Versicherungsbetrug: Fake-Tod auf der Ostsee: So kam es zum irren Betrugs-Plan
Kiel –
Im Prozess um einen vorgetäuschten Tod in der Ostsee und einen versuchten Millionen-Versicherungsbetrug haben am Mittwoch Ermittlungsbeamte vor dem Kieler Landgericht Erkenntnisse zu Tatmotiv und Tatplanung geliefert. Demnach war der Angeklagte stark verschuldet und ohne eigenes Einkommen, als er einen Bootsunfall und sein angebliches Ertrinken in der Ostsee vortäuschte.
Die Anklage wirft dem 53-Jährigen, seiner gleichaltrigen Frau und der 87-jährigen Mutter vor, sie hätten mit dem vorgetäuschten Todesfall rund 4,1 Millionen Euro aus 14 Risiko-, Lebens- und Unfallversicherungen kassieren wollen.
Tod auf der Ostsee vorgetäuscht: Polizei erklärt das Motiv
Den Aussagen der Ermittler zufolge fanden die Beamten bei Hausdurchsuchungen Unterlagen und Briefe, in denen „der Tatplan von ihm relativ detailliert geschildert wird“. Der Angeklagte versuchte demnach durch die Tat „seiner finanziell stark angespannten Lage zu entfliehen“.
Er hatte kein eigenes Einkommen und wurde von seiner 87-jährigen Mutter monatlich mit 1000 Euro und weiteren Zahlungen unterstützt. In Ihrem Haus in Schwarmstedt versteckte er sich nach seinem Verschwinden am 7. Oktober 2019 monatelang. Bei einer Durchsuchung des Dachbodens verriet ein Aufblitzen seines Eheringes das Versteck des angeblich tödlich Verunglückten.
Tod auf der Ostsee vorgetäuscht: Familien-Trio angeklagt
Seine Frau soll der 53-Jährige im Juni 2019 in seine Pläne eingeweiht haben, sagte der Vernehmungsbeamte aus. „Er sagte, er müsse eine Menge Geld zurückzahlen“, habe die 53-Jährige dem Beamten bei ihrer Vernehmung erzählt. Sie habe ihrem Mann demnach abgeraten. Damals sei sein erstes Boot gekentert. Sie habe vermutet, dass er vielleicht deswegen auf die Idee gekommen sei, schilderte der Beamte.
Kiel: Versicherungsbetrug mit Bootsunglück
Kurz vor seinem angeblichen Bootsunfall habe die Mutter noch fast 3000 Euro überwiesen, berichtete eine Finanzermittlerin der Polizei. Nach ihren Aussagen kaufte der Angeklagte trotz seiner desolaten Finanzlage Ende Juli für 6500 Euro ein neues Boot und ließ es für 2000 Euro in einer Werkstatt generalüberholen. Der Angeklagte sitzt in Untersuchungshaft. Das Verfahren gegen die Mutter wurde abgetrennt. Das Urteil wird Ende Januar erwartet. (dpa/ste)