Zu staatsnah! Radioprogramm im Norden kriegt Sendeverbot
Das Plattradio darf nicht mehr senden. Das vom Kieler Kultusministerium finanzierte Projekt ist dem Medienrat zufolge zu staatsnah — er fordert eine Änderung in der Finanzierung.
Traurige Nachrichten für das Plattradio. Die Rundfunkanstalt, die seit September von Montag bis Freitag täglich eine Stunde op platt produziert hat, darf nicht mehr senden. Das hat der Medienrat der Medienanstalt Hamburg/Schleswig-Holstein (MA HSH) entschieden. Grund dafür sei eine fehlende Staatsferne dieses Rundfunkangebots, teilte der Medienrat am Freitag mit. Das Land Schleswig-Holstein müsse die Förderpraxis für Minderheitensprachen im Rundfunk ändern.
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Die schwarz-grüne Regierung fördert durch den im März beschlossenen Haushalt das plattdeutsche Radioprogramm. Es startete im September in Kooperation von NDR und Heimatbund. Schon am Donnerstag teilte der Radiosender selbst mit, dass er nicht mehr senden darf. Bis dahin war das Programm per Livestream, als Podcast und morgens von sieben bis acht Uhr in den Offenen Kanälen in Schleswig-Holstein zu hören.
Plattradio: Zweifel an Staatsferne – Rundfunkanstalt darf nicht mehr senden
Der Staat dürfe keinen Einfluss auf die Programmgestaltung oder die Programminhalte des im September 2023 gestarteten Projekts nehmen, so der Medienrat. „Daher appellieren wir an das Land Schleswig-Holstein, die Förderung von Minderheitensprachen im Rundfunk nunmehr langfristig und staatsfern anzulegen.“ Die Entscheidung des Verbreitungsverbots sei noch nicht rechtskräftig, hieß es am Freitag.
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„Der Ausgangspunkt war eine gute Idee“, sagte der Medienpolitiker und ehemalige SPD-Fraktionsvorsitzende Thomas Losse-Müller über das Radio. Warnungen zur fehlenden Staatsferne habe es genug gegeben – das Scheitern sei mit Ansage gekommen, sagte Losse-Müller. „Das ist traurig für das Plattdeutsche.“ Und es sei „frustrierend für die Menschen und Partner, die sich für das Programm stark engagiert haben.“ Es wäre bitter, wenn es das Plattradio in Zukunft nicht mehr geben würde, so der Politiker. (dpa/jek)