Kerzen und ein Foto des getöteten 38-Jährigen in Lübeck
  • Am Tatort wurden Kerzen und ein Foto des Getöteten hinterlassen.
  • Foto: H. Kroeger

Tödliche Schüsse in Lübecker Villa: 57-Jähriger vor Gericht

Sie dachten, die Villa stünde leer, doch als sie sich Zugang zu dem äußerlich heruntergekommenen Haus verschafft hatten, wurden sie von dessen Eigentümer überrascht. Die Männer flüchteten, der Hausbesitzer (57) richtete seine Waffe auf sie – und schoss. Einer der Eindringlinge wurde tödlich getroffen. Jetzt beginnt vor dem Landgericht Lübeck der Prozess gegen den Villenbewohner. Die Anklage lautet auf Totschlag.

Es war in den frühen Morgenstunden des 30. Dezember 2020, als ein 38-Jährige zusammen mit seinem 27-jährigen Begleiter durch ein Kellerfenster in das vermeintlich leerstehende Gebäude an der Straße Am Burgfeld einstieg. Wie der Überlebende der Polizei später berichtete, hatten sie nicht die Absicht, etwas zu stehlen, sondern lediglich eine Faszination für verlassene Orte, in der Szene auch als „Lost Places“ bekannt.

In vermeintlich leere Villa eingestiegen: Hausbesitzer erschießt 38-Jährigen in Lübeck

Das Haus im Lübecker Bezirk St. Gertrud wirkte unbewohnt und äußerlich verfallen, das Grundstück davor verwildert. Doch im zweiten Obergeschoss wurden die beiden Männer plötzlich von dem Besitzer des Hauses überrascht.

Polizisten bringen Beweismittel aus der alten Villa in Lübeck nach draußen. H. Kroeger
Polizisten bringen Beweismittel aus der alten Villa in Lübeck nach draußen.
Polizisten bringen Beweismittel aus der alten Villa in Lübeck nach draußen.

Vor Schreck ergriffen sie die Flucht. Während der Jüngere es unbeschadet aus dem Haus schaffte, wurde der Ältere durch drei Kugeln in Brustkorb, Becken und Gesäß tödlich getroffen. Nach rund 100 Metern sackte er auf dem Gehweg an der angrenzenden Adolfstraße zusammen, verstarb wenig später im Krankenhaus.

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Die Polizei fand den mutmaßlichen Schützen schließlich auf dem Dach der Villa, neben ihm eine Pistole. Er ließ sich widerstandslos festnehmen. Bei der anschließenden Untersuchung dazu wurden zwei weitere Waffen, ein Revolver und eine Langwaffe, gefunden sowie eine Handgranate sichergestellt. Für alle drei Waffen besaß der Mann einen Waffenschein.

Lübeck: Hausbesitzer in Untersuchungshaft

Ein Haftrichter ordnete am nächsten Tag Untersuchungshaft wegen Fluchtgefahr an. Bislang schwieg der Hausbesitzer zu den gegen ihn erhobenen Vorwürfen.

Dass die Männer tatsächlich nicht die Absicht hatten, etwas zu klauen, dafür spricht, dass bei dem Toten keine Einbruchswerkzeuge gefunden wurden oder etwas, womit er Geklautes hätte mitnehmen können. Die Ermittler halten nach bisherigen Erkenntnissen die Aussagen des Mannes, der die Schüsse überlebte, für nachvollziehbar. Außerdem stimmten sie mit dem überein, was die Tatortarbeit der Kripo ergab. „Trotzdem könnte er natürlich auch ein eigenes Interesse haben, die Abläufe so darzustellen“, erklärte kurz nach der Tat eine in dem Fall involvierte Staatsanwältin.

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Ab Donnerstag wird dem 57-Jährigen wegen Totschlags der Prozess vor der Großen Strafkammer gemacht. Das Gericht hat zehn Hauptverhandlungstage anberaumt und 20 Zeugen sowie drei Sachverständige geladen.

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