Symbolbild Burnout
  • Burnout beginnt meist harmlos. Doch am Schluss bleiben Kraftverlust, Erschöpfung und innere Leere.
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Burnout – wenn nichts mehr geht

Müde, erschöpft, ausgebrannt – so beschreiben immer mehr Deutsche ihr Befinden im Alltag. Nach einem langen Wochenende, einem Urlaub oder gar einer Kur geht es für eine gewisse Zeit besser. Doch schon nach wenigen Tagen oder Wochen schlägt das alte Muster wieder zu. Dem Körper und der Psyche geht die Kraft aus. Wird dieser Kreislauf chronisch, gilt es zu diagnostizieren, ob ein Burnout vorliegt.

Es beginnt meist harmlos und fließend: immer mehr Arbeit, interessante Projekte, eine Beförderung in Aussicht. Später werden Freunde vernachlässigt, der Sport im Verein weggelassen, die eigenen Bedürfnisse verdrängt, die Arbeit weiter hochgefahren. Am Schluss bleiben Kraftverlust, Erschöpfung, innere Leere. Rund 5-7 Prozent aller Erwachsenen in Deutschland leiden unter einem Burnout. Der Begriff wird als Erschöpfungssyndrom definiert – nicht als eigene Erkrankung.

Diagnose

Typisch sind drei Leitsymptome, die fast immer zusammen auftreten.

  1. Erschöpfung und Müdigkeit

Betroffene haben nicht mehr die volle Energie, fühlen sich ausgelaugt, antriebslos. Körperliche Beschwerden, wie zum Beispiel Schlafstörungen, Magen-Darm- oder Kreislaufprobleme, beginnen.

  • Ent-Personalisierung:

Das Gefühl, das Arbeitspensum nicht mehr zu bewältigen, nimmt zu. Eine immer größere innere Distanz oder gar ein Zynismus gegenüber der eigenen Arbeit oder dem Unternehmen entstehen. Die Arbeit wird als belastend empfunden.

  • Deutlich verringerte berufliche Leistungsfähigkeit

Betroffene fühlen sich nicht mehr leistungsfähig. Konzentration und Kreativität werden immer geringer, bis die Lust und Kraft für die Arbeit ganz verloren gehen. Eine exakte Diagnose ist wichtig, weil die Grenzen zu Depressionen, Angststörungen, psychosomatischen und körperlichen Erkrankungen fließend sind. Im ausführlichen Anamnese-Gespräch werden die klassischen Symptome eines Burnouts samt Schweregrad ermittelt. Dann erfolgen Untersuchungen auf Stress-Hormone, die Herzfrequenz wird unter Stress gemessen, der Betroffene einem standardisierten Stresstest unterzogen.

Welche Faktoren führen zu einem Burnout?

Eine hohe Arbeitsbelastung, große Verantwortung mit geringen Gestaltungsspielräumen, Druck von oben und unten und mangelnde Anerkennung. Auch Perfektionismus und eine gefühlte „Unersetzbarkeit“ spielen eine Rolle. Dazu kommen fehlende Erholungsphasen. Freizeit ist nicht immer gleichbedeutend mit Erholung. Wer etwa die Eltern pflegen muss, sich für eine Familie mit Kindern verantwortlich fühlt oder andere zusätzliche Verpflichtungen hat, kann auch außerhalb der Arbeit schlechter abschalten. Auch Terminstress in der Freizeit führt schneller zu einem Burnout. Besonders hohe Burnout-Raten sehen Experten in zwei Altersgruppen: zwischen 31 und 45 Jahren, wo die Weichen im Beruf, der Karriere, in der Familie, im Wohnumfeld (z.B. Hausbau) gestellt werden, und bei den 53- bis 63-Jährigen, die schon lange unter Volldampf im Berufsleben stehen.

Therapie

In frühen Stadien reichen heute häufig weniger als 10 therapeutische Sitzungen. Zusätzlich müssen Betroffene im Job etwas ändern. Das Abgeben und Delegieren von Aufgaben, eine Auflösung der Arbeitsverdichtung, ein „Nein“ zu neuen, noch größeren Projekten, die eigenen Erwartungen herunterzuschrauben, können dabei genauso helfen wie der Wechsel der Abteilung, ein neuer Job oder die Verringerung der Stundenzahl.

Dazu kommen Stressbewältigungs-Strategien wie Autogenes Training, Progressive Muskelentspannung, Stressratgeber, um einen guten Umgang mit dem eigenen Stress zu finden. Bei körperlicher Erschöpfung hilft leichtes Ausdauertraining, nur 3–4-mal pro Woche á einer halben Stunde. Hilfe finden Betroffene beim Hausarzt, bei Psychologen und Psychotherapeuten und in Präventionskursen der Krankenkassen. Für schwere Fälle gibt es auf Burnout spezialisierte Kliniken. Der mentale Abstand zur Arbeit ist genauso wichtig wie die Erholung durch Sport und Bewegung, Spiele mit der Familie oder auch einmal auf der Couch zu bleiben. Eine tragende Rolle spielen soziale Kontakte zu Freunden.

Unbehandelt kann ein Burnout schleichend in eine psychische Erkrankung übergehen. Erkrankungen des Herz-Kreislaufsystems, Migräne, Erkrankungen durch Schlafmangel bis hin zu chronisch-entzündlichen Erkrankungen können die Folge sein.

Marina Gunesch

*Hinweis der Redaktion: Dieser Artikel wurde nicht von der Redaktion der Hamburger Morgenpost erstellt. Er stammt von der Ärztemagazin-Redaktion der Publishingone GmbH. Die Inhalte dienen ausschließlich der allgemeinen Information und stellen keine medizinische Beratung dar. Für individuelle Fragen oder gesundheitliche Beschwerden wenden Sie sich bitte an eine Ärztin oder einen Arzt Ihres Vertrauens. Die Hamburger Morgenpost übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit und Aktualität der Inhalte.