. „Plötzlich merkte ich einen Schlag in den Rücken.“ Sie habe danach immer weitere Schläge gespürt und habe versucht, diese abzuwehren, aber vergeblich. Sie habe sich gebückt bis zur Eingangstür schleppen und um Hilfe rufen können.
Bis heute spüre sie die Folgen der Messerattacke, sagte die Frau. Das ganze Leben sei schlechter geworden, sie sei weniger ausdauernd als vorher, die Funktion einer Hand sei eingeschränkt. Sie mache immer noch eine Physiotherapie.
Fünf weitere Verhandlungstermine
In der Wohnanlage sei sie bei weitem nicht die Einzige gewesen, die Probleme mit der Beschuldigten gehabt hätte, sagte die 83-Jährige. „Ich empfand sie immer als sehr rechthaberisch. Sie wollte immer alles durchsetzen.“ Meist sei es dabei um die Katzen der Angeklagten gegangen, alle hätten immer sofort die Türen des Hauses schließen müssen.
Vor sieben oder acht Jahren habe sie sich daher komplett von der 62-Jährigen zurückgezogen und keinen Kontakt mehr zu ihr gehabt. Deren Vorwurf, sie habe die Katze getötet, mache sie sprachlos.
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Der Prozess wird mit Befragungen von Zeugen fortgesetzt. Bisher sind fünf weitere Verhandlungstermine bis einschließlich 22. Mai angesetzt. (dpa)
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