Der Wohnzimmer-Kiosk am Hellkamp
Mit Schnacks und Snacks: Kiosk-Charaktere im Porträt
Zarte Töne eines Windspiels erklingen, als ich den Kiosk „Freundschaft Getränkemarkt“ im Hellkamp 16 von Farid Ashtarie und seiner Frau Maryam Nia betrete, und ich bin erst einmal baff. Dicke Orientteppiche liegen auf dem Boden, schöne alte Holzschränke und ein Lehnstuhl verzieren den Laden, die Wände sind in Backsteinoptik gehalten. Aus den Lautsprechern eines Röhrenradios erklingt Musik von „Radio Hamburg“. Es fühlt sich eher nach Wohnzimmer als nach Kiosk an.
„Schauen Sie, wir verbringen hier sehr viel Zeit und möchten es für uns und unsere ,Familie‘ einfach gemütlich haben“, meint Farid. Die „Familie“, das sind die vielen Stammkunden, die vom gut ausgewählten Sortiment der beiden profitieren. 50 Biersorten, viele aus Süddeutschland wie das Stuttgarter „Hövels Original“, eine große Weinauswahl, edle Spirituosen, über 150 Zeitungen, ein Hermes-Paket-Shop, Tabak, Süßigkeiten und Waren für den täglichen Bedarf gehören dazu. Von 8.00 bis 23.00 Uhr, sieben Tage die Woche, steht das reizende Ehepaar im Laden, die leckere warme Mahlzeit am Mittag bereitet Maryam in der angrenzenden Küche zu.
Sie sind seit zehn Jahren fest verwurzelt und sehr beliebt im Stadtteil. Gerade kommt Rita, eine langjährige Kundin, in den Laden, überreicht Maryam eine Blume und erzählt: „Sie hat mich dreimal im Krankenhaus besucht, das vergisst man nicht.“ Ein junges Ehepaar mit Kinderwagen klopft an die Scheibe. „Wir wollten euch Clara, unser Baby, vorstellen“, rufen sie, dann liegen sich alle in den Armen. Solidarität zeigte sich seitens der Anwohner auch, als ein weiterer Kiosk direkt gegenüber eröffnete, es gab einen „stillen Boykott“. Nach einem halben Jahr war der neue Kiosk wieder Geschichte.
Die bisher süßeste Kiosk-Geschichte erzählt mir Farid zum Schluss. „Eine schöne junge Frau kam am Anfang meiner Kiosk-Karriere in den Laden und fragte, ob ich eine Freundin habe. Meine Gedanken überschlugen sich und ich antwortete schließlich: ,Entschuldigung, ich bin verheiratet‘, woraufhin sie erwiderte, dass sie die Zeitschrift meine. Danach konnten wir gar nicht mehr aufhören zu lachen.“
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