Tod durch Ecstasy: Wie eine 16-Jährige starb und niemand half
Schwarzenbek –
Es sollte ein Nachmittag unter Freunden werden. Doch der 25. Mai 2018 endete mit einem tragischen Todesfall. Die 16 Jahre alte „Josy“, so ihr Spitzname, hatte sich mit drei Schulfreunden verabredet, um gemeinsam Ecstasy zu nehmen. Doch Josy starb – und ihre drei Freunde saßen diese Woche in Schwarzenbek bei Hamburg auf der Anklagebank. Ecstasy ist eine synthetische Droge, durch die der Körper vermehrt die Glückshormone Serotonin und Dopamin ausschüttet. Die erhoffte Wirkung blieb bei Josy allerdings aus. Sie bekam Schweißausbrüche, Krampfanfälle, rang um Luft und wurde schließlich bewusstlos.
Warum ihre Freunde David, Laura und Michelle (Namen geändert) vor Gericht stehen? Sie riefen zwar irgendwann den Rettungsdienst, doch den Drogenkonsum verschwiegen sie, auch nach gezielter Nachfrage des Notarztes. Kurze Zeit später starb das junge Mädchen an einer Vergiftung durch Ecstasy. Die drei Freunde sind wegen „unterlassener Hilfestellung“ angeklagt, David (heute 22) wird außerdem vorgeworfen, Josy das Ecstasy verkauft zu haben.
Schwarzenbek bei Hamburg: Mädchen nimmt Ecstasy und stirbt – Freunde vor Gericht
Da Laura zum Tatzeitpunkt erst 17 Jahre alt war, fand die Verhandlung laut „Bergedorfer Zeitung“ unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Sowohl Zeugenaussagen als auch die Urteilsbegründung bleiben daher unter Verschluss. Da laut Lauras Verteidigerin „der erzieherische Gedanke des Strafrechts“ Priorität hat, wurde das Verfahren gegen alle drei Angeklagten unter Geldauflagen eingestellt.
Was genau an jenem Nachmittag passierte und ob Josys Tod hätte verhindert werden können, bleibt damit unklar. Haben die Freunde aus Angst vor strafrechtlichen Konsequenzen nichts von den Drogen erzählt? Hat sie eine der zunehmend verbreiteten und gefährlichen, extrem hochdosierten Ecstasy-Pillen konsumiert, ohne es zu wissen?
Ecstasy: Polizei warnt vor hochdosierten Pillen
Denn immer wieder werden Fälle tödlichen Ecstasy-Konsums unter Jugendlichen bekannt. Im Juni starb ein 13-Jähriger in Tübingen, nach dem Tod eines 20-Jährigen in Wolfsburg warnt das LKA vor extrem hochdosierten, blauen Ecstasy-Pillen.
Das Problem: Da der Markt illegal ist, wissen Konsumenten nie, wie viel Wirkstoff in einer Pille ist. Und der Markt wird regelrecht überschwemmt mit gefährlichen Pillen. Das niederländische Drug Information and Monitoring System (DIMS) maß 2015 in 53 Prozent der getesteten Pillen einen MDMA-Gehalt von über 140 Milligramm (ab 120 Milligramm gilt eine Pille als hochdosiert). Zum Vergleich: 2009 hatten nur drei Prozent der Pillen einen so hohen MDMA-Gehalt. Und immer wieder tauchen sogenannte „Super Pills“ mit MDMA-Werten zwischen 270 und 340 Milligramm auf.
Gleichzeitig wird auf den Märkten eine erhöhte Produktion und Verfügbarkeit von MDMA verzeichnet, Online-Versender sorgen für leichte Verfügbarkeit. Die Tendenz der mit MDMA verbundenen Krankenhauseinweisungen steigt, und in manchen Ländern auch die Todeszahlen.