• Auf diesem Bildausschnitt aus einem Video sieht man eine Kuh im Todeskampf.
  • Foto: SOKO Tierschutz e.V.

Vorwurf Tierquälerei! Amt schließt Schlachthof bei Kiel

Die Bilder zeigen brutale Szenen: Eine Kuh mit halb abgetrenntem Kopf, die minutenlang mit dem Tod ringt. Ein krankes Rind, das an einer Eisenkette vom Transporter gezerrt wird. Vorwurf: Tierquälerei! Jetzt wurde der Schlachthof in Flintbek bei Kiel vorerst geschlossen.

Fachwerkhäuser, Reetdachkaten, eine alte Steinkirche – die 7000-Einwohner-Gemeinde Flintbek ist ein beschaulicher Ort. Seit mehr als hundert Jahren gibt es hier die Landschlachterei Horn, die mit dem Slogan „Handwerkskunst seit 1914“ für sich wirbt. Doch hinter der Fassade des Familienbetriebs ging es offenbar wenig meisterhaft zu.

Versteckte Kameras filmten Kühe beim Todeskampf

Dem Verein Soko Tierschutz ist es gelungen, heimlich versteckte Kameras in den Betrieb zu schleusen. Sie filmten, 16 Tage lang Szenen, die nun für Entsetzen sorgen: Kühe, die mit aufgeschnittener Kehle auf dem Boden liegen, immer wieder den Kopf heben und mit den Beinen strampeln, während sie langsam ausbluten. Rinder, die mit dem Stahlseil vom Transporter gezerrt werden, weil sie offenbar selbst nicht mehr laufen können.

Hinter diesen Mauern geschah das Grauen: der Schlachthof Horn in Flintbek SOKO Tierschutz e.V.
Schlachthof Horn in Flintbek
Hinter diesen Mauern geschah das Grauen: der Schlachthof Horn in Flintbek

Außerdem dokumentieren die Kameras ein wohl fehlerhaftes Betäubungsverfahren. Laut Gesetz müssen Schlachttiere so fixiert werden, dass das Bolzenschussgerät präzise zielen kann und das Tier somit schnell betäubt wird. Doch die Videos zeigen, dass die Rinder in der Schlachterei noch genug Bewegungsfreiheit haben, um auszuweichen und den Kopf zu schwenken. So treffen die Betäubungsschüsse nicht richtig – die Schlachtung erfolgt im bewussten Zustand. Die Rinder quälen sich im einem minutenlangen Todeskampf. Dabei würden die Metzger keinerlei Anteilnahme zeigen.

Soko Tierschutz erstattet Strafanzeige wegen Tierquälerei

Soko Tierschutz hat deshalb Strafanzeige wegen „erheblicher Verstöße gegen das Tierschutzgesetz“ bei der Kieler Staatsanwaltschaft erstattet. „Unser Bildmaterial aus den letzten drei Monaten zeigt, dass im Schlachtbetrieb Horn Tierquälerei und Hygienechaos herrscht“, sagt Friedrich Mülln, Sprecher der Soko Tierschutz, die vor drei Jahren half, den Skandal um das LPT-Todeslabor in Mienenbüttel bei Hamburg aufzudecken.

Die Technik vor Ort sei zudem völlig unzulänglich, so Mülln. Er kritisiert auch das Geschäftsmodell des Betriebs, das auf das Schlachten von alten, gebrechlichen Kühen aus der Milchindustrie setzt. Das ist zwar nicht verboten, steht aber im Widerspruch zum Selbstbild des Betriebs, der auf seiner Homepage für das Fleisch aus seiner eigenen Musterherde auf grüner Wiese wirbt.

Schlachthof weist alle Vorwürfe zurück

„Das ist aus unserer Sicht ein krasser Fall von Verbrauchertäuschung, zeigt aber mal wieder, wie man buchstäblich aus Schrott-Tieren, guten Profit machen kann“, sagt Mülln.

Tierquälerei in Flintbek: Eine Kuh wird vom Transporter gezerrt. SOKO Tierschutz e.V.
Eine Kuh wird vom Transporter gezerrt
Tierquälerei in Flintbek: Eine Kuh wird vom Transporter gezerrt.

Der Betreiber der Schlachterei, Sven Krohn, wies die Vorwürfe gegenüber dem NDR zurück. In seinem Betrieb würden ausnahmslos Tiere in einer sogenannten Rinderfalle ordnungsgemäß fixiert. Die Vorrichtung wäre speziell für den Hof angefertigt worden, sei vom Veterinäramt abgenommen und unter Betriebsbedingungen amtlicherseits überprüft worden. Fehlbetäubungen seien nicht möglich.

Amt lässt Schlachträume versiegeln

Darüber hinaus würden die zwei Fleischermeister des Betriebs über jahrzehntelange Erfahrung verfügen und sofort eine Nachbetäubung setzen, sollte ein Tier nach einem Bolzenschuss noch Lebenszeichen zeigen.

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Das Veterinäramt im Kreis Rendsburg-Eckernförde ließ sich von den Beteuerungen offenbar nicht überzeugen. Nach Auswertung des Filmmaterials bekam die Landschlachterei Horn am Freitag Besuch von Vertretern des Veterinäramts und von der Polizei, welche die Schlachträume versiegelte. Die Behörde erstattete ebenfalls Strafanzeige. Laut NDR wird nun geprüft, ob dem Betrieb die Zulassung entzogen wird.

„Die Schlachtungen, die wir gesehen haben, entsprechen in keiner Weise den gesetzlichen Vorgaben, wie ein Schlachtvorgang ablaufen muss“, so Manuela Freitag, Chefin des Veterinäramtes. (ng)

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