Außenminister trifft Pontifex: Privataudienz! Was Heiko Maas dem Papst zu sagen hat
Rom –
Maas trifft Papst – es ist ein wirklich ungewöhnliches Treffen: Zum ersten Mal seit fast 20 Jahren empfängt der Pontifex einen deutschen Außenminister zu einer Privataudienz. Heiko Maas, Katholik und ehemaliger Messdiener, hatte sich die Begegnung sehr gewünscht. Er schätzt Franziskus als unkonventionelles Kirchenoberhaupt, will aber auch heikle Themen mit ihm besprechen.
Maas sagte, er wolle über sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche reden. Dies sei eine Frage, die viele Menschen bewegt und ihr Verhältnis zu ihrer Religionsgemeinschaft bestimmt, so der Minister nach seiner Ankunft in Rom. Es interessiere ihn, „wie die Katholische Kirche und wie insbesondere auch der Papst damit umzugehen gedenkt“. Maas wird als erster deutscher Außenminister seit fast 20 Jahren vom Papst zu einer Privataudienz empfangen.
Maas betonte, dass die Aufarbeitung des Missbrauchs nicht alleine Sache der Kirche sei. Da, wo es um strafrechtliche Zusammenhänge gehe, bedürfe es staatlicher Aufklärung. „Insofern kann der Staat sich gar nicht aus dieser Frage heraushalten, wenn es Opfer gibt, die ein Anrecht darauf haben, dass die Täter zur Verantwortung gezogen werden müssen.“
Heiko Maas findet Segnungsgottesdienste für homosexuelle Paare gut
Maas lobte auch die Segnungsgottesdienste für hetero- und homosexuelle Paare, mit denen sich deutsche Katholiken am Montag bewusst gegen ein Verbot des Vatikans gestellt hatten. Insgesamt wurden rund 100 Gottesdienste abgehalten. Eine Aktion dieser Art und Größenordnung hat es in der Kirche bisher noch nicht gegeben.
„Zumindest sehe ich, dass es in Teilen der katholischen Kirche große Offenheit gibt für gesellschaftliche Entwicklungen, denen man sich nicht verschließen kann“, sagte Maas dazu. „Dass damit diese Diskussionen nochmal angestoßen werden und vertieft geführt werden, das begrüße ich sehr.“
Heiko Maas will beim Papst auch Corona-Impfungen ansprechen
Ein weiteres heikles Thema, das in dem Gespräch zwischen Maas und Franziskus eine Rolle spielen könnte: Der Papst setzt sich für eine Aufweichung des Patentschutzes für Corona-Impfstoffe ein, um die Immunisierung von Menschen in armen Ländern zu beschleunigen. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich klar dagegen ausgesprochen, Maas dagegen eine gewisse Offenheit für eine Aufweichung des Patentschutzes erkennen lassen. „Wenn das ein Weg ist, der dazu beitragen kann, dass mehr Menschen schneller mit Impfstoffen versorgt werden, dann ist das eine Frage, der wir uns stellen müssen“, sagte der SPD-Politiker.
Das könnte Sie auch interessieren: Nach Segnungs-Absage aus Rom: Bischöfe und Priester erheben sich gegen den Vatikan
Eigentlich sind Privataudienzen beim Papst Staats- und Regierungschefs oder wie in Deutschland auch Ministerpräsidenten vorbehalten, weil die Kirchenvertragspartner des Heiligen Stuhls sind. Der bisher letzte Außenminister, dem eine Privataudienz beim Papst gewährt wurde, war Joschka Fischer 2003.
Der Katholik und frühere Messdiener Maas sagte, dass es sein ganz persönlicher Wunsch war, mit dem Papst zu sprechen. Er schätze Franziskus für seine „sehr unkonventionelle“ Art. (dpa/miri)