Ein Fischer pult Heringe aus einem Netz.
  • Ein Fischer pult Heringe aus einem Netz.
  • Foto: Jens Büttner/dpa-Zentralbild/dpa

So soll die Ostseefischerei gerettet werden

Die Ostsee ist in einem rundum schlechten Zustand. Wie kann die Fischerei da eine Zukunft haben? Eine Kommission macht jetzt Vorschläge, wie es für Natur und Fischer wieder besser werden soll.

Noch gibt es Berufsfischer an der Ostsee. Damit das trotz des schlechten ökologischen Zustands des Binnenmeeres so bleibt, hat eine Kommission einen neun Punkte umfassenden Plan für die Zukunft der Ostseefischerei in Deutschland vorgelegt. Kernpunkte sind neben dem besseren Schutz von Lebensräumen und einer Verbesserung der ökologischen Situation vor allem die Anpassung der Fischerei. „Die Empfehlungen der Leitbildkommission geben uns wichtige Impulse“, teilte die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundeslandwirtschaftsministerium, Claudia Müller (Grüne), am Montag zur Vorstellung des Abschlussberichts in Berlin mit.

Berlin: Neun-Punkte-Plan für die Zukunft der Ostseefischerei

So sollen neue umweltschonende Fischereitechnologien erprobt werden, um unerwünschten Beifang zu vermeiden. Das Fischereimanagement soll mit Blick auf das ganze Ökosystem weiterentwickelt werden. Die Hafeninfrastruktur für die Fischerei soll modernisiert werden. Nicht zuletzt empfehlen die Experten, die Erwerbsmöglichkeiten von Fischern breiter aufzustellen, etwa im Bereich Tourismus.

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Das Leitbild zur Zukunft der Ostseefischerei sowie die Empfehlungen und Maßnahmen zur Umsetzung richten sich an Politik und Verwaltung von Bund, Ländern und Kommunen. Die neun Punkte:

  • Junge Menschen für die Fischerei gewinnen
  • Diversifizierung des Tätigkeitsfeldes
  • Infrastruktur für Fischerei anpassen und modernisieren
  • Fischereimanagement weiterentwickeln
  • Mit Meeresnaturschutz in die Zukunft investieren
  • Entwicklung nachhaltiger Fischereitechnologien
  • Flottentransformation ermöglichen
  • Digitalisierung gestalten, Daten erheben und Wissen schaffen
  • Organisation und Beteiligung der Fischerei stärken

Die 2022 eingesetzte Kommission im Auftrag des Bundesagrarministeriums vereinte 30 Beteiligte, darunter Behörden, Verbände und Wissenschaft. „Wir sind überzeugt, mit diesem Leitbild und unseren Empfehlungen eine fundierte Grundlage für zukünftige politische Entscheidungen geschaffen zu haben“, sagte die Vorsitzende der Kommission, die Kieler Professorin Marie-Catherine Riekhof.

Aus Sicht von Umweltverbänden kommt es jetzt darauf an, wie schnell und effektiv die Schritte umgesetzt werden. BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), DUH (Deutsche Umwelthilfe), NABU (Naturschutzbund Deutschland) und WWF (World Wide Found For Nature), die in der Kommission mitgearbeitet haben, nannten als positives Ergebnis, dass die Fischerei eine aktivere Rolle im Meeresnaturschutz übernehmen soll. Außerdem solle das Fischereimanagement stärker an ökologischen Kriterien ausgerichtet werden.

Umweltverbände sehen dringenden Handlungsbedarf

„Auch nach Einigung auf einen Abschlussbericht betonen die Verbände, dass die Erholung der Fischpopulationen und damit der Fischerei grundsätzlich auf der Erholung der Meeresumwelt basiert“, hieß es in einer Erklärung der Umweltverbände. „Aufgrund des dramatisch schlechten ökologischen Zustands der Ostsee und der zusammengebrochenen Populationen von Dorsch und Hering besteht dringender Handlungsbedarf.“

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Der Bericht verweist auf die EU-Biodiversitätsstrategie, nach der zehn Prozent der deutschen Meeresfläche in Ost- und Nordsee anhand ökologischer Kriterien bis zum Jahr 2030 unter strengen Schutz gestellt werden müssen. „Das sind Errungenschaften, hinter die wir nicht zurückfallen dürfen“, forderten die Umweltverbände. Im nächsten Jahr werde aus der Leitbildkommission Ostseefischerei die Zukunftskommission Fischerei für Nord- und Ostsee. „Wir erwarten, dass unsere Ergebnisse dort als Ausgangspunkt genommen und nicht in Frage gestellt werden.“

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