Britin auf Heimweg ermordet: Das können Männer tun, damit Frauen sich sicherer fühlen
Hamburg –
Frauen haben viel zu häufig Angst – vor Männern. Davor, beleidigt, bedrängt oder überfallen zu werden. Das ist bitter, aber berechtigt. Seitdem die Britin Sarah Everard auf dem Heimweg überfallen und ermordet wurde, ist das Thema brennend präsent. Gestern schilderten MOPO-Redakteurinnen ihre Erfahrungen. Und wurden daraufhin von männlichen Kollegen gefragt: Was können wir tun, damit ihr euch sicherer fühlt? Ja – was eigentlich?
Die 33-jährige Sarah Everard war am 3. März auf dem Heimweg von einer Freundin, als sie entführt und vergewaltigt wurde – ihre Leiche fand man Tage später in einem Wald, der Mordverdächtige ist ein Polizist (MOPO berichtete).
Der Fall schlägt hohe Wellen, nicht nur in England gibt es Mahnwachen. Die britische Aktivistin Jamie Klingler sagte, es fühle sich an, als würde die halbe Bevölkerung an die Männer gerichtet sagen: „Das ist euer Problem, ihr müsst es in den Griff kriegen. Und zwar jetzt, wir werden es nicht länger hinnehmen.“
Expertin: Männer sollten Frauen auf der Straße überholen
Klare Worte. Doch welche Taten sollen folgen? Was soll der überwältigend große Teil der „guten“ Männer tun, um Frauen (und auch sich selbst) vor Bedrohung und Gewalt zu schützen?
Dr. Stevie Schmiedel, deren Hamburger Organisation „Pinkstinks“ sich unter anderem gegen Sexismus einsetzt, hat praktische Tipps, mit denen Männer das subjektive Sicherheitsgefühl von Frauen im Alltag erhöhen können. „Abends oder nachts kann ich automatisch die Straßenseite wechseln, wenn eine Frau vor mir geht. Damit klar ist, dass sie nicht verfolgt wird.“ Eine Alternative: „Gleich überholen, sodass sie hinter mir geht und nicht umgekehrt.“
Stevie Schmiedel: Eher ans Opfer wenden als an die Bedränger
Und sobald eine Situation diffus bedrängend wirkt: Präsenz zeigen. „Frauen werden oft angequatscht, ob auf der Straße oder auch in Bus und Bahn. Da hilft es schon, nicht wegzuschauen und sich einzumischen.“ Wichtig sei, so Schmiedel, sich nicht an den oder die Bedränger zu wenden – sondern ans Opfer: „Brauchst du Hilfe?“, „Bist du okay?“
Ja, es geht um Zivilcourage – und die ist nicht ohne Gefahr. „Man riskiert immer, auf die Nase zu kriegen“, so Schmiedel. Wenn die Situation zu brenzlig erscheint: „Dann ruft man die Polizei, das ist absolut angemessen“, appelliert die Hamburgerin. „Übergriffe lassen sich nur verhindern, wenn wir aufpassen und nicht wegschauen oder schweigen.“
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Das soll auch in England ein Ende haben – aufgrund der Proteste Tausender Frauen hat Boris Johnson Maßnahmen angekündigt: „Der Tod von Sarah Everard muss uns in dem Entschluss vereinen, Gewalt gegen Frauen und Mädchen auszutreiben und jeden Teil der Justiz dafür einzusetzen, sie zu schützen und zu verteidigen“, so der Premier. Hoffentlich folgen den Worten Taten …