• Foto: picture alliance/dpa/Sina Schuldt

Skandal bei Bremer Feuerwehr: Rassismus und Sexismus in Chats und auf der Wache

Die Bremer Staatsanwaltschaft ermittelt innerhalb der Feuerwehr gegen mindestens einen Mitarbeiter, der sich über sieben Jahre rassistisch und sexistisch in Chats und auf der Wache geäußert haben soll. Am Dienstagmorgen wurde ein Wohnhaus durchsucht.

Auslöser der Untersuchung ist eine Gruppe Feuerwehrmänner, die sich unter anderem in Chats rassistisch geäußert und rechtsradikale Bilder verschickt hat. Die Protokolle der Chatgruppe gehen zurück bis in das Jahr 2013.

Einige Männer verschickten dort über Jahre hinweg Hakenkreuz-Bilder, Fotos von Adolf Hitler und rassistische, menschenverachtende Sprüche über Dunkelhäutige, Türken, Muslime und Juden. Viele der Vorwürfe dürften aus juristischer Sicht verjährt sein. 

Nazi-Chats: Ermittlungsverfahren gegen Feuerwehrmann

Nach Informationen des NDR, Radio Bremen und „Süddeutsche Zeitung“ ist gegen mindestens einen der Männer ein Ermittlungsverfahren wegen Verdachts der Volksverhetzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen eingeleitet worden. Das bestätigte die Bremer Innenbehörde. 

Der Mann habe laut Zeugenaussage ein Foto seiner Kinder vor Hakenkreuzfahnen herumgezeigt. Außerdem habe er sich Aussagen zufolge mit seinem Spitznamen ansprechen lassen, benannt nach einem Nazi aus der NS-Zeit. 

Bremer Feuerwehr: Menschenverachtende Aussagen auch in Anwesenheit

In einem Gespräch über Fußball-Trikots wünschte sich ein Feuerwehrmann die Rückennummer 88, falls die belegt sei, ginge auch die Nummer 18. Die Zahl 88 steht in der Neonazi-Szene für „Heil Hitler“, die 18 für „Adolf Hitler“.

Am Morgen nach dem Sieg der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Brasilien im Halbfinale der Fußball-WM 2014 verschickte ein Mitglied der Gruppe ein Foto von einem Haus, an dem – offensichtlich per Bildbearbeitung – ein „Sieg Heil“-Schriftzug, riesige Hakenkreuz-Fahnen und Hitler-Bilder angebracht worden sind, und schreibt „So das Haus ist fertig dekoriert“. Ein anderes Bild zeigt eine Kinderrutsche, die vom Dach eines Hochhauses ins Leere ragt, darunter der Satz: „Neuer Spielplatz fürs Asylantenheim“. 

Nazi-Eklat bei Feuerwehr: Bremer Behörde untersucht den Vorfall

Die Bremer Innenbehörde hat eine Untersuchung eingeleitet und mehrere Zeugen vernommen. NDR, „Süddeutscher Zeitung“ und Radio Bremen liegen Niederschriften von Zeugenaussagen, Chatprotokolle und Tonaufnahmen vor, die die Feuerwehrmänner schwer belasten. Die Reporterinnen und Reporter konnten auch mit mehreren Zeugen sprechen, die selbst bei der Feuerwehr arbeiten oder gearbeitet haben.

Sie berichteten von einem Klima der Angst vor Mobbing und des Hasses gegenüber Minderheiten. Rassistische und sexistische Äußerungen seien demnach in unterschiedlichen Wachen an der Tagesordnung gewesen. Vorgesetzte sollen den Ton der Gespräche zum Teil nicht nur geduldet, sondern selbst vorgegeben haben. 

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Eine lesbische Feuerwehrfrau mit Migrationshintergrund soll wegen ihrer sexuellen Orientierung beleidigt und mehrfach, auch von Vorgesetzten, als „Kanake“ bezeichnet worden sein.

In einer Tonaufnahme ist festgehalten, wie Feuerwehrleute offenbar darüber fantasieren, die Frau zu verprügeln und vergewaltigen zu lassen. Die Bremer Innenbehörde äußerte sich auf Anfrage weiteren Details zunächst nicht. Die Staatsanwaltschaft hat sich bislang nicht äußert. (mp/sd)

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