Zug nach Hamburg: Mann geht mit Messer auf Passagiere los – Tote und Verletzte
Entsetzliche Tat im Norden: Bei einer Messerattacke in einem Zug der Linie RE70 von Kiel nach Hamburg sind am Mittwoch zwei Menschen getötet worden. Er gibt mehrere zum Teil schwer Verletzte. Der mutmaßliche Täter wurde festgenommen – doch Hintergründe und mögliche Motive sind unklar.
Ein Mann sei kurz vor 15 Uhr vor der Ankunft im Bahnhof Brokstedt (Kreis Steinburg) mit einem Messer auf Reisende losgegangen. Dabei seien nach Erkenntnissen der Bundespolizei zwei Menschen getötet worden. Dies bestätigte später auch die Innenministerin von Schleswig-Holstein, Sabine Sütterlin-Waack (CDU).
Zur Zahl der Verletzten gab es zunächst unterschiedliche Angaben: Mindestens fünf Personen wurden laut Sütterlin-Waack verletzt. Wie die Polizei in Itzehoe später mitteilte, erlitten drei Opfer schwerste Verletzungen, vier weitere wurden leicht verletzt, darunter auch der mutmaßliche Täter. Die Schwerverletzten wurden in Kliniken nach Neumünster, Elmshorn und Hamburg transportiert. Neun Rettungswagen, drei Notärzte sowie ein Rettungshubschrauber aus Hamburg waren im Großeinsatz. Auch Seelsorger waren vor Ort.
Polizei nimmt 33 Jahre alten Täter fest
Während der tödlichen Attacke befanden sich 120 Fahrgäste im Regionalzug. Zeugen gelang es, den Täter bis zum Eintreffen der Polizei festzuhalten. Er wurde kurz darauf in Brokstedt festgenommen. Er sei 33 Jahre alt, wie eine Polizeisprecher am Mittwochabend mitteilte. Die Hintergründe seien noch unklar, es werde in alle Richtungen ermittelt. Laut „Bild“ soll er bereits durch Gewalt- und Sexualdelikte aufgefallen sein. Er soll bis vor sechs Tagen noch in U-Haft gesessen haben.
In der Kneipe „Bürgerstuben“ direkt neben dem Bahnhof herrschte unterdessen Fassungslosigkeit. Der Inhaber Manfred Petermann stellte der Kriminalpolizei die Räumlichkeiten zur Verfügung, dort wurden etwa 70 Zeugen von der Polizei befragt und betreut.
Politik entsetzt über tödliche Messerattacke
Sütterlin-Waack bekam die Nachricht im Landtag und beriet sich mit Ministerpräsident Daniel Günther (CDU). „Es ist ganz furchtbar“, sagte die Ministerin bei einer ersten Stellungnahme zur Tat, „wir sind ganz erschrocken und entsetzt, dass sowas passiert ist.“ Sie sei „in Gedanken bei den Familien und Angehörigen der Opfer“ und bedankte sich bei den Polizisten und bei allen Rettungskräften. Bundespolizei und Landespolizei würden bei der Aufklärung eng zusammenarbeiten.
Günther reagierte ebenfalls schockiert: „Schleswig-Holstein trauert – das ist ein furchtbarer Tag“. Er denke an alle, die trauerten und um die Verletzten bangten. „Ich habe mit tiefer Trauer und Bestürzung diese Nachricht heute Nachmittag auch selbst aufgenommen“, sagte er.
Ein vergleichbar schweres Gewaltverbrechen in einem Zug hat es laut Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) in Schleswig-Holstein noch nicht gegeben. Madsen und der Geschäftsführer des Verkehrsverbundes Nah.SH, Arne Beck, erklärten, sie seien in Gedanken bei den Betroffenen und bei deren Angehörigen. Den Verletzten wünschten sie schnelle Genesung. „Jetzt hoffen wir auf eine zügige Aufklärung durch die Polizei“, sagte Beck laut Mitteilung.
Auch Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) hat ihr Mitgefühl ausgedrückt. „All unsere Gedanken sind bei den Opfern dieser furchtbaren Tat und ihren Familien“, schrieb die Politikerin am Mittwoch im Kurznachrichtendienst Twitter. Dies sei eine „erschütternde Nachricht“.
Chaos und Zugausfälle auf Strecke Hamburg-Kiel
Der Bahnhof wurde nach der Tat für die polizeilichen Maßnahmen gesperrt. Brokstedt ist eine kleine Gemeinde an der Bahnlinie zwischen Elmshorn und Neumünster. Wegen des Großeinsatzes kam es zu Zugausfällen im Fernverkehr zwischen Hamburg und Kiel. Erst gegen 20.50 Uhr konnte die Strecke freigegeben werden, der Zug hat den Bahnhof mittlerweile verlassen.
Die Deutsche Bahn teilte am Abend mit: „Den Angehörigen der Opfer gehört unser tiefes Mitgefühl. Den Verletzten wünschen wir eine baldige und vollständige Genesung.“ (ruega/idv)