Kühe bei vollem Bewusstsein getötet? Polizei durchsucht Schlachterei-Räume
Tierquälerei, Hygienemangel, Fehlbetäubungen: Vor einer Woche wurde die Landschlachterei Horn in Flintbek bei Kiel von den Behörden geschlossen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft die Räume des Familienbetriebs durchsuchen lassen und Beweismaterial sichergestellt.
Tierschützer des Vereins SOKO Tierschutz hatten die Zustände in der Schlachterei ans Tageslicht gebracht. Mit versteckten Kameras zeichneten sie auf, wie Kühe nicht ordnungsgemäß betäubt wurden und somit bei vollem Bewusstsein geschlachtet wurden.
Oder wie kranke Rinder mit einem Stahlseil vom Transporter gezerrt wurden. Daraufhin hatte das Veterinäramt im Kreis Rendsburg-Eckernförde den Hof geschlossen.
Ermittler stellen umfangreiches Beweismaterial sicher
Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Kiel die Räumlichkeiten der Schlachterei durchsuchen lassen. Dabei stellten die Beamten Anlieferungslisten, Schlachtlisten, Personallisten und digitale Datenträger sicher, berichtet der NDR.
„Wir wollen versuchen, die einzelnen Vorfälle, die videodokumentiert wurden, zu konkretisieren und zuzuordnen“, sagte Henning Hadeler von der Staatsanwaltschaft Kiel dem Sender. Dabei solle auch überprüft werden, ob das Fleisch der gequälten Kühe in den Handel gebracht wurde.
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Nach Angaben des schleswig-holsteinischen Landwirtschaftsministeriums sind in der Schlachterei klare tierschutzrechtliche und lebensmittelrechtliche Verstöße festgestellt worden.
„Diese müssen nun schnellstmöglich lückenlos und transparent aufgeklärt werden. Zudem muss eine strafrechtliche Relevanz geprüft werden“, erklärte Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) am Freitag. Das Ministerium arbeite eng mit der ermittelnden Staatsanwaltschaft zusammen.
Ministerium prüft, ob häufigere Kontrollen notwendig sind
Sowohl SOKO Tierschutz als auch das Veterinäramt hatten Strafanzeige wegen Tierquälerei erstattet. Das Landwirtschaftsministerium will nun auch prüfen, ob die aktuellen Kontrollbedingungen für die 110 Schlachtbetriebe in Schleswig-Holstein ausreichen oder ob sie angepasst werden müssen. Bisher werden die Höfe halbjährlich einer Kontrolle unterzogen.
„Wir sind dabei zu prüfen, ob eine dichtere Prüfung notwendig ist“, so Landwirtschaftsminister Schwarz.