Viele Badetote: Das hat laut Experten die Pandemie damit zu tun
Traurige Bilanz eines Sommer-Wochenendes: Für mehrere Kinder und Jugendliche endeten Badeausflüge in Gewässern in Schleswig-Holstein und Hamburg tragisch. So wurde eine Neunjährige in der Elbe bei Kollmar im schleswig-holsteinischen Kreis Steinburg auch am Montag noch vermisst. Das Kind war am frühen Samstagabend im Wasser an einer Badestelle verschwunden.
Auch ein 15-Jähriger, der am Freitagabend in Hamburg bei einem Bad in der Elbe von der Strömung mitgerissen worden war, ist am Montag noch immer nicht gefunden worden. Eine 13-Jährige starb im Einfelder See bei Neumünster, ihre Leiche war am Sonntag gefunden worden. Für einen 19-Jährigen endete das Bad in einem See in Müssen im schleswig-holsteinischen Kreis Herzogtum Lauenburg am Samstagabend ebenfalls tödlich.
Die DLRG erklärt, was die Pandemie mit den vielen Badetoten zu tun hat
Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) in Schleswig-Holstein warnte angesichts dieser Vorfälle vor den Risiken beim Schwimmen in Flüssen und auch in Seen. Unter anderem der vom Schiffsverkehr verursachte Sog und der Wellenschlag machten das Schwimmen in Flüssen in der Nähe von Schifffahrtswegen gefährlich, sagte der DLRG-Landesgeschäftsführer Thies O. Wolfhagen. Hinzu kommen unterschiedlich starke – und in der Elbe wegen der Tiede auch noch wechselnde – Strömungen. „Das macht es besonders gefährlich.“
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Auch das Baden in Seen sollte nach Ansicht Wolfhagens nicht unterschätzt werden. So müsse mit Hindernissen unter Wasser wie Pflanzen gerechnet werden, die nicht immer von der Oberfläche aus zu sehen seien. Das Tauchen oder Schwimmen in einem Algenteppich könne zu Panik führen oder man könne sich darin verfangen.
Badende sollten sich daher immer zuerst informieren, wie es mit Bewuchs, Steinen und der Wassertiefe aussieht. So gibt es in künstlichen Seen, etwa in alten Kiesgruben, zum Teil steile Abbruchkanten. Gerade für ungeübte Schwimmer sei es schwer, wenn sie plötzlich den Boden unter den Füßen verlören. Auch den Einfluss von starken Temperaturunterschieden auf den Körper in Gewässern mit unterschiedlichen Tiefen sollte man ernst nehmen, wie Wolfhagen sagte.
DLRG: Mehr Inlandsurlaub und weniger Schwimmtraining können vermehrt zu Badeunfällen führen
Die DLRG rechnet in diesem Jahr generell mit mehr Badeunfällen, auch weil angesichts der Corona-Pandemie mehr Menschen im Inland Urlaub machten. Vor allem wegen des ausgefallenen Schwimmtrainings in der Corona-Pandemie bei Kindern und Schwimmanfängern aber auch bei den Rettungsschwimmern sieht die DLRG eine Gefahr.
Der Pressesprecher des DLRG-Bundesverbandes Achim Wiese sagte bereits vor einigen Monaten, „viele unterschätzen, wie viel Fitness verloren gegangen ist, wenn sie lange zu Hause sind und sich über einen langen Zeitraum nicht regelmäßig und ausreichend bewegen.“ Wolfhagen beobachtete Ähnliches: „Die Menschen sind nicht mehr so geübt.“ Dies gelte zum Teil auch für die Rettungsschwimmer selbst. Diese konnten über einen langen Zeitraum weder vernünftig trainieren, noch konnten neue Rettungsschwimmer ausgebildet werden, wie Wolfhagen sagte. Ein Jahrgang fehle.
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Dies sei auch an den Wachstationen an Nord- und Ostsee zu bemerken, die in der Regel etwa zur Hälfte mit Neulingen besetzt seien. Im Moment seien an einigen Stränden nur die Hauptwachen besetzt und nicht jeder Nebenturm, sagte Wolfhagen. In der Regel sind an den Stränden in Schleswig-Holstein täglich rund 450 Ehrenamtliche im Einsatz. Aktuell sind es demnach noch etwa ein Drittel weniger. Das Problem knapper Besetzung zeichnet sich den Angaben zufolge noch bis Mitte, Ende Juli ab. Auf den ganzen Sommer gesehen ist die Zahl der Bewerbungen aber gestiegen: Die Zahl der Bewerbungen liege zehn Prozent höher als im vergangenen Jahr, sagte Wolfhagen. (dpa)