„Blanker Judenhass“: Große Empörung über Anti-Israel-Proteste
Berlin –
Brennende Israel-Flaggen, Steinwürfe gegen Synagogen, wütende Demonstrationen: Der Konflikt zwischen Israel und der palästinensischen Hamas sorgt auch in Deutschland für Emotionen. In vielen Städten eskalierte am Wochenende die Lage. Es kam zu Straftaten. Die Empörung ist groß.
Während die Kundgebungen in Hamburg am Sonnabend weitgehend friedlich blieben, wurden an anderen Orten Feuer entzündet. Auch die Parolen unterschieden sich stark in ihrem Extremismuspotential. Sie reichten vom harmlosen „Freiheit für Palästina“ oder „Keine Bomben auf Gaza“ über „Zionismus ist Terrorismus“ bis hin zu stark antisemitischen Botschaften, die nicht gegen Israel gerichtet waren, sondern gegen Juden an sich. Es ist diese Grenzüberschreitung, die nun in ganz Deutschland für Empörung sorgt.
Seehofer kündigt Strafen für antisemitische Übergriffe an
„Wer antisemitischen Hass verbreitet, wird die volle Härte des Rechtsstaates zu spüren bekommen“, verkündete Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) im Interview mit der „Bild am Sonntag“. Und: „Wir werden nicht tolerieren, dass auf deutschem Boden israelische Flaggen brennen und jüdische Einrichtungen angegriffen werden.“
Auch Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) hat die Ausschreitungen bei den propalästinensischen Demonstrationen in Neukölln als „untragbar“ verurteilt. Sie seien für eine freie und weltoffene Metropole wie Berlin nicht hinnehmbar und hätten auch sonst in der Gesellschaft keinen Platz, schrieb Müller am Sonntag auf Twitter. „Gegen Gewalt, Antisemitismus, Hass und Hetze werden wir uns entschieden entgegenstellen und die Menschen schützen, die davon betroffen sind.“
Zentralrat der Juden warnt vor antisemitischer Welle
Der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Josef Schuster, warnte vor einer Welle des Antisemitismus. „Seit Tagen verbreiten Mobs in vielen deutschen Städten blanken Judenhass. Sie skandieren übelste Parolen gegen Juden, die an die dunkelsten Zeiten deutscher Geschichte erinnern“, so Schuster.
Auch der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime in Deutschland, Aiman Mazyek, verurteilte die jüngste Gewalt gegen Synagogen. „Wer unter dem Vorwand von Kritik an Israel Synagogen und Juden angreift, hat jedes Recht auf Solidarität verwirkt“, schrieb Mazyek in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Die „widerlichen Attacken auf unsere jüdischen Mitbürger“ verurteile er entschieden. Und: „Wer Rassismus beklagt, selbst aber antisemitischen Hass verbreitet, verliert alle Glaubwürdigkeit und muss mit meinem entschiedenen Widerstand rechnen“, so Mazyek.
Kirchen: „Antisemitismus ist ein Verbrechen!“
Ähnliche Worte kamen von der evangelischen und die katholischen Kirche in Berlin und Brandenburg. Die Angriffe auf jüdische Einrichtungen in Deutschland seien „unerträglich“. Es sei nicht hinnehmbar, dass Synagogen und jüdische Einrichtungen bedroht, verunglimpft und angegriffen würden, erklärten der evangelische Landesbischof Christian Stäblein und der katholische Erzbischof Heiner Koch gemeinsam. „Antisemitismus ist ein Verbrechen. Wir werden uns überall entgegen stellen, wo Antisemitismus auf den Straßen in unserem Land laut wird.“ (ng/dpa)