Umweltschützer entsetzt: Tausende neue Windräder an Nord- und Ostsee geplant
Mehr Windparks an Nord- und Ostsee: Das hat die Bundesregierung vor etwa einem Monat beschlossen. Nun liegt ein Vorentwurf für die möglichen Standorte der geplanten Windräder vor. Viele Umweltverbände schlagen Alarm, aber es gibt auch Zustimmung.
Zum Beschluss der Bundesregierung hat das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (BSH) nun einen Vorentwurf für die möglichen Standorte der neuen Windparks und einen zeitlichen Ablaufplan bis 2030 vorgelegt. Verbände und Behörden können bis Montag dazu Stellung nehmen. Ende des Jahres soll der gesamte Flächenentwicklungsplan nach weiteren Gesprächen dann verabschiedet werden.
Nach dem Willen der Bundesregierung soll sich insgesamt die Leistung der Windenergieanlagen erhöhen. Derzeit sind nach Angaben des Bundesamtes rund 1.500 Anlagen mit einer Leistung von 7,5 Gigawatt in den Küstengewässern und der Ausschließlichen Wirtschaftszone installiert. Bis 2030 sollen es 20 Gigawatt sein, zehn Jahre später 40 Gigawatt.
Umweltschützer kritisieren Windparks an Nord- und Ostsee
Nabu-Präsident Jörg-Andreas Krüger bezeichnete den Beschluss der Bundesregierung als Schnellschuss und falsches Signal. „Ein solcher Ausbau wäre nicht naturverträglich umsetzbar und wäre nicht vereinbar mit dem Naturschutzrecht“, so Krüger.
Kritik kommt auch von der Leiterin des WWF-Meeresschutzzentrums in Hamburg, Heike Vesper. Bei einem Ausbau auf 40 Gigawatt bis 2040 bestehe die Gefahr, dass mehr als 50 Prozent der Fläche für bedrohte und geschützte Vogelarten verloren gehen. Der Deutsche Fischereiverband weist unterdessen auf den Verlust von Fanggebieten hin.
Greenpeace und BUND grundsätzlich für Windparks
Neben der Kritik gibt es aber auch Zustimmung von einigen Umweltverbänden wie Greenpeace oder dem BUND. „Der Ausbau der erneuerbaren Energien und der Windenergie auf See ist für das Erreichen der Energiewende- und Klimaziele von großer Bedeutung“, so Greenpeace-Meeresexperte Thilo Maack. Auch eine Verdoppelung des Ziels auf 40 Gigawatt bis 2040 lehnt der Umweltverband nicht grundsätzlich ab. „Wir verstehen, dass über 2030 hinaus für alle beteiligten Akteure eine Planungs- und Investitionssicherheit gewährleistet sein muss“, so Maack. Trotzdem müsse der Ausbau innerhalb der ökologischen Belastungsgrenzen erfolgen.
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Der BUND fordert, beim Bau der Windräder auf die Rammtechnik zu verzichten, um die Schweinswale zu schützen. Gegen den Ausbau an sich hat der BUND aber nichts: „Langfristig ist ein Potenzial von 30 Gigawatt installierter Leistung und einem Ertrag von 120 Terawattstunden erschließbar“, heißt es in einer Stellungnahme.
Untersuchung und Versteigerung der Flächen dauert fünf Jahre
Wenn der Flächenentwicklungsplan Ende des Jahres verabschiedet wird, müssen die ausgewiesenen Flächen vom BSH voruntersucht und bei Eignung von der Bundesnetzagentur versteigert werden. Dieser Vorgang könnte um die fünf Jahre dauern. Zudem muss auch die Sicherheit der Schiffahrt weiterhin gewährleistet werden. (dpa/lmr)